Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.de Statu Hominum. ihre Verlassenschaft an die kaiserliche und königliche Cam-mer 34). Die ältern teutschen Rechte erklären ferner al- le, die unehelich gebohren sind, für anrüchtig und recht- los 35); die also weder zu weltlichen noch geistlichen Wür- den, ja nicht einmal zu Handwerken gelassen wurden. Selbst das päbstliche Recht begünstiget diese Anrüchtig- keit unehelicher Kinder, da es dieselben für irregulär erklärt 36). Ob man nun wohl in unsern Tagen ange- fangen hat, diese Anrüchtigkeit unehelicher Kinder aus guten Gründen zu bestreiten 37), so haben sich doch jene alte teutsche Gewohnheiten, aller Unbilligkeit ungeachtet, in lebhaften Gebrauch erhalten, wie uns die tägliche Pra- xis 34) Siehe eine Urkunde K. Maximilians I. vom Jahr 1518. in Lünigs Reichsarchiv Part. Spec. IV. contin. 2. Th. 45. Ab- schn. S. 545. Unterschiedene teutsche Reichsstände haben diese Rechte über uneheliche Kinder in ihren Ländern, theils mit der Landeshoheit durch das Herkommen, theils durch kai- serliche Begnadigungen an sich gebracht. Man vergleiche Hek- tor Wilhelm von Günderrode Abhandl. über das Recht einiger teutschen Stände, die in ihren Ländern sterbende un- eheliche Kinder zu beerben; in Desselben von Dr. Ernst Ludwig Posselt herausgegebenen sämmtlichen Wer- ken des teutschen Staats- und Privatrechts 2. Band (Leipzig 1788. 8.) S. 176--186. 35) Sächsisches Landrecht 1. Buch, Art. 38. heinec- cius in Elem. Iur. Germ. Lib. I. §. 391. besonders sehe man Phil. Lud. huth Specim. iur. germ. de his, qui notantur in- famia. Altorf. 1723. §. XI. 36) Cap. 14. et 18. X. de filiis presbyteror. 37) Man sehe unter andern: Bittschrift der unehelich erzeugten Bürger Teutschlands an die teut- schen Landesherrn. Eslingen 1784. 8. auch v. sel- chow in Elem. iur. germ. §. 209. und Ge. Steph. wiesand in Pr. de conditione spuriorum recte aestimanda, in Opusculis (Lipsiae 1782. 8.) S. 263--274. F 4
de Statu Hominum. ihre Verlaſſenſchaft an die kaiſerliche und koͤnigliche Cam-mer 34). Die aͤltern teutſchen Rechte erklaͤren ferner al- le, die unehelich gebohren ſind, fuͤr anruͤchtig und recht- los 35); die alſo weder zu weltlichen noch geiſtlichen Wuͤr- den, ja nicht einmal zu Handwerken gelaſſen wurden. Selbſt das paͤbſtliche Recht beguͤnſtiget dieſe Anruͤchtig- keit unehelicher Kinder, da es dieſelben fuͤr irregulaͤr erklaͤrt 36). Ob man nun wohl in unſern Tagen ange- fangen hat, dieſe Anruͤchtigkeit unehelicher Kinder aus guten Gruͤnden zu beſtreiten 37), ſo haben ſich doch jene alte teutſche Gewohnheiten, aller Unbilligkeit ungeachtet, in lebhaften Gebrauch erhalten, wie uns die taͤgliche Pra- xis 34) Siehe eine Urkunde K. Maximilians I. vom Jahr 1518. in Luͤnigs Reichsarchiv Part. Spec. IV. contin. 2. Th. 45. Ab- ſchn. S. 545. Unterſchiedene teutſche Reichsſtaͤnde haben dieſe Rechte uͤber uneheliche Kinder in ihren Laͤndern, theils mit der Landeshoheit durch das Herkommen, theils durch kai- ſerliche Begnadigungen an ſich gebracht. Man vergleiche Hek- tor Wilhelm von Guͤnderrode Abhandl. uͤber das Recht einiger teutſchen Staͤnde, die in ihren Laͤndern ſterbende un- eheliche Kinder zu beerben; in Deſſelben von Dr. Ernſt Ludwig Poſſelt herausgegebenen ſaͤmmtlichen Wer- ken des teutſchen Staats- und Privatrechts 2. Band (Leipzig 1788. 8.) S. 176—186. 35) Saͤchſiſches Landrecht 1. Buch, Art. 38. heinec- cius in Elem. Iur. Germ. Lib. I. §. 391. beſonders ſehe man Phil. Lud. huth Specim. iur. germ. de his, qui notantur in- famia. Altorf. 1723. §. XI. 36) Cap. 14. et 18. X. de filiis presbyteror. 37) Man ſehe unter andern: Bittſchrift der unehelich erzeugten Buͤrger Teutſchlands an die teut- ſchen Landesherrn. Eslingen 1784. 8. auch v. sel- chow in Elem. iur. germ. §. 209. und Ge. Steph. wiesand in Pr. de conditione ſpuriorum recte aeſtimanda, in Opuſculis (Lipſiae 1782. 8.) S. 263—274. F 4
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los 35); die alſo weder zu weltlichen noch geiſtlichen Wuͤr-
den, ja nicht einmal zu Handwerken gelaſſen wurden.
Selbſt das paͤbſtliche Recht beguͤnſtiget dieſe Anruͤchtig-
keit unehelicher Kinder, da es dieſelben fuͤr irregulaͤr
erklaͤrt 36). Ob man nun wohl in unſern Tagen ange-
fangen hat, dieſe Anruͤchtigkeit unehelicher Kinder aus
guten Gruͤnden zu beſtreiten 37), ſo haben ſich doch jene
alte teutſche Gewohnheiten, aller Unbilligkeit ungeachtet,
in lebhaften Gebrauch erhalten, wie uns die taͤgliche Pra-
xis
34) Siehe eine Urkunde K. Maximilians I. vom Jahr 1518.
in Luͤnigs Reichsarchiv Part. Spec. IV. contin. 2. Th. 45. Ab-
ſchn. S. 545. Unterſchiedene teutſche Reichsſtaͤnde haben
dieſe Rechte uͤber uneheliche Kinder in ihren Laͤndern, theils
mit der Landeshoheit durch das Herkommen, theils durch kai-
ſerliche Begnadigungen an ſich gebracht. Man vergleiche Hek-
tor Wilhelm von Guͤnderrode Abhandl. uͤber das Recht
einiger teutſchen Staͤnde, die in ihren Laͤndern ſterbende un-
eheliche Kinder zu beerben; in Deſſelben von Dr. Ernſt
Ludwig Poſſelt herausgegebenen ſaͤmmtlichen Wer-
ken des teutſchen Staats- und Privatrechts
2. Band (Leipzig 1788. 8.) S. 176—186.
35) Saͤchſiſches Landrecht 1. Buch, Art. 38. heinec-
cius in Elem. Iur. Germ. Lib. I. §. 391. beſonders ſehe man
Phil. Lud. huth Specim. iur. germ. de his, qui notantur in-
famia. Altorf. 1723. §. XI.
36) Cap. 14. et 18. X. de filiis presbyteror.
37) Man ſehe unter andern: Bittſchrift der unehelich
erzeugten Buͤrger Teutſchlands an die teut-
ſchen Landesherrn. Eslingen 1784. 8. auch v. sel-
chow in Elem. iur. germ. §. 209. und Ge. Steph. wiesand
in Pr. de conditione ſpuriorum recte aeſtimanda, in Opuſculis
(Lipſiae 1782. 8.) S. 263—274.
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