Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.Sein verklagendes Gewissen Wird die Treue loben müssen, Die er zwar mit Nahmen nennt, Aber die sein Herz nicht kennt. Glükk und Dich will ich ihm gönnen, Wenn er nur die Warheit spricht. Warheit, zwing ihn zu bekennen: Solche Triebe kenn ich nicht Nein, ich kann den Trieb nicht hindern, Nein, ich kann mein Leid nicht mindern, Was ich rede, denk und thu, Setzt mein Herz doch nicht in Ruh. Canitz rief die schnellen Stunden, Und verging, wie sie, im Schmerz; Was sein blutend Herz empfunden, Das empfindet itzt mein Herz Denk an seine Trauerode! Doris ringt noch mit dem Tode: Folge dieser Doris nach, Sprich, was einst ihr Schatten sprach: Nur drei Worte darf ich sagen, Ich weiß, daß du traurig bist. Folge mir. Vergiß dein Klagen, Weil dich Doris nicht vergißt. Säh
Sein verklagendes Gewiſſen Wird die Treue loben müſſen, Die er zwar mit Nahmen nennt, Aber die ſein Herz nicht kennt. Glükk und Dich will ich ihm gönnen, Wenn er nur die Warheit ſpricht. Warheit, zwing ihn zu bekennen: Solche Triebe kenn ich nicht Nein, ich kann den Trieb nicht hindern, Nein, ich kann mein Leid nicht mindern, Was ich rede, denk und thu, Setzt mein Herz doch nicht in Ruh. Canitz rief die ſchnellen Stunden, Und verging, wie ſie, im Schmerz; Was ſein blutend Herz empfunden, Das empfindet itzt mein Herz Denk an ſeine Trauerode! Doris ringt noch mit dem Tode: Folge dieſer Doris nach, Sprich, was einſt ihr Schatten ſprach: Nur drei Worte darf ich ſagen, Ich weiß, daß du traurig biſt. Folge mir. Vergiß dein Klagen, Weil dich Doris nicht vergißt. Säh
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Sein verklagendes Gewiſſen
Wird die Treue loben müſſen,
Die er zwar mit Nahmen nennt,
Aber die ſein Herz nicht kennt.
Glükk und Dich will ich ihm gönnen,
Wenn er nur die Warheit ſpricht.
Warheit, zwing ihn zu bekennen:
Solche Triebe kenn ich nicht
Nein, ich kann den Trieb nicht hindern,
Nein, ich kann mein Leid nicht mindern,
Was ich rede, denk und thu,
Setzt mein Herz doch nicht in Ruh.
Canitz rief die ſchnellen Stunden,
Und verging, wie ſie, im Schmerz;
Was ſein blutend Herz empfunden,
Das empfindet itzt mein Herz
Denk an ſeine Trauerode!
Doris ringt noch mit dem Tode:
Folge dieſer Doris nach,
Sprich, was einſt ihr Schatten ſprach:
Nur drei Worte darf ich ſagen,
Ich weiß, daß du traurig biſt.
Folge mir. Vergiß dein Klagen,
Weil dich Doris nicht vergißt.
Säh
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Zitationshilfe: | Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745/13>, abgerufen am 05.07.2024. |