denen sie sich bewegen soll, auch mit dem demokra¬ tischen Elemente mitzuwirken; werden für den engern Kreis örtlicher Verhältnisse die Provinzialversammlun¬ gen, für Allgemeine die Reichsparlamente berufen und gewählt, daß sie mit den Ministerien und den Ministerialen in freyer Wechselwirkung, getragen und gekräftigt durch alle jene automatischen Institutionen, in denen sie ihre Wurzeln in die heimathliche Erde schlagen, was dem Heile des Ganzen gedeihlich ist, und was seinem Zustand frommt, bilden und gestal¬ ten mögen.
Nur auf diese Weise, urtheilt die Meinung, möge es wohl gelingen, wiederzufinden, was uns in den Jahrhunderten der Verwirrung verlohren gegangen, und auch in unserer Art nach den gegebenen Momenten, das Problem aufzulösen, was die ver¬ schiedenen Ztiten der teutschen Geschichte, jede auf eigenem Wege, sich aufgelößt. Nur indem die Frey¬ heit ihr Recht erhalte, möge der Gehorsam auch willig seine Pflicht erfüllen; und so jene freye Unter¬ werfung, die einzige wahre Stärke der Staaten wie¬ derkehren. Nur indem die Gemeinde wieder eingesetzt werde in ihre naturgemäße Selbstständigkeit, und der stockende kleine Kreislauf wieder ins Fließen komme, möge die erstorbene Theilnahme am Oeffentlichen wieder sich beleben; jene erloschenen Instinkte, an die we¬ sentlich die Erhaltung des Ganzen geknüpft erscheint, wieder erwachen; und indem sie das Nähere mit ge¬ diegener Würksamkeit erfüllen, jene weitumgreifende, schweifende, unbestimmte Thätigkeit nach und nach wieder in ihre Ufer treten, und jene krankhafte Er¬ regbarkeit sich stumpfen und beruhigen.
11*
denen ſie ſich bewegen ſoll, auch mit dem demokra¬ tiſchen Elemente mitzuwirken; werden für den engern Kreis örtlicher Verhältniſſe die Provinzialverſammlun¬ gen, für Allgemeine die Reichsparlamente berufen und gewählt, daß ſie mit den Miniſterien und den Miniſterialen in freyer Wechſelwirkung, getragen und gekräftigt durch alle jene automatiſchen Inſtitutionen, in denen ſie ihre Wurzeln in die heimathliche Erde ſchlagen, was dem Heile des Ganzen gedeihlich iſt, und was ſeinem Zuſtand frommt, bilden und geſtal¬ ten mögen.
Nur auf dieſe Weiſe, urtheilt die Meinung, möge es wohl gelingen, wiederzufinden, was uns in den Jahrhunderten der Verwirrung verlohren gegangen, und auch in unſerer Art nach den gegebenen Momenten, das Problem aufzulöſen, was die ver¬ ſchiedenen Ztiten der teutſchen Geſchichte, jede auf eigenem Wege, ſich aufgelößt. Nur indem die Frey¬ heit ihr Recht erhalte, möge der Gehorſam auch willig ſeine Pflicht erfüllen; und ſo jene freye Unter¬ werfung, die einzige wahre Stärke der Staaten wie¬ derkehren. Nur indem die Gemeinde wieder eingeſetzt werde in ihre naturgemäße Selbſtſtändigkeit, und der ſtockende kleine Kreislauf wieder ins Fließen komme, möge die erſtorbene Theilnahme am Oeffentlichen wieder ſich beleben; jene erloſchenen Inſtinkte, an die we¬ ſentlich die Erhaltung des Ganzen geknüpft erſcheint, wieder erwachen; und indem ſie das Nähere mit ge¬ diegener Würkſamkeit erfüllen, jene weitumgreifende, ſchweifende, unbeſtimmte Thätigkeit nach und nach wieder in ihre Ufer treten, und jene krankhafte Er¬ regbarkeit ſich ſtumpfen und beruhigen.
