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Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.

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Alle Wissenschaften, sonst ihrer überirdischen Abkunft
immer eingedenk, hast du durch Sinnenzauber ver¬
führt, daß sie, ihres Ursprungs vergessend, -- selbst
wesenlose Schemen in die Scheinwelt herabgesunken,
-- wie jene Naturgeister, Gnomen, Salamander,
Silphen, nach der Sage, ohne unsterbliche Seele nur
ein sterbliches Leben führen; und so ist selbst dein
geistigstes Thun eine grobe sinnliche Lust geworden, und
ein künstliches Würfelspiel mit den Atomen der Ele¬
mentenwelt, und ein Larventanz höherer Kräfte auf
niedrer Stufe in Thierverkleidungen eingehüllt.

Die Künste hast du von ihrer heiligen Bestimmung
losgetrennt, und sie zu einem Gaukelspiele deiner Lust
gemacht; ohne Inhalt, Tiefe und Bedeutung sind sie
Kinder der Welt geworden, dienstbar ihrem leeren,
leichtsinnigen und frivolen Treiben; und wo sie ja
wie die Tonkunst bisweilen wieder zu höherem sich
verlieren, ists das Schellengeläute der Thorheit, oder
der Tanz der Bajaderen, den sie in den Tempel des
Herrn führen.

Deine Diplomatik ist die Lehre und die Praxis des
absoluten Nichts durch alle Cathegorien durchgeführt,
und die Fertigkeit zum Thun der Geschichte die Gri¬
masse herzugeben; deine Regierungskunst ist eitel Buch¬
stabenwerk das, längst aller Natur entfremdet, von
aller Tradition und Erfahrung abgelöst, nur in künst¬
lichen Abstraktionen lebt; nach den Schattenbildern
leerer Theorien rennt, und aus ihrer erkünstelten und
ersonnenen Welt nur von Zeit zu Zeit, und immer nur
irrend und verwirrend, in die Wirkliche hinüber greift.

Deine Politik, auch sie hat seither einzig im Zer¬

Alle Wiſſenſchaften, ſonſt ihrer überirdiſchen Abkunft
immer eingedenk, haſt du durch Sinnenzauber ver¬
führt, daß ſie, ihres Urſprungs vergeſſend, — ſelbſt
weſenloſe Schemen in die Scheinwelt herabgeſunken,
— wie jene Naturgeiſter, Gnomen, Salamander,
Silphen, nach der Sage, ohne unſterbliche Seele nur
ein ſterbliches Leben führen; und ſo iſt ſelbſt dein
geiſtigſtes Thun eine grobe ſinnliche Luſt geworden, und
ein künſtliches Würfelſpiel mit den Atomen der Ele¬
mentenwelt, und ein Larventanz höherer Kräfte auf
niedrer Stufe in Thierverkleidungen eingehüllt.

Die Künſte haſt du von ihrer heiligen Beſtimmung
losgetrennt, und ſie zu einem Gaukelſpiele deiner Luſt
gemacht; ohne Inhalt, Tiefe und Bedeutung ſind ſie
Kinder der Welt geworden, dienſtbar ihrem leeren,
leichtſinnigen und frivolen Treiben; und wo ſie ja
wie die Tonkunſt bisweilen wieder zu höherem ſich
verlieren, iſts das Schellengeläute der Thorheit, oder
der Tanz der Bajaderen, den ſie in den Tempel des
Herrn führen.

Deine Diplomatik iſt die Lehre und die Praxis des
abſoluten Nichts durch alle Cathegorien durchgeführt,
und die Fertigkeit zum Thun der Geſchichte die Gri¬
maſſe herzugeben; deine Regierungskunſt iſt eitel Buch¬
ſtabenwerk das, längſt aller Natur entfremdet, von
aller Tradition und Erfahrung abgelöst, nur in künſt¬
lichen Abſtraktionen lebt; nach den Schattenbildern
leerer Theorien rennt, und aus ihrer erkünſtelten und
erſonnenen Welt nur von Zeit zu Zeit, und immer nur
irrend und verwirrend, in die Wirkliche hinüber greift.

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[138/0146] Alle Wiſſenſchaften, ſonſt ihrer überirdiſchen Abkunft immer eingedenk, haſt du durch Sinnenzauber ver¬ führt, daß ſie, ihres Urſprungs vergeſſend, — ſelbſt weſenloſe Schemen in die Scheinwelt herabgeſunken, — wie jene Naturgeiſter, Gnomen, Salamander, Silphen, nach der Sage, ohne unſterbliche Seele nur ein ſterbliches Leben führen; und ſo iſt ſelbſt dein geiſtigſtes Thun eine grobe ſinnliche Luſt geworden, und ein künſtliches Würfelſpiel mit den Atomen der Ele¬ mentenwelt, und ein Larventanz höherer Kräfte auf niedrer Stufe in Thierverkleidungen eingehüllt. Die Künſte haſt du von ihrer heiligen Beſtimmung losgetrennt, und ſie zu einem Gaukelſpiele deiner Luſt gemacht; ohne Inhalt, Tiefe und Bedeutung ſind ſie Kinder der Welt geworden, dienſtbar ihrem leeren, leichtſinnigen und frivolen Treiben; und wo ſie ja wie die Tonkunſt bisweilen wieder zu höherem ſich verlieren, iſts das Schellengeläute der Thorheit, oder der Tanz der Bajaderen, den ſie in den Tempel des Herrn führen. Deine Diplomatik iſt die Lehre und die Praxis des abſoluten Nichts durch alle Cathegorien durchgeführt, und die Fertigkeit zum Thun der Geſchichte die Gri¬ maſſe herzugeben; deine Regierungskunſt iſt eitel Buch¬ ſtabenwerk das, längſt aller Natur entfremdet, von aller Tradition und Erfahrung abgelöst, nur in künſt¬ lichen Abſtraktionen lebt; nach den Schattenbildern leerer Theorien rennt, und aus ihrer erkünſtelten und erſonnenen Welt nur von Zeit zu Zeit, und immer nur irrend und verwirrend, in die Wirkliche hinüber greift. Deine Politik, auch ſie hat ſeither einzig im Zer¬

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Zitationshilfe: Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_revolution_1819/146>, abgerufen am 25.11.2024.