Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.Dadurch, daß eine freye Gedankenmittheilung, -- Dadurch, daß eine freye Gedankenmittheilung, — <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0172" n="164"/> <p>Dadurch, daß eine freye Gedankenmittheilung, —<lb/> einzig an die Bedingung der Wahrheit in den That¬<lb/> ſachen und einer ſittlichen Billigkeit im Urtheile ge¬<lb/> knüpft, und in ihrem Mißbrauche blos an den Ausſpruch<lb/> der Geſchwornen auf Recht und Billigkeit angewieſen, —<lb/> den geiſtigen Kreislauf unterhält, und nun die Ver¬<lb/> faſſung mit allen ihren Inſtitutionen unter der Alles<lb/> durchſchauenden Aufſicht des Ganzen ſteht, ſey mit<lb/> dem Wegfallen der ohnehin unzuverläßigen Controlle<lb/> von oben, eine der Hauptquellen jenes Schreiberey¬<lb/> weſens abgegraben, an dem alle Staaten ſiechen.<lb/> Dadurch, daß jede Behörde ihren eigenen Kreis abge¬<lb/> markt erhalte, innerhalb deſſen ſie auf ihre eigene<lb/> Verantwortlichkeit Befugniſſe übt, und den ſie ſo viel<lb/> möglich mit perſönlicher und unmittelbarer Thätigkeit<lb/> erfüllt, ſey eine andere reichlich fließende Quelle dieſes<lb/> verderblichen Unfugs abgegraben. Statt des loſen<lb/> Papierbandes, das jetzt die Monarchie, — die, wenn<lb/> ſie nicht zu roher Gewalt ihre Zuflucht nimmt, in<lb/> gänzlicher Unmacht aus einer abſtrakten Welt herab,<lb/> beynahe keines Einfluſſes auf die Wirkliche ſich erfreut,<lb/> mit der Demokratie verbindet, die von den unterſten<lb/> Beamten allein beherrſcht, von oben herab nur ver¬<lb/> worren und geirrt, getrieben von dem Naturlauf der<lb/> Dinge, immer ſchwebend am Rande der Anarchie,<lb/> die Dinge und Angelegenheiten beſchickt, wie es ſich<lb/> eben fügen will, ſchlinge alsdann wieder ein warhaft<lb/> organiſches Band die zerfallenen Sphären in eine<lb/> wahre begeiſtigte Leiblichkeit zuſammen, worin immer<lb/> je Eines getragen von dem Andern Beyde wechſelſeitig<lb/> das gemeine Wohl fördern mögen. Nur indem der<lb/> gänzlich inhaltsleere Formalism des heutigen Regie¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [164/0172]
Dadurch, daß eine freye Gedankenmittheilung, —
einzig an die Bedingung der Wahrheit in den That¬
ſachen und einer ſittlichen Billigkeit im Urtheile ge¬
knüpft, und in ihrem Mißbrauche blos an den Ausſpruch
der Geſchwornen auf Recht und Billigkeit angewieſen, —
den geiſtigen Kreislauf unterhält, und nun die Ver¬
faſſung mit allen ihren Inſtitutionen unter der Alles
durchſchauenden Aufſicht des Ganzen ſteht, ſey mit
dem Wegfallen der ohnehin unzuverläßigen Controlle
von oben, eine der Hauptquellen jenes Schreiberey¬
weſens abgegraben, an dem alle Staaten ſiechen.
Dadurch, daß jede Behörde ihren eigenen Kreis abge¬
markt erhalte, innerhalb deſſen ſie auf ihre eigene
Verantwortlichkeit Befugniſſe übt, und den ſie ſo viel
möglich mit perſönlicher und unmittelbarer Thätigkeit
erfüllt, ſey eine andere reichlich fließende Quelle dieſes
verderblichen Unfugs abgegraben. Statt des loſen
Papierbandes, das jetzt die Monarchie, — die, wenn
ſie nicht zu roher Gewalt ihre Zuflucht nimmt, in
gänzlicher Unmacht aus einer abſtrakten Welt herab,
beynahe keines Einfluſſes auf die Wirkliche ſich erfreut,
mit der Demokratie verbindet, die von den unterſten
Beamten allein beherrſcht, von oben herab nur ver¬
worren und geirrt, getrieben von dem Naturlauf der
Dinge, immer ſchwebend am Rande der Anarchie,
die Dinge und Angelegenheiten beſchickt, wie es ſich
eben fügen will, ſchlinge alsdann wieder ein warhaft
organiſches Band die zerfallenen Sphären in eine
wahre begeiſtigte Leiblichkeit zuſammen, worin immer
je Eines getragen von dem Andern Beyde wechſelſeitig
das gemeine Wohl fördern mögen. Nur indem der
gänzlich inhaltsleere Formalism des heutigen Regie¬
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