durch Trocknen, Kochen, Zusätze, und andere Mit- tel verändert oder zubereitet worden sind, indem man sich zu erinnern hat, daß besagte Theile der Pflanze in ihrem frischen Zustande, außer dem nar- cotischen Wesen, noch eine besondere Schärfe zeigen, die sich laut Erfahrung durch ein starkes Brechen und Purgiren äußert.
Das, was indessen zur Bestimmung der Man- dragora im vorhergehenden angeführet worden, ist hinreichend genug, dieselbe von allen übrigen erdich- teten und den Alraunenbildern selbst zu unterschei- den. Auf diejenigen uralten Traditionen muß man indessen sehr aufmerksam seyn, wodurch die wahren Umstände einer natürlichen Mandragora von jeher so besonders verdunkelt und ihre alte Naturge- schichte so ausnehmend verunstaltet worden, daß so gar eine Mandragora hominiformis mit einer großen Menge von imagunculis alraunicis zum Vorschein ge- kommen sind. Abgekürzte und von andern noch dazu verstümmelte Nachrichten, dergleichen unter andern nur einzeln auch ohne weitere Verbindung gleichsam aus der Geschichte des alten jüdischen Volkes genommen worden, haben zu weitern Mis- verständnissen Gelegenheit gegeben, daß e. g. die Dudaim des Moses, Ruben, der Rahel oder auch des Salomons, wie sie verschiedentlich genennet wird, mit unserer vorbeschriebenen Mandragora einerley sey, ohngeachtet Moses deshalben im
Grund-
durch Trocknen, Kochen, Zuſaͤtze, und andere Mit- tel veraͤndert oder zubereitet worden ſind, indem man ſich zu erinnern hat, daß beſagte Theile der Pflanze in ihrem friſchen Zuſtande, außer dem nar- cotiſchen Weſen, noch eine beſondere Schaͤrfe zeigen, die ſich laut Erfahrung durch ein ſtarkes Brechen und Purgiren aͤußert.
Das, was indeſſen zur Beſtimmung der Man- dragora im vorhergehenden angefuͤhret worden, iſt hinreichend genug, dieſelbe von allen uͤbrigen erdich- teten und den Alraunenbildern ſelbſt zu unterſchei- den. Auf diejenigen uralten Traditionen muß man indeſſen ſehr aufmerkſam ſeyn, wodurch die wahren Umſtaͤnde einer natuͤrlichen Mandragora von jeher ſo beſonders verdunkelt und ihre alte Naturge- ſchichte ſo ausnehmend verunſtaltet worden, daß ſo gar eine Mandragora hominiformis mit einer großen Menge von imagunculis alraunicis zum Vorſchein ge- kommen ſind. Abgekuͤrzte und von andern noch dazu verſtuͤmmelte Nachrichten, dergleichen unter andern nur einzeln auch ohne weitere Verbindung gleichſam aus der Geſchichte des alten juͤdiſchen Volkes genommen worden, haben zu weitern Mis- verſtaͤndniſſen Gelegenheit gegeben, daß e. g. die Dudaim des Moſes, Ruben, der Rahel oder auch des Salomons, wie ſie verſchiedentlich genennet wird, mit unſerer vorbeſchriebenen Mandragora einerley ſey, ohngeachtet Moſes deshalben im
Grund-
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[22/0032]
durch Trocknen, Kochen, Zuſaͤtze, und andere Mit-
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man ſich zu erinnern hat, daß beſagte Theile der
Pflanze in ihrem friſchen Zuſtande, außer dem nar-
cotiſchen Weſen, noch eine beſondere Schaͤrfe zeigen,
die ſich laut Erfahrung durch ein ſtarkes Brechen
und Purgiren aͤußert.
Das, was indeſſen zur Beſtimmung der Man-
dragora im vorhergehenden angefuͤhret worden, iſt
hinreichend genug, dieſelbe von allen uͤbrigen erdich-
teten und den Alraunenbildern ſelbſt zu unterſchei-
den. Auf diejenigen uralten Traditionen muß man
indeſſen ſehr aufmerkſam ſeyn, wodurch die wahren
Umſtaͤnde einer natuͤrlichen Mandragora von jeher
ſo beſonders verdunkelt und ihre alte Naturge-
ſchichte ſo ausnehmend verunſtaltet worden, daß ſo
gar eine Mandragora hominiformis mit einer großen
Menge von imagunculis alraunicis zum Vorſchein ge-
kommen ſind. Abgekuͤrzte und von andern noch
dazu verſtuͤmmelte Nachrichten, dergleichen unter
andern nur einzeln auch ohne weitere Verbindung
gleichſam aus der Geſchichte des alten juͤdiſchen
Volkes genommen worden, haben zu weitern Mis-
verſtaͤndniſſen Gelegenheit gegeben, daß e. g. die
Dudaim des Moſes, Ruben, der Rahel oder auch
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wird, mit unſerer vorbeſchriebenen Mandragora
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/32>, abgerufen am 12.12.2024.
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