Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.Freundlichkeit in allen Minen, Eifer, iedermann zu dienen, Edelmut, Verschwiegenheit, Menschenliebe, Zärtlichkeit; Jede Tugend ist Dir eigen, Jede hast Du Dir erwählt, Und kein Lästrer kan mir zeigen, Daß Dir auch nur eine fehlt Du gebietest meinen Trieben, Dich allein kan ich nur lieben. Tausend nennt man reich und schön, Und ich mag sie doch nicht sehn. Keine Schöne, keine Reiche Ist Dir an Verdiensten gleich: Wenn ich sie mit Dir vergleiche, Dann ist keine schön und reich Laß mich meinen Kummer sagen! Wirst Du mich gleich nicht beklagen, So beklagt ein andrer mich, Der Dich minder liebt, als ich. Zeig ihm dieses Tuch voll Zähren, Das mein Auge voll geweint, Prüf ihn, Doris, laß Dir schwören, Ob ers halb so redlich meint. Sein
Freundlichkeit in allen Minen, Eifer, iedermann zu dienen, Edelmut, Verſchwiegenheit, Menſchenliebe, Zärtlichkeit; Jede Tugend iſt Dir eigen, Jede haſt Du Dir erwählt, Und kein Läſtrer kan mir zeigen, Daß Dir auch nur eine fehlt Du gebieteſt meinen Trieben, Dich allein kan ich nur lieben. Tauſend nennt man reich und ſchön, Und ich mag ſie doch nicht ſehn. Keine Schöne, keine Reiche Iſt Dir an Verdienſten gleich: Wenn ich ſie mit Dir vergleiche, Dann iſt keine ſchön und reich Laß mich meinen Kummer ſagen! Wirſt Du mich gleich nicht beklagen, So beklagt ein andrer mich, Der Dich minder liebt, als ich. Zeig ihm dieſes Tuch voll Zähren, Das mein Auge voll geweint, Prüf ihn, Doris, laß Dir ſchwören, Ob ers halb ſo redlich meint. Sein
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Freundlichkeit in allen Minen,
Eifer, iedermann zu dienen,
Edelmut, Verſchwiegenheit,
Menſchenliebe, Zärtlichkeit;
Jede Tugend iſt Dir eigen,
Jede haſt Du Dir erwählt,
Und kein Läſtrer kan mir zeigen,
Daß Dir auch nur eine fehlt
Du gebieteſt meinen Trieben,
Dich allein kan ich nur lieben.
Tauſend nennt man reich und ſchön,
Und ich mag ſie doch nicht ſehn.
Keine Schöne, keine Reiche
Iſt Dir an Verdienſten gleich:
Wenn ich ſie mit Dir vergleiche,
Dann iſt keine ſchön und reich
Laß mich meinen Kummer ſagen!
Wirſt Du mich gleich nicht beklagen,
So beklagt ein andrer mich,
Der Dich minder liebt, als ich.
Zeig ihm dieſes Tuch voll Zähren,
Das mein Auge voll geweint,
Prüf ihn, Doris, laß Dir ſchwören,
Ob ers halb ſo redlich meint.
Sein
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