Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].des Felsens eben so wenig vor mögl: halten wollen, als daß Das auf der äußersten Höhe hinter dem Castel gelegene des Felsens eben so wenig vor mögl: halten wollen, als daß Das auf der äußersten Höhe hinter dem Castel gelegene <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0683"/> des Felsens eben so wenig vor mögl: halten wollen, als daß<lb/> er seine Hand in den harten Felsen solte hinein drücken<lb/> können, da ihm denn aber auf besagte weise der Glaube<lb/> gleichsam in die Hand gekommen. Der auf diese Capelle be-<lb/> stellte Benedictiner Mönch, welcher oben vor der Treppe<lb/> eine überaus angenehme und mit dem vortreflichsten pro-<lb/> spect versehene Eremitage hat, schien sonst ein vernünfftiger<lb/> Mann zu seyn; nichts desto weniger praesentirete er<lb/> uns etl<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">e</hi></hi> Steingen von seinem Felsen, mit der Nachricht,<lb/> daß solche vor Kopfweh und viele andere Zufälle probat<lb/> erfunden wären, wenn man Waßer darauf göße und<lb/> davon träncke; am allermeisten aber recommendirete er ihre<lb/> Krafft bey Stürmen auf der See und andern Waßer-Nöthen,<lb/> erforderte aber auch noch daneben ein andächtiges Gebet von<lb/> 5 pater nostern und etl<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">n</hi></hi> ave maria.</p><lb/> <p> Das auf der äußersten Höhe hinter dem Castel gelegene<lb/> Begräbniß monument des bekanten Röml: Consulis L. Munatii<lb/> Planci musten wir, der fatigue u. des Regens wegen,<lb/> unbesehen laßen. Der äußern Gestalt nach ist es dem<lb/> Röml: Capo di bove gleich, Dieser Munatius aber eben<lb/> derjenige gewesen, welcher Kayser Ocatvio gerathen,<lb/> den Zunahmen Augustus an zu nehmen vid. Sveton.<lb/> Unser Weg gieng von hier auf der Via Appia über<lb/><hi rendition="#u">Fondi</hi> nach <hi rendition="#u">Terracina</hi>, da wir zur rechten meistentheils<lb/> Gebürge, und zur lincken das Meer hatten. An alt Röml:<lb/> Gemäuern und verfallenen Gräbern, welche an dergl:<lb/> große Straßen gerne gesetzet wurden, ist kein Mangel,<lb/> nur aber Schade, daß man nicht mehr weiß, was dieses<lb/> und jenes gewesen. <hi rendition="#u">Zu Fondi</hi> ist ein großer Garten<lb/> vor deßen ehemaligen Besitzer Cicero gleichfals ausgege-<lb/> ben wird, unweit der Stadt aber siehet man so gar<lb/> Orangen Bäume im freyen Felde. Der berühmte Türckil.<lb/> Admiral und chef von Algir Barbarossa hat bekanter-<lb/> maßen a<hi rendition="#u">o</hi> 1534 dieses Städtgen sehr übel zugerichtet, als<lb/> er die schöne Princessin Julia Colonna, gebohrne Gonzaga,<lb/> daselbst aufheben u. dem Türckil: Kayser in sein Serail </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0683]
des Felsens eben so wenig vor mögl: halten wollen, als daß
er seine Hand in den harten Felsen solte hinein drücken
können, da ihm denn aber auf besagte weise der Glaube
gleichsam in die Hand gekommen. Der auf diese Capelle be-
stellte Benedictiner Mönch, welcher oben vor der Treppe
eine überaus angenehme und mit dem vortreflichsten pro-
spect versehene Eremitage hat, schien sonst ein vernünfftiger
Mann zu seyn; nichts desto weniger praesentirete er
uns etle Steingen von seinem Felsen, mit der Nachricht,
daß solche vor Kopfweh und viele andere Zufälle probat
erfunden wären, wenn man Waßer darauf göße und
davon träncke; am allermeisten aber recommendirete er ihre
Krafft bey Stürmen auf der See und andern Waßer-Nöthen,
erforderte aber auch noch daneben ein andächtiges Gebet von
5 pater nostern und etln ave maria.
Das auf der äußersten Höhe hinter dem Castel gelegene
Begräbniß monument des bekanten Röml: Consulis L. Munatii
Planci musten wir, der fatigue u. des Regens wegen,
unbesehen laßen. Der äußern Gestalt nach ist es dem
Röml: Capo di bove gleich, Dieser Munatius aber eben
derjenige gewesen, welcher Kayser Ocatvio gerathen,
den Zunahmen Augustus an zu nehmen vid. Sveton.
Unser Weg gieng von hier auf der Via Appia über
Fondi nach Terracina, da wir zur rechten meistentheils
Gebürge, und zur lincken das Meer hatten. An alt Röml:
Gemäuern und verfallenen Gräbern, welche an dergl:
große Straßen gerne gesetzet wurden, ist kein Mangel,
nur aber Schade, daß man nicht mehr weiß, was dieses
und jenes gewesen. Zu Fondi ist ein großer Garten
vor deßen ehemaligen Besitzer Cicero gleichfals ausgege-
ben wird, unweit der Stadt aber siehet man so gar
Orangen Bäume im freyen Felde. Der berühmte Türckil.
Admiral und chef von Algir Barbarossa hat bekanter-
maßen ao 1534 dieses Städtgen sehr übel zugerichtet, als
er die schöne Princessin Julia Colonna, gebohrne Gonzaga,
daselbst aufheben u. dem Türckil: Kayser in sein Serail
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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