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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Legibus, Senatusconsultis et longa consuet.
So z. B. kann keine Gewohnheit Verbrechen zu erlaubten
Handlungen machen, wenn sie auch noch so lange unge-
straft geblieben wären 81). Denn auch hundert
Jahr Unrecht, ist keine Stunde recht.
Solche
unvernünftige Gewohnheiten verwerfen die Gesetze aus-
drücklich, und der 218te Artikel der P. Gerichtsordnung
Carls V. enthält ein ganzes Register von denselben. Es
giebt jedoch ausser diesen noch genug andere unvernünf-
tige Gewohnheiten, dahin gehört z. B. wenn die Scharf-
richter sich die Güter der Selbstmörder, die sie bey und
um ihnen finden, anzumaßen pflegen 82). Ferner, wenn
man diejenigen, durch welche eine Feuersbrunst veran-
laßt worden, ehemahls in der Wuth und ersten Hitze den
Flammen aufopferte 83), u. d. m. Auch die canonischen
Rechte 84) eifern namentlich gegen unvernünftige Gewohn-
heiten, die besonders dem Wohl der Kirche entgegenstrei-
ten, so nachdrücklich, daß man sich billig wundern muß,
wie es dennoch habe Rechtsgelehrten 85) geben können,

die
quaerant, quas forte aliqui antecessorum ad lucrum suum in-
iuste excogitarunt. Quae enim male excogitata sunt, ea
nec
longa consuetudine
confirmari volumus.
Peinl. Ge-
richtsordnung Carls
V. Art. 218. von Mißbräuchen
und bösen unvernünftigen Gewohnheiten, so an etlichen Orten
und Enden gehalten werden.
81) pufendorf Tom. I. Obs. 189. S. 483.
82) de boehmer Meditat. in Const. crim. Carol. art. 135. §. VI.
n. V.
S. 638.
83) Quistorp Grundsätze des T. Peinl. Rechts. I. Th. 5. Abschn.
10. Kap. §. 203.
84) S. cap. 1. 3. 4. 5. 7. 9. 10. X. de consuet.
85) senckenberg in Diss. de iure observantiae ac consuetudi-
nis
§. 7.
Glücks Erläut. d. Pand. 1. Th. F f

de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet.
So z. B. kann keine Gewohnheit Verbrechen zu erlaubten
Handlungen machen, wenn ſie auch noch ſo lange unge-
ſtraft geblieben waͤren 81). Denn auch hundert
Jahr Unrecht, iſt keine Stunde recht.
Solche
unvernuͤnftige Gewohnheiten verwerfen die Geſetze aus-
druͤcklich, und der 218te Artikel der P. Gerichtsordnung
Carls V. enthaͤlt ein ganzes Regiſter von denſelben. Es
giebt jedoch auſſer dieſen noch genug andere unvernuͤnf-
tige Gewohnheiten, dahin gehoͤrt z. B. wenn die Scharf-
richter ſich die Guͤter der Selbſtmoͤrder, die ſie bey und
um ihnen finden, anzumaßen pflegen 82). Ferner, wenn
man diejenigen, durch welche eine Feuersbrunſt veran-
laßt worden, ehemahls in der Wuth und erſten Hitze den
Flammen aufopferte 83), u. d. m. Auch die canoniſchen
Rechte 84) eifern namentlich gegen unvernuͤnftige Gewohn-
heiten, die beſonders dem Wohl der Kirche entgegenſtrei-
ten, ſo nachdruͤcklich, daß man ſich billig wundern muß,
wie es dennoch habe Rechtsgelehrten 85) geben koͤnnen,

die
quaerant, quas forte aliqui anteceſſorum ad lucrum ſuum in-
iuſte excogitarunt. Quae enim male excogitata ſunt, ea
nec
longa consuetudine
confirmari volumus.
Peinl. Ge-
richtsordnung Carls
V. Art. 218. von Mißbraͤuchen
und boͤſen unvernuͤnftigen Gewohnheiten, ſo an etlichen Orten
und Enden gehalten werden.
81) pufendorf Tom. I. Obſ. 189. S. 483.
82) de boehmer Meditat. in Conſt. crim. Carol. art. 135. §. VI.
n. V.
S. 638.
83) Quiſtorp Grundſaͤtze des T. Peinl. Rechts. I. Th. 5. Abſchn.
10. Kap. §. 203.
84) S. cap. 1. 3. 4. 5. 7. 9. 10. X. de conſuet.
85) senckenberg in Diſſ. de iure obſervantiae ac conſuetudi-
nis
§. 7.
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[447/0467] de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet. So z. B. kann keine Gewohnheit Verbrechen zu erlaubten Handlungen machen, wenn ſie auch noch ſo lange unge- ſtraft geblieben waͤren 81). Denn auch hundert Jahr Unrecht, iſt keine Stunde recht. Solche unvernuͤnftige Gewohnheiten verwerfen die Geſetze aus- druͤcklich, und der 218te Artikel der P. Gerichtsordnung Carls V. enthaͤlt ein ganzes Regiſter von denſelben. Es giebt jedoch auſſer dieſen noch genug andere unvernuͤnf- tige Gewohnheiten, dahin gehoͤrt z. B. wenn die Scharf- richter ſich die Guͤter der Selbſtmoͤrder, die ſie bey und um ihnen finden, anzumaßen pflegen 82). Ferner, wenn man diejenigen, durch welche eine Feuersbrunſt veran- laßt worden, ehemahls in der Wuth und erſten Hitze den Flammen aufopferte 83), u. d. m. Auch die canoniſchen Rechte 84) eifern namentlich gegen unvernuͤnftige Gewohn- heiten, die beſonders dem Wohl der Kirche entgegenſtrei- ten, ſo nachdruͤcklich, daß man ſich billig wundern muß, wie es dennoch habe Rechtsgelehrten 85) geben koͤnnen, die 80) 81) pufendorf Tom. I. Obſ. 189. S. 483. 82) de boehmer Meditat. in Conſt. crim. Carol. art. 135. §. VI. n. V. S. 638. 83) Quiſtorp Grundſaͤtze des T. Peinl. Rechts. I. Th. 5. Abſchn. 10. Kap. §. 203. 84) S. cap. 1. 3. 4. 5. 7. 9. 10. X. de conſuet. 85) senckenberg in Diſſ. de iure obſervantiae ac conſuetudi- nis §. 7. 80) quaerant, quas forte aliqui anteceſſorum ad lucrum ſuum in- iuſte excogitarunt. Quae enim male excogitata ſunt, ea nec longa consuetudine confirmari volumus. Peinl. Ge- richtsordnung Carls V. Art. 218. von Mißbraͤuchen und boͤſen unvernuͤnftigen Gewohnheiten, ſo an etlichen Orten und Enden gehalten werden. Gluͤcks Erlaͤut. d. Pand. 1. Th. F f

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/467>, abgerufen am 22.11.2024.