Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.fassung seines großen Weltreichs ein: die Provinzen Als die Teutschen aus ihren Wäldern die Bollwerke Als in der folgenden Zeit die Einheit, von ihm in faſſung ſeines großen Weltreichs ein: die Provinzen Als die Teutſchen aus ihren Wäldern die Bollwerke Als in der folgenden Zeit die Einheit, von ihm in <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0161" n="153"/> faſſung ſeines großen Weltreichs ein: die Provinzen<lb/> waren weſentlich gehorchend, und Rom trug aller<lb/> Völker Willkühr beſchloſſen in der Seinigen, wie ſein<lb/> capiteliniſcher Jupiter herrſchte über alle Götter des<lb/> bezwungenen Erdenkreiſes.</p><lb/> <p>Als die Teutſchen aus ihren Wäldern die Bollwerke<lb/> dieſes Reichs erſtürmt, da nahmen auch ſie in ihren<lb/> Naturſtaat im Fortſchritte der Zeiten mehr und mehr<lb/> von der geiſtigen Einheit des monarchiſchen Prinzipes<lb/> auf, das jetzt durch das Chriſtenthum ſeine Begrün¬<lb/> dung in einer höhern Welt, und von da ſeine Weihe<lb/> und Delegation erlangt. Als daher der Franken<lb/> Schwerdt dem ganzen Weſtreich Einheit und Sicher¬<lb/> heit erſtritten, da gründete Karl der Große das erſte<lb/> Kayſerthum im Geiſte der neuen chriſtlichen Zeit. Er<lb/> ſelbſt, der erſte Fürſt von Gottes Gnaden und durch<lb/> die Wahl des Volkes, capitulirte mit der Freyheit<lb/> ſeiner Franken, und der übrigen durch ihre Waffen<lb/> unterworfenen Völkerſchaften; und indem er großartig,<lb/> edelmüthig, freyſinnig, aber auch wohlverſtändigt über<lb/> das, was die geänderte Weltlage geboth, das Prinzip<lb/> der altgermaniſchen Freyheit ehrend, und von unten<lb/> herauf ihm jede Entwickelung geſtattend, mit dem<lb/> chriſtlich monarchiſchen, das von oben herab durch die<lb/> ganze Folge von Reichsbeamten, die im Krieg und<lb/> Frieden ihre Vollmacht allein von der höchſten Gewalt<lb/> erhielten, geſchickt verband, bildete er den erſten wahr¬<lb/> haft organiſchen, den ganzen Menſchen in allen ſeinen<lb/> phyſiſchen und geiſtigen Regionen in ſich beſchließenden<lb/> und in höherer Steigerung nachbildenden Weltſtaat.</p><lb/> <p>Als in der folgenden Zeit die Einheit, von ihm in<lb/> ſeinen langwierigen Kriegen vielleicht allzuſtreng ge¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [153/0161]
faſſung ſeines großen Weltreichs ein: die Provinzen
waren weſentlich gehorchend, und Rom trug aller
Völker Willkühr beſchloſſen in der Seinigen, wie ſein
capiteliniſcher Jupiter herrſchte über alle Götter des
bezwungenen Erdenkreiſes.
Als die Teutſchen aus ihren Wäldern die Bollwerke
dieſes Reichs erſtürmt, da nahmen auch ſie in ihren
Naturſtaat im Fortſchritte der Zeiten mehr und mehr
von der geiſtigen Einheit des monarchiſchen Prinzipes
auf, das jetzt durch das Chriſtenthum ſeine Begrün¬
dung in einer höhern Welt, und von da ſeine Weihe
und Delegation erlangt. Als daher der Franken
Schwerdt dem ganzen Weſtreich Einheit und Sicher¬
heit erſtritten, da gründete Karl der Große das erſte
Kayſerthum im Geiſte der neuen chriſtlichen Zeit. Er
ſelbſt, der erſte Fürſt von Gottes Gnaden und durch
die Wahl des Volkes, capitulirte mit der Freyheit
ſeiner Franken, und der übrigen durch ihre Waffen
unterworfenen Völkerſchaften; und indem er großartig,
edelmüthig, freyſinnig, aber auch wohlverſtändigt über
das, was die geänderte Weltlage geboth, das Prinzip
der altgermaniſchen Freyheit ehrend, und von unten
herauf ihm jede Entwickelung geſtattend, mit dem
chriſtlich monarchiſchen, das von oben herab durch die
ganze Folge von Reichsbeamten, die im Krieg und
Frieden ihre Vollmacht allein von der höchſten Gewalt
erhielten, geſchickt verband, bildete er den erſten wahr¬
haft organiſchen, den ganzen Menſchen in allen ſeinen
phyſiſchen und geiſtigen Regionen in ſich beſchließenden
und in höherer Steigerung nachbildenden Weltſtaat.
Als in der folgenden Zeit die Einheit, von ihm in
ſeinen langwierigen Kriegen vielleicht allzuſtreng ge¬
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