Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

nern seyn mögte, als daß alle dergleichen Zeit und
Geld verschwendende Anlagen, wenn sie nicht für un-
nütz gehalten werden sollen, endlich zum Nutzen des
Staats selbst gereichen müssen.

Ob nun dieses Gewächs in denen fast zur
Mode gewordenen Englischen Pflanzungen vor neu
gehalten werden wollen, so ist es doch seit Jouquets
Zeiten in Frankreich unterhalten worden, auch in
den deutschen botanischen Gärten hin und wieder
befindlich gewesen, wie es denn seit 1733 in der
Mark Brandenburg schon eingeführet war, und
vor etlichen Jahren mit der großen Menge Ameri-
kanischer Saamen aus England ankam, da man
es denn in den Lustwäldern säete und erzog; ob es
gleich äußerlich eben keine sonderlichen Vorzüge
hatte, als daß es sich unter dem Schutze der übri-
gen Holzarten stark vermehrte, und einen sehr schnel-
len Wuchs zeigte.

Die dunkle Wurzel der Pflanze, welche holzig
und faserig, und in jedem Grunde und jeder Lage
gleich dauerhaft ist, gleichet den jungen Rebenstäm-
men, sie gehet sehr stark um sich, und in eine fast
übermäßige Menge von Sprossen und Wurzelstö-
cken, so daß die Stämme nur sehr selten hoch und
stark werden, wenn man jene nicht immer davon
abnimmt; da sie denn bis etwa 10 Fuß hoch ge-
zogen werden können, aber doch immer schlank und
schwach bleiben. Die jungen Schößlinge strecken
sich ohne Nutzen auf der Erde, über Steine, Moos

und

nern ſeyn moͤgte, als daß alle dergleichen Zeit und
Geld verſchwendende Anlagen, wenn ſie nicht fuͤr un-
nuͤtz gehalten werden ſollen, endlich zum Nutzen des
Staats ſelbſt gereichen muͤſſen.

Ob nun dieſes Gewaͤchs in denen faſt zur
Mode gewordenen Engliſchen Pflanzungen vor neu
gehalten werden wollen, ſo iſt es doch ſeit Jouquets
Zeiten in Frankreich unterhalten worden, auch in
den deutſchen botaniſchen Gaͤrten hin und wieder
befindlich geweſen, wie es denn ſeit 1733 in der
Mark Brandenburg ſchon eingefuͤhret war, und
vor etlichen Jahren mit der großen Menge Ameri-
kaniſcher Saamen aus England ankam, da man
es denn in den Luſtwaͤldern ſaͤete und erzog; ob es
gleich aͤußerlich eben keine ſonderlichen Vorzuͤge
hatte, als daß es ſich unter dem Schutze der uͤbri-
gen Holzarten ſtark vermehrte, und einen ſehr ſchnel-
len Wuchs zeigte.

Die dunkle Wurzel der Pflanze, welche holzig
und faſerig, und in jedem Grunde und jeder Lage
gleich dauerhaft iſt, gleichet den jungen Rebenſtaͤm-
men, ſie gehet ſehr ſtark um ſich, und in eine faſt
uͤbermaͤßige Menge von Sproſſen und Wurzelſtoͤ-
cken, ſo daß die Staͤmme nur ſehr ſelten hoch und
ſtark werden, wenn man jene nicht immer davon
abnimmt; da ſie denn bis etwa 10 Fuß hoch ge-
zogen werden koͤnnen, aber doch immer ſchlank und
ſchwach bleiben. Die jungen Schoͤßlinge ſtrecken
ſich ohne Nutzen auf der Erde, uͤber Steine, Moos

