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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

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und Holz, zwischen welchen sie ihre überall aus ih-
ren lockern saftreichen Rinden herauskommende
Saugewurzeln einschlagen; werden sie aber älter
und fester, so lassen sie sich in gerade und stärkere
Stämme ziehen.

Ihr dunkelgrünes, adriges Laub ist dreyblät-
trig, und stehet einzeln und abwechselnd auf spannen-
langen, oberwärts dreytheiligen, starken Stielen an
den jungen weichen Trieben, welche geschnitten oder
abgebrochen einen zähen milchenden Saft geben.
Die Blätter sind oberwäts glatt, unterwärts aber
bey uns mit einem feinen, kurzen, weißen, wolligten
Wesen nur dünne bezogen, sonst aber, so lange sie
jung sind, mehr roth, und fallen im Herbste ab.
An Gestalt sind sie etwas veränderlich, und nach-
dem die Witterung ihre Ausbildung befördert, nach-
der Zeit, dem Alter und Nahrung sehr verschieden,
und am untern Ende sehr lang zugespitzt, oder auch
länger, runder und verkürzet. Der Rand ist weit-
schweifig und stumpf, flach oder tiefer gezackt, zu-
weilen ganz ohne alle Zacken. Die ausgeschweif-
ten Winkel aber habe ich so tief daran nicht finden
können, daß sich die Blätter, wie andere sagen, mit
dem Eichenlaube vergleichen ließen.

Die Pflanze, welche sich im Frühling und
Herbste sehr zeitig versetzen lässet, treibet aus ihren
im Oktober schon ziemlich ansehnlichen Knospen im
Juny noch feine und dünne, helle, grüne, ästige
und spitzige, kleinblüthige, etwa 2zöllige, einzelne

oder

und Holz, zwiſchen welchen ſie ihre uͤberall aus ih-
ren lockern ſaftreichen Rinden herauskommende
Saugewurzeln einſchlagen; werden ſie aber aͤlter
und feſter, ſo laſſen ſie ſich in gerade und ſtaͤrkere
Staͤmme ziehen.

Ihr dunkelgruͤnes, adriges Laub iſt dreyblaͤt-
trig, und ſtehet einzeln und abwechſelnd auf ſpannen-
langen, oberwaͤrts dreytheiligen, ſtarken Stielen an
den jungen weichen Trieben, welche geſchnitten oder
abgebrochen einen zaͤhen milchenden Saft geben.
Die Blaͤtter ſind oberwaͤts glatt, unterwaͤrts aber
bey uns mit einem feinen, kurzen, weißen, wolligten
Weſen nur duͤnne bezogen, ſonſt aber, ſo lange ſie
jung ſind, mehr roth, und fallen im Herbſte ab.
An Geſtalt ſind ſie etwas veraͤnderlich, und nach-
dem die Witterung ihre Ausbildung befoͤrdert, nach-
der Zeit, dem Alter und Nahrung ſehr verſchieden,
und am untern Ende ſehr lang zugeſpitzt, oder auch
laͤnger, runder und verkuͤrzet. Der Rand iſt weit-
ſchweifig und ſtumpf, flach oder tiefer gezackt, zu-
weilen ganz ohne alle Zacken. Die ausgeſchweif-
ten Winkel aber habe ich ſo tief daran nicht finden
koͤnnen, daß ſich die Blaͤtter, wie andere ſagen, mit
dem Eichenlaube vergleichen ließen.

Die Pflanze, welche ſich im Fruͤhling und
Herbſte ſehr zeitig verſetzen laͤſſet, treibet aus ihren
im Oktober ſchon ziemlich anſehnlichen Knospen im
Juny noch feine und duͤnne, helle, gruͤne, aͤſtige
und ſpitzige, kleinbluͤthige, etwa 2zoͤllige, einzelne

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[187/0199] und Holz, zwiſchen welchen ſie ihre uͤberall aus ih- ren lockern ſaftreichen Rinden herauskommende Saugewurzeln einſchlagen; werden ſie aber aͤlter und feſter, ſo laſſen ſie ſich in gerade und ſtaͤrkere Staͤmme ziehen. Ihr dunkelgruͤnes, adriges Laub iſt dreyblaͤt- trig, und ſtehet einzeln und abwechſelnd auf ſpannen- langen, oberwaͤrts dreytheiligen, ſtarken Stielen an den jungen weichen Trieben, welche geſchnitten oder abgebrochen einen zaͤhen milchenden Saft geben. Die Blaͤtter ſind oberwaͤts glatt, unterwaͤrts aber bey uns mit einem feinen, kurzen, weißen, wolligten Weſen nur duͤnne bezogen, ſonſt aber, ſo lange ſie jung ſind, mehr roth, und fallen im Herbſte ab. An Geſtalt ſind ſie etwas veraͤnderlich, und nach- dem die Witterung ihre Ausbildung befoͤrdert, nach- der Zeit, dem Alter und Nahrung ſehr verſchieden, und am untern Ende ſehr lang zugeſpitzt, oder auch laͤnger, runder und verkuͤrzet. Der Rand iſt weit- ſchweifig und ſtumpf, flach oder tiefer gezackt, zu- weilen ganz ohne alle Zacken. Die ausgeſchweif- ten Winkel aber habe ich ſo tief daran nicht finden koͤnnen, daß ſich die Blaͤtter, wie andere ſagen, mit dem Eichenlaube vergleichen ließen. Die Pflanze, welche ſich im Fruͤhling und Herbſte ſehr zeitig verſetzen laͤſſet, treibet aus ihren im Oktober ſchon ziemlich anſehnlichen Knospen im Juny noch feine und duͤnne, helle, gruͤne, aͤſtige und ſpitzige, kleinbluͤthige, etwa 2zoͤllige, einzelne oder

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/199>, abgerufen am 06.05.2024.