Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Freundlichkeit in allen Minen,
Eifer, iedermann zu dienen,
Edelmut, Verschwiegenheit,
Menschenliebe, Zärtlichkeit;
Jede Tugend ist Dir eigen,
Jede hast Du Dir erwählt,
Und kein Lästrer kan mir zeigen,
Daß Dir auch nur eine fehlt
Du gebietest meinen Trieben,
Dich allein kan ich nur lieben.
Tausend nennt man reich und schön,
Und ich mag sie doch nicht sehn.
Keine Schöne, keine Reiche
Ist Dir an Verdiensten gleich:
Wenn ich sie mit Dir vergleiche,
Dann ist keine schön und reich
Laß mich meinen Kummer sagen!
Wirst Du mich gleich nicht beklagen,
So beklagt ein andrer mich,
Der Dich minder liebt, als ich.
Zeig ihm dieses Tuch voll Zähren,
Das mein Auge voll geweint,
Prüf ihn, Doris, laß Dir schwören,
Ob ers halb so redlich meint.
Sein
Freundlichkeit in allen Minen,
Eifer, iedermann zu dienen,
Edelmut, Verſchwiegenheit,
Menſchenliebe, Zärtlichkeit;
Jede Tugend iſt Dir eigen,
Jede haſt Du Dir erwählt,
Und kein Läſtrer kan mir zeigen,
Daß Dir auch nur eine fehlt
Du gebieteſt meinen Trieben,
Dich allein kan ich nur lieben.
Tauſend nennt man reich und ſchön,
Und ich mag ſie doch nicht ſehn.
Keine Schöne, keine Reiche
Iſt Dir an Verdienſten gleich:
Wenn ich ſie mit Dir vergleiche,
Dann iſt keine ſchön und reich
Laß mich meinen Kummer ſagen!
Wirſt Du mich gleich nicht beklagen,
So beklagt ein andrer mich,
Der Dich minder liebt, als ich.
Zeig ihm dieſes Tuch voll Zähren,
Das mein Auge voll geweint,
Prüf ihn, Doris, laß Dir ſchwören,
Ob ers halb ſo redlich meint.
Sein
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0012" n="X"/>
          <lg n="4">
            <l><hi rendition="#in">F</hi>reundlichkeit in allen Minen,</l><lb/>
            <l>Eifer, iedermann zu dienen,</l><lb/>
            <l>Edelmut, Ver&#x017F;chwiegenheit,</l><lb/>
            <l>Men&#x017F;chenliebe, Zärtlichkeit;</l><lb/>
            <l>Jede Tugend i&#x017F;t Dir eigen,</l><lb/>
            <l>Jede ha&#x017F;t Du Dir erwählt,</l><lb/>
            <l>Und kein Lä&#x017F;trer kan mir zeigen,</l><lb/>
            <l>Daß Dir auch nur eine fehlt</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>u gebiete&#x017F;t meinen Trieben,</l><lb/>
            <l>Dich allein kan ich nur lieben.</l><lb/>
            <l>Tau&#x017F;end nennt man reich und &#x017F;chön,</l><lb/>
            <l>Und ich mag &#x017F;ie doch nicht &#x017F;ehn.</l><lb/>
            <l>Keine Schöne, keine Reiche</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t Dir an Verdien&#x017F;ten gleich:</l><lb/>
            <l>Wenn ich &#x017F;ie mit Dir vergleiche,</l><lb/>
            <l>Dann i&#x017F;t keine &#x017F;chön und reich</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l><hi rendition="#in">L</hi>aß mich meinen Kummer &#x017F;agen!</l><lb/>
            <l>Wir&#x017F;t Du mich gleich nicht beklagen,</l><lb/>
            <l>So beklagt ein andrer mich,</l><lb/>
            <l>Der Dich minder liebt, als ich.</l><lb/>
            <l>Zeig ihm die&#x017F;es Tuch voll Zähren,</l><lb/>
            <l>Das mein Auge voll geweint,</l><lb/>
            <l>Prüf ihn, <hi rendition="#fr">Doris,</hi> laß Dir &#x017F;chwören,</l><lb/>
            <l>Ob ers halb &#x017F;o redlich meint.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Sein</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[X/0012] Freundlichkeit in allen Minen, Eifer, iedermann zu dienen, Edelmut, Verſchwiegenheit, Menſchenliebe, Zärtlichkeit; Jede Tugend iſt Dir eigen, Jede haſt Du Dir erwählt, Und kein Läſtrer kan mir zeigen, Daß Dir auch nur eine fehlt Du gebieteſt meinen Trieben, Dich allein kan ich nur lieben. Tauſend nennt man reich und ſchön, Und ich mag ſie doch nicht ſehn. Keine Schöne, keine Reiche Iſt Dir an Verdienſten gleich: Wenn ich ſie mit Dir vergleiche, Dann iſt keine ſchön und reich Laß mich meinen Kummer ſagen! Wirſt Du mich gleich nicht beklagen, So beklagt ein andrer mich, Der Dich minder liebt, als ich. Zeig ihm dieſes Tuch voll Zähren, Das mein Auge voll geweint, Prüf ihn, Doris, laß Dir ſchwören, Ob ers halb ſo redlich meint. Sein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745/12
Zitationshilfe: Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745/12>, abgerufen am 24.11.2024.