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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

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uns auf weit gründlichere Muthmaßung führt, als
man sonst insgemein von ihnen zu haben pfleget.

Was die Fasern betrift, auf denen die anthe-
rae
sonst bey den meisten Blumen befestigt sind, und
die in der geöfneten Blume gegen die antheras
wohl eine 2, 3, 6 bis 10 und mehrfache Länge haben,
so fehlen diese Fasern öfters dem Anscheine nach, oder
sie sind doch, so lange die Blumen auf vorbesagte
Art noch verschlossen liegen, überaus kurz.

Da ich also, wie gedacht, die antheras bey
denen in ihrer Bildung und Auswickelung sich be-
findenden und verborgenen Blumen von so ansehn-
licher Größe zu seyn bemerkte, so machte mich die-
ser Umstand um desto neugieriger, zu untersuchen,
was es dermahlen mit dem unvollkommenen Blu-
menstaube vor eine Beschaffenheit haben mögte.
Zu diesem Ende nahm ich eben in der Mitte des
Jenners eine ziemliche Partie Tulipanenzwiebeln
aus der Erde, und aus diesen auf einmahl alle ihre
neugebildeten jungen Pflanzen heraus, von denen
ich die mehresten sogleich untersuchte, die übrigen
aber ins Wasser legte, um sie vor dem Eintrocknen
zu verwahren.

Anfangs öfnete ich etliche antheras an den
Spitzen, und drückte die ganzen contenta derselben
durch die gemachte Oefnung behutsam heraus, wel-
che einen Klumpen eines dicken weißen und milch-
artigen Saftes sehr deutlich vorstellten. Bey an-
dern antheris öfnete ich die Seiten ganz gelinde mit

einer
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uns auf weit gruͤndlichere Muthmaßung fuͤhrt, als
man ſonſt insgemein von ihnen zu haben pfleget.

Was die Faſern betrift, auf denen die anthe-
rae
ſonſt bey den meiſten Blumen befeſtigt ſind, und
die in der geoͤfneten Blume gegen die antheras
wohl eine 2, 3, 6 bis 10 und mehrfache Laͤnge haben,
ſo fehlen dieſe Faſern oͤfters dem Anſcheine nach, oder
ſie ſind doch, ſo lange die Blumen auf vorbeſagte
Art noch verſchloſſen liegen, uͤberaus kurz.

Da ich alſo, wie gedacht, die antheras bey
denen in ihrer Bildung und Auswickelung ſich be-
findenden und verborgenen Blumen von ſo anſehn-
licher Groͤße zu ſeyn bemerkte, ſo machte mich die-
ſer Umſtand um deſto neugieriger, zu unterſuchen,
was es dermahlen mit dem unvollkommenen Blu-
menſtaube vor eine Beſchaffenheit haben moͤgte.
Zu dieſem Ende nahm ich eben in der Mitte des
Jenners eine ziemliche Partie Tulipanenzwiebeln
aus der Erde, und aus dieſen auf einmahl alle ihre
neugebildeten jungen Pflanzen heraus, von denen
ich die mehreſten ſogleich unterſuchte, die uͤbrigen
aber ins Waſſer legte, um ſie vor dem Eintrocknen
zu verwahren.

Anfangs oͤfnete ich etliche antheras an den
Spitzen, und druͤckte die ganzen contenta derſelben
durch die gemachte Oefnung behutſam heraus, wel-
che einen Klumpen eines dicken weißen und milch-
artigen Saftes ſehr deutlich vorſtellten. Bey an-
dern antheris oͤfnete ich die Seiten ganz gelinde mit

einer
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[35/0047] uns auf weit gruͤndlichere Muthmaßung fuͤhrt, als man ſonſt insgemein von ihnen zu haben pfleget. Was die Faſern betrift, auf denen die anthe- rae ſonſt bey den meiſten Blumen befeſtigt ſind, und die in der geoͤfneten Blume gegen die antheras wohl eine 2, 3, 6 bis 10 und mehrfache Laͤnge haben, ſo fehlen dieſe Faſern oͤfters dem Anſcheine nach, oder ſie ſind doch, ſo lange die Blumen auf vorbeſagte Art noch verſchloſſen liegen, uͤberaus kurz. Da ich alſo, wie gedacht, die antheras bey denen in ihrer Bildung und Auswickelung ſich be- findenden und verborgenen Blumen von ſo anſehn- licher Groͤße zu ſeyn bemerkte, ſo machte mich die- ſer Umſtand um deſto neugieriger, zu unterſuchen, was es dermahlen mit dem unvollkommenen Blu- menſtaube vor eine Beſchaffenheit haben moͤgte. Zu dieſem Ende nahm ich eben in der Mitte des Jenners eine ziemliche Partie Tulipanenzwiebeln aus der Erde, und aus dieſen auf einmahl alle ihre neugebildeten jungen Pflanzen heraus, von denen ich die mehreſten ſogleich unterſuchte, die uͤbrigen aber ins Waſſer legte, um ſie vor dem Eintrocknen zu verwahren. Anfangs oͤfnete ich etliche antheras an den Spitzen, und druͤckte die ganzen contenta derſelben durch die gemachte Oefnung behutſam heraus, wel- che einen Klumpen eines dicken weißen und milch- artigen Saftes ſehr deutlich vorſtellten. Bey an- dern antheris oͤfnete ich die Seiten ganz gelinde mit einer C 2

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/47>, abgerufen am 29.03.2024.