Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 5. Tit. §. 116. geburt folgt dem Stand der Mutter 29). Sie konn-ten daher, wenn sie gleich aus einer Blutschande geboh- ren waren, doch zu den ansehnlichsten Staatsbedienun- gen gelangen. Non enim impedienda est dignitas eius, qui nihil admisit, sagt Papinian 30). Ein Ausspruch, wel- cher der Denkungsart der Römer Ehre macht. Nur al- lein in dem Fall, da bey der Bewerbung um eine Ehren- stelle ein unehelich gebohrner Competent mit einem ehelich gebohrnen certirte, mußte der erstere nachstehen 31). Ob sich die Sache heutiges Tages anders verhalte, ist strei- tig. Soviel ist richtig, die alten teutschen Rechte halten die unehelichen Kinder nicht für Bürger des Staats, son- dern für Fremde und Leibeigene 32). Sie waren Leibei- gene der teutschen Könige und Kaiser, und wurden des- wegen auch Königs-Kinder genennt 33). Starben sie, ohne eheliche Leibeserben zu hinterlassen, so verfiel ihre 29) vlpian. Fragm. Tit. V. §. 8. Connubio interveniente, li- beri semper patrem sequuntur; non interveniente connubio, matris conditioni accedunt. celsus L. 19. D. h. t. Vulgo quaesitus matrem sequitur. ulpianus L. 24. D. eodem. Lex naturae haec est, ut qui nascitur sine legitimo matrimonio, matrem sequatur, nisi lex specialis aliud inducit. Ueber diese Stelle verdient Barth. chesius in Interpretat. iuris lib. I. c. 27. n. 10. Iurispr. Rom. et Att. T. II. nachgesehen zu werden. Durch Verwechselung der Zahl ist dieses Allegat irrig zur No- te 74. S. 69. gekommen. 30) L. 6. pr. D. de decurionib. et filiis eor. Eben so denkt auch Ulpian L. 2. §. 7. eodem. Nullum patris delictum innocenti filio poenae est, ideoque nec ordine decurionum, aut caeteris honoribus, propter eiusmodi causam, prohibetur. 31) L. 3. §. 2. D. eodem. 32) puffendorf Observat. iuris univ. Tom. III. Obs. XIII. §. 5. 33) haltaus Glossar. germ. voc. Königskinder. Wiesand
juristisches Wörterbuch h. voc. 1. Buch. 5. Tit. §. 116. geburt folgt dem Stand der Mutter 29). Sie konn-ten daher, wenn ſie gleich aus einer Blutſchande geboh- ren waren, doch zu den anſehnlichſten Staatsbedienun- gen gelangen. Non enim impedienda eſt dignitas eius, qui nihil admiſit, ſagt Papinian 30). Ein Ausſpruch, wel- cher der Denkungsart der Roͤmer Ehre macht. Nur al- lein in dem Fall, da bey der Bewerbung um eine Ehren- ſtelle ein unehelich gebohrner Competent mit einem ehelich gebohrnen certirte, mußte der erſtere nachſtehen 31). Ob ſich die Sache heutiges Tages anders verhalte, iſt ſtrei- tig. Soviel iſt richtig, die alten teutſchen Rechte halten die unehelichen Kinder nicht fuͤr Buͤrger des Staats, ſon- dern fuͤr Fremde und Leibeigene 32). Sie waren Leibei- gene der teutſchen Koͤnige und Kaiſer, und wurden des- wegen auch Koͤnigs-Kinder genennt 33). Starben ſie, ohne eheliche Leibeserben zu hinterlaſſen, ſo verfiel ihre 29) vlpian. Fragm. Tit. V. §. 8. Connubio interveniente, li- beri ſemper patrem ſequuntur; non interveniente connubio, matris conditioni accedunt. celsus L. 19. D. h. t. Vulgo quaeſitus matrem ſequitur. ulpianus L. 24. D. eodem. Lex naturae haec eſt, ut qui naſcitur ſine legitimo matrimonio, matrem ſequatur, niſi lex ſpecialis aliud inducit. Ueber dieſe Stelle verdient Barth. chesius in Interpretat. iuris lib. I. c. 27. n. 10. Iurispr. Rom. et Att. T. II. nachgeſehen zu werden. Durch Verwechſelung der Zahl iſt dieſes Allegat irrig zur No- te 74. S. 69. gekommen. 30) L. 6. pr. D. de decurionib. et filiis eor. Eben ſo denkt auch Ulpian L. 2. §. 7. eodem. Nullum patris delictum innocenti filio poenae eſt, ideoque nec ordine decurionum, aut caeteris honoribus, propter eiusmodi cauſam, prohibetur. 31) L. 3. §. 2. D. eodem. 32) puffendorf Obſervat. iuris univ. Tom. III. Obſ. XIII. §. 5. 33) haltaus Gloſſar. germ. voc. Koͤnigskinder. Wieſand
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ren waren, doch zu den anſehnlichſten Staatsbedienun-
gen gelangen. Non enim impedienda eſt dignitas eius, qui
nihil admiſit, ſagt Papinian 30). Ein Ausſpruch, wel-
cher der Denkungsart der Roͤmer Ehre macht. Nur al-
lein in dem Fall, da bey der Bewerbung um eine Ehren-
ſtelle ein unehelich gebohrner Competent mit einem ehelich
gebohrnen certirte, mußte der erſtere nachſtehen 31). Ob
ſich die Sache heutiges Tages anders verhalte, iſt ſtrei-
tig. Soviel iſt richtig, die alten teutſchen Rechte halten
die unehelichen Kinder nicht fuͤr Buͤrger des Staats, ſon-
dern fuͤr Fremde und Leibeigene 32). Sie waren Leibei-
gene der teutſchen Koͤnige und Kaiſer, und wurden des-
wegen auch Koͤnigs-Kinder genennt 33). Starben
ſie, ohne eheliche Leibeserben zu hinterlaſſen, ſo verfiel
ihre
29) vlpian. Fragm. Tit. V. §. 8. Connubio interveniente, li-
beri ſemper patrem ſequuntur; non interveniente connubio,
matris conditioni accedunt. celsus L. 19. D. h. t. Vulgo
quaeſitus matrem ſequitur. ulpianus L. 24. D. eodem. Lex
naturae haec eſt, ut qui naſcitur ſine legitimo matrimonio,
matrem ſequatur, niſi lex ſpecialis aliud inducit. Ueber dieſe
Stelle verdient Barth. chesius in Interpretat. iuris lib. I. c. 27.
n. 10. Iurispr. Rom. et Att. T. II. nachgeſehen zu werden.
Durch Verwechſelung der Zahl iſt dieſes Allegat irrig zur No-
te 74. S. 69. gekommen.
30) L. 6. pr. D. de decurionib. et filiis eor. Eben ſo denkt
auch Ulpian L. 2. §. 7. eodem. Nullum patris delictum
innocenti filio poenae eſt, ideoque nec ordine decurionum,
aut caeteris honoribus, propter eiusmodi cauſam, prohibetur.
31) L. 3. §. 2. D. eodem.
32) puffendorf Obſervat. iuris univ. Tom. III. Obſ. XIII. §. 5.
33) haltaus Gloſſar. germ. voc. Koͤnigskinder. Wieſand
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