11*
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0171"n="163"/>
denen ſie ſich bewegen ſoll, auch mit dem demokra¬<lb/>
tiſchen Elemente mitzuwirken; werden für den engern<lb/>
Kreis örtlicher Verhältniſſe die Provinzialverſammlun¬<lb/>
gen, für Allgemeine die Reichsparlamente berufen<lb/>
und gewählt, daß ſie mit den Miniſterien und den<lb/>
Miniſterialen in freyer Wechſelwirkung, getragen und<lb/>
gekräftigt durch alle jene automatiſchen Inſtitutionen,<lb/>
in denen ſie ihre Wurzeln in die heimathliche Erde<lb/>ſchlagen, was dem Heile des Ganzen gedeihlich iſt,<lb/>
und was ſeinem Zuſtand frommt, bilden und geſtal¬<lb/>
ten mögen.</p><lb/><p>Nur auf dieſe Weiſe, urtheilt die Meinung, möge<lb/>
es wohl gelingen, wiederzufinden, was uns in den<lb/>
Jahrhunderten der Verwirrung verlohren gegangen,<lb/>
und auch in unſerer Art nach den gegebenen<lb/>
Momenten, das Problem aufzulöſen, was die ver¬<lb/>ſchiedenen Ztiten der teutſchen Geſchichte, jede auf<lb/>
eigenem Wege, ſich aufgelößt. Nur indem die Frey¬<lb/>
heit ihr Recht erhalte, möge der Gehorſam auch<lb/>
willig ſeine Pflicht erfüllen; und ſo jene freye Unter¬<lb/>
werfung, die einzige wahre Stärke der Staaten wie¬<lb/>
derkehren. Nur indem die Gemeinde wieder eingeſetzt<lb/>
werde in ihre naturgemäße Selbſtſtändigkeit, und der<lb/>ſtockende kleine Kreislauf wieder ins Fließen komme,<lb/>
möge die erſtorbene Theilnahme am Oeffentlichen wieder<lb/>ſich beleben; jene erloſchenen Inſtinkte, an die we¬<lb/>ſentlich die Erhaltung des Ganzen geknüpft erſcheint,<lb/>
wieder erwachen; und indem ſie das Nähere mit ge¬<lb/>
diegener Würkſamkeit erfüllen, jene weitumgreifende,<lb/>ſchweifende, unbeſtimmte Thätigkeit nach und nach<lb/>
wieder in ihre Ufer treten, und jene krankhafte Er¬<lb/>
regbarkeit ſich ſtumpfen und beruhigen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">11*<lb/></fw></body></text></TEI>
[163/0171]
denen ſie ſich bewegen ſoll, auch mit dem demokra¬
tiſchen Elemente mitzuwirken; werden für den engern
Kreis örtlicher Verhältniſſe die Provinzialverſammlun¬
gen, für Allgemeine die Reichsparlamente berufen
und gewählt, daß ſie mit den Miniſterien und den
Miniſterialen in freyer Wechſelwirkung, getragen und
gekräftigt durch alle jene automatiſchen Inſtitutionen,
in denen ſie ihre Wurzeln in die heimathliche Erde
ſchlagen, was dem Heile des Ganzen gedeihlich iſt,
und was ſeinem Zuſtand frommt, bilden und geſtal¬
ten mögen.
Nur auf dieſe Weiſe, urtheilt die Meinung, möge
es wohl gelingen, wiederzufinden, was uns in den
Jahrhunderten der Verwirrung verlohren gegangen,
und auch in unſerer Art nach den gegebenen
Momenten, das Problem aufzulöſen, was die ver¬
ſchiedenen Ztiten der teutſchen Geſchichte, jede auf
eigenem Wege, ſich aufgelößt. Nur indem die Frey¬
heit ihr Recht erhalte, möge der Gehorſam auch
willig ſeine Pflicht erfüllen; und ſo jene freye Unter¬
werfung, die einzige wahre Stärke der Staaten wie¬
derkehren. Nur indem die Gemeinde wieder eingeſetzt
werde in ihre naturgemäße Selbſtſtändigkeit, und der
ſtockende kleine Kreislauf wieder ins Fließen komme,
möge die erſtorbene Theilnahme am Oeffentlichen wieder
ſich beleben; jene erloſchenen Inſtinkte, an die we¬
ſentlich die Erhaltung des Ganzen geknüpft erſcheint,
wieder erwachen; und indem ſie das Nähere mit ge¬
diegener Würkſamkeit erfüllen, jene weitumgreifende,
ſchweifende, unbeſtimmte Thätigkeit nach und nach
wieder in ihre Ufer treten, und jene krankhafte Er¬
regbarkeit ſich ſtumpfen und beruhigen.
11*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_revolution_1819/171>, abgerufen am 19.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.