einer Nadel, und nahm mit deren Spitze nur ge- dachte Masse heraus; da ich denn gewahr wurde, daß der an der Nadel hängende Tropfen oder Klum- pen bey weiten so dicke nicht war, als der erste. Diesen nun dem ersten Ansehen nach weißen und dicken milchartigen Saft brachte ich unter verschie- dene gute Vergrößerungsgläser, da ich denn daran so viel unterscheiden konnte, daß der Saft aus ei- nem Klumpen ganz kleiner und durchsichtiger Kör- perchen bestand, deren große Menge in einem zä- hen und etwas häutig und fettig scheinenden We- sen sehr feste in einander lagen, und mit diesen zu- gleich einen zarten Läich von Wasserinsekten vorstell- ten; doch war ihre übrige Gestalt auf diese Art nicht leicht zu bestimmen.
Um also diese Masse weiter unterscheiden zu können, legte ich ein Glastäfelchen mit einer Ver- tiefung unter das Vergrößerungsglas, in welcher ich ein Paar Tropfen Wasser brachte und in dieser mit einer Nadelspitze eine kleine Portion von oftge- dachter Masse zu gleicher Zeit vorsichtig hinein- senkte, da ich eben das Auge auf dem Vergröße- rungsglase haben konnte. Sobald ich nur mit der Nadel in den Wassertropfen eine kleine Bewegung machte, so agirte das Wasser sehr geschwind in den an der Nadel hängenden milchartigen Klum- pen, und lösete ihn gänzlich auseinander, so, daß in Zeit von etwa 2 bis 3 Secunden das ganze Was- ser mit einer überaus großen Menge der allerfein-
Kügel-
einer Nadel, und nahm mit deren Spitze nur ge- dachte Maſſe heraus; da ich denn gewahr wurde, daß der an der Nadel haͤngende Tropfen oder Klum- pen bey weiten ſo dicke nicht war, als der erſte. Dieſen nun dem erſten Anſehen nach weißen und dicken milchartigen Saft brachte ich unter verſchie- dene gute Vergroͤßerungsglaͤſer, da ich denn daran ſo viel unterſcheiden konnte, daß der Saft aus ei- nem Klumpen ganz kleiner und durchſichtiger Koͤr- perchen beſtand, deren große Menge in einem zaͤ- hen und etwas haͤutig und fettig ſcheinenden We- ſen ſehr feſte in einander lagen, und mit dieſen zu- gleich einen zarten Laͤich von Waſſerinſekten vorſtell- ten; doch war ihre uͤbrige Geſtalt auf dieſe Art nicht leicht zu beſtimmen.
Um alſo dieſe Maſſe weiter unterſcheiden zu koͤnnen, legte ich ein Glastaͤfelchen mit einer Ver- tiefung unter das Vergroͤßerungsglas, in welcher ich ein Paar Tropfen Waſſer brachte und in dieſer mit einer Nadelſpitze eine kleine Portion von oftge- dachter Maſſe zu gleicher Zeit vorſichtig hinein- ſenkte, da ich eben das Auge auf dem Vergroͤße- rungsglaſe haben konnte. Sobald ich nur mit der Nadel in den Waſſertropfen eine kleine Bewegung machte, ſo agirte das Waſſer ſehr geſchwind in den an der Nadel haͤngenden milchartigen Klum- pen, und loͤſete ihn gaͤnzlich auseinander, ſo, daß in Zeit von etwa 2 bis 3 Secunden das ganze Waſ- ſer mit einer uͤberaus großen Menge der allerfein-
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[36/0048]
einer Nadel, und nahm mit deren Spitze nur ge-
dachte Maſſe heraus; da ich denn gewahr wurde,
daß der an der Nadel haͤngende Tropfen oder Klum-
pen bey weiten ſo dicke nicht war, als der erſte.
Dieſen nun dem erſten Anſehen nach weißen und
dicken milchartigen Saft brachte ich unter verſchie-
dene gute Vergroͤßerungsglaͤſer, da ich denn daran
ſo viel unterſcheiden konnte, daß der Saft aus ei-
nem Klumpen ganz kleiner und durchſichtiger Koͤr-
perchen beſtand, deren große Menge in einem zaͤ-
hen und etwas haͤutig und fettig ſcheinenden We-
ſen ſehr feſte in einander lagen, und mit dieſen zu-
gleich einen zarten Laͤich von Waſſerinſekten vorſtell-
ten; doch war ihre uͤbrige Geſtalt auf dieſe Art
nicht leicht zu beſtimmen.
Um alſo dieſe Maſſe weiter unterſcheiden zu
koͤnnen, legte ich ein Glastaͤfelchen mit einer Ver-
tiefung unter das Vergroͤßerungsglas, in welcher
ich ein Paar Tropfen Waſſer brachte und in dieſer
mit einer Nadelſpitze eine kleine Portion von oftge-
dachter Maſſe zu gleicher Zeit vorſichtig hinein-
ſenkte, da ich eben das Auge auf dem Vergroͤße-
rungsglaſe haben konnte. Sobald ich nur mit der
Nadel in den Waſſertropfen eine kleine Bewegung
machte, ſo agirte das Waſſer ſehr geſchwind in
den an der Nadel haͤngenden milchartigen Klum-
pen, und loͤſete ihn gaͤnzlich auseinander, ſo, daß
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/48>, abgerufen am 16.07.2024.
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