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0198" n="186"/>
nern &#x017F;eyn mo&#x0364;gte, als daß alle dergleichen Zeit und<lb/>
Geld ver&#x017F;chwendende Anlagen, wenn &#x017F;ie nicht fu&#x0364;r un-<lb/>
nu&#x0364;tz gehalten werden &#x017F;ollen, endlich zum Nutzen des<lb/>
Staats &#x017F;elb&#x017F;t gereichen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Ob nun die&#x017F;es Gewa&#x0364;chs in denen fa&#x017F;t zur<lb/>
Mode gewordenen Engli&#x017F;chen Pflanzungen vor neu<lb/>
gehalten werden wollen, &#x017F;o i&#x017F;t es doch &#x017F;eit <hi rendition="#fr">Jouquets</hi><lb/>
Zeiten in Frankreich unterhalten worden, auch in<lb/>
den deut&#x017F;chen botani&#x017F;chen Ga&#x0364;rten hin und wieder<lb/>
befindlich gewe&#x017F;en, wie es denn &#x017F;eit 1733 in der<lb/>
Mark Brandenburg &#x017F;chon eingefu&#x0364;hret war, und<lb/>
vor etlichen Jahren mit der großen Menge Ameri-<lb/>
kani&#x017F;cher Saamen aus England ankam, da man<lb/>
es denn in den Lu&#x017F;twa&#x0364;ldern &#x017F;a&#x0364;ete und erzog; ob es<lb/>
gleich a&#x0364;ußerlich eben keine &#x017F;onderlichen Vorzu&#x0364;ge<lb/>
hatte, als daß es &#x017F;ich unter dem Schutze der u&#x0364;bri-<lb/>
gen Holzarten &#x017F;tark vermehrte, und einen &#x017F;ehr &#x017F;chnel-<lb/>
len Wuchs zeigte.</p><lb/>
        <p>Die dunkle Wurzel der Pflanze, welche holzig<lb/>
und fa&#x017F;erig, und in jedem Grunde und jeder Lage<lb/>
gleich dauerhaft i&#x017F;t, gleichet den jungen Reben&#x017F;ta&#x0364;m-<lb/>
men, &#x017F;ie gehet &#x017F;ehr &#x017F;tark um &#x017F;ich, und in eine fa&#x017F;t<lb/>
u&#x0364;berma&#x0364;ßige Menge von Spro&#x017F;&#x017F;en und Wurzel&#x017F;to&#x0364;-<lb/>
cken, &#x017F;o daß die Sta&#x0364;mme nur &#x017F;ehr &#x017F;elten hoch und<lb/>
&#x017F;tark werden, wenn man jene nicht immer davon<lb/>
abnimmt; da &#x017F;ie denn bis etwa 10 Fuß hoch ge-<lb/>
zogen werden ko&#x0364;nnen, aber doch immer &#x017F;chlank und<lb/>
&#x017F;chwach bleiben. Die jungen Scho&#x0364;ßlinge &#x017F;trecken<lb/>
&#x017F;ich ohne Nutzen auf der Erde, u&#x0364;ber Steine, Moos<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0198] nern ſeyn moͤgte, als daß alle dergleichen Zeit und Geld verſchwendende Anlagen, wenn ſie nicht fuͤr un- nuͤtz gehalten werden ſollen, endlich zum Nutzen des Staats ſelbſt gereichen muͤſſen. Ob nun dieſes Gewaͤchs in denen faſt zur Mode gewordenen Engliſchen Pflanzungen vor neu gehalten werden wollen, ſo iſt es doch ſeit Jouquets Zeiten in Frankreich unterhalten worden, auch in den deutſchen botaniſchen Gaͤrten hin und wieder befindlich geweſen, wie es denn ſeit 1733 in der Mark Brandenburg ſchon eingefuͤhret war, und vor etlichen Jahren mit der großen Menge Ameri- kaniſcher Saamen aus England ankam, da man es denn in den Luſtwaͤldern ſaͤete und erzog; ob es gleich aͤußerlich eben keine ſonderlichen Vorzuͤge hatte, als daß es ſich unter dem Schutze der uͤbri- gen Holzarten ſtark vermehrte, und einen ſehr ſchnel- len Wuchs zeigte. Die dunkle Wurzel der Pflanze, welche holzig und faſerig, und in jedem Grunde und jeder Lage gleich dauerhaft iſt, gleichet den jungen Rebenſtaͤm- men, ſie gehet ſehr ſtark um ſich, und in eine faſt uͤbermaͤßige Menge von Sproſſen und Wurzelſtoͤ- cken, ſo daß die Staͤmme nur ſehr ſelten hoch und ſtark werden, wenn man jene nicht immer davon abnimmt; da ſie denn bis etwa 10 Fuß hoch ge- zogen werden koͤnnen, aber doch immer ſchlank und ſchwach bleiben. Die jungen Schoͤßlinge ſtrecken ſich ohne Nutzen auf der Erde, uͤber Steine, Moos und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/198
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/198>, abgerufen am 06.05.2024.