Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].335 schencken wollen, dieselbe aber ihm glücklr weise entwischet.Dichte vor Terracina haben die Römer, um der Via Appia Platz zu machen, den hohen Felsen am Ufer des Meers abge- arbeitet. Man siehet deswegen an diesem Felsen herunter von distantz zu distantz große Römil: Ziffern eingehauen, davon die untersten sind CXX, woraus nicht unwahrscheinlich zu schließen ist, daß diese Arbeit in 120 Tagen verferti- get, und alle 10 Tage von oben herunter auf diese Weise angeschrieben worden, wie weit man damit avanciret sey. Denn daß diese Zahlen ein Maaß von Ellen oder Füßen andeuten sollen, ist deswegen augenscheinl: falsch, weil die angeschriebenen decades in der Höhe viel weiter von einander stehen, als die untern. Welche Beschaffenheit hingegen zu unsrer Deutung auf das Tagewerck sich beßer schicket, weil man nehml: oben, wo der Felß spitziger gewesen, in 10 Tagen mit der Arbeit nothwendig hat weiter kommen können, als unten, da er sich immer mehr und mehr ausge- breitet. Die Stadt Terracina in welcher unser Nachtquartier etwas weniger schlimm, als des vorige war, ist klein und schlecht, hat aber zu der Römer Zeiten einen guten Hafen gehabt, welcher ietzo gantz zugeschlemmet ist. Zwischen diesem Ort u. Fondi ist die Grentze zwischen dem Neapolitanl: und dem Kirchen-Staat, bestehend aus einer an dem hohen Felsen=Gebürge gelegenen Mauer, welche durch eine Neapolitanil: Wache von 4 bis 5 Mann bewahret wird. Den 6 Mart. Gleich bey der Ausfarth aus Terracina siehet man mit Vergnügen 335 schencken wollen, dieselbe aber ihm glücklr weise entwischet.Dichte vor Terracina haben die Römer, um der Via Appia Platz zu machen, den hohen Felsen am Ufer des Meers abge- arbeitet. Man siehet deswegen an diesem Felsen herunter von distantz zu distantz große Römil: Ziffern eingehauen, davon die untersten sind CXX, woraus nicht unwahrscheinlich zu schließen ist, daß diese Arbeit in 120 Tagen verferti- get, und alle 10 Tage von oben herunter auf diese Weise angeschrieben worden, wie weit man damit avanciret sey. Denn daß diese Zahlen ein Maaß von Ellen oder Füßen andeuten sollen, ist deswegen augenscheinl: falsch, weil die angeschriebenen decades in der Höhe viel weiter von einander stehen, als die untern. Welche Beschaffenheit hingegen zu unsrer Deutung auf das Tagewerck sich beßer schicket, weil man nehml: oben, wo der Felß spitziger gewesen, in 10 Tagen mit der Arbeit nothwendig hat weiter kommen können, als unten, da er sich immer mehr und mehr ausge- breitet. Die Stadt Terracina in welcher unser Nachtquartier etwas weniger schlimm, als des vorige war, ist klein und schlecht, hat aber zu der Römer Zeiten einen guten Hafen gehabt, welcher ietzo gantz zugeschlemmet ist. Zwischen diesem Ort u. Fondi ist die Grentze zwischen dem Neapolitanl: und dem Kirchen-Staat, bestehend aus einer an dem hohen Felsen=Gebürge gelegenen Mauer, welche durch eine Neapolitanil: Wache von 4 bis 5 Mann bewahret wird. Den 6 Mart. Gleich bey der Ausfarth aus Terracina siehet man mit Vergnügen <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0684"/><fw type="folNum" place="top">335</fw><lb/> schencken wollen, dieselbe aber ihm glückl<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">r</hi></hi> weise entwischet.<lb/> Dichte vor Terracina haben die Römer, um der Via Appia<lb/> Platz zu machen, den hohen Felsen am Ufer des Meers abge-<lb/> arbeitet. 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Die Bäume sind groß, u. kommen, was das </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0684]
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schencken wollen, dieselbe aber ihm glücklr weise entwischet.
Dichte vor Terracina haben die Römer, um der Via Appia
Platz zu machen, den hohen Felsen am Ufer des Meers abge-
arbeitet. Man siehet deswegen an diesem Felsen herunter
von distantz zu distantz große Römil: Ziffern eingehauen,
davon die untersten sind CXX, woraus nicht unwahrscheinlich
zu schließen ist, daß diese Arbeit in 120 Tagen verferti-
get, und alle 10 Tage von oben herunter auf diese Weise
angeschrieben worden, wie weit man damit avanciret sey.
Denn daß diese Zahlen ein Maaß von Ellen oder Füßen
andeuten sollen, ist deswegen augenscheinl: falsch, weil
die angeschriebenen decades in der Höhe viel weiter von
einander stehen, als die untern. Welche Beschaffenheit hingegen
zu unsrer Deutung auf das Tagewerck sich beßer schicket,
weil man nehml: oben, wo der Felß spitziger gewesen,
in 10 Tagen mit der Arbeit nothwendig hat weiter kommen
können, als unten, da er sich immer mehr und mehr ausge-
breitet. Die Stadt Terracina in welcher unser Nachtquartier
etwas weniger schlimm, als des vorige war, ist klein und
schlecht, hat aber zu der Römer Zeiten einen guten Hafen
gehabt, welcher ietzo gantz zugeschlemmet ist. Zwischen diesem
Ort u. Fondi ist die Grentze zwischen dem Neapolitanl:
und dem Kirchen-Staat, bestehend aus einer an dem hohen
Felsen=Gebürge gelegenen Mauer, welche durch eine
Neapolitanil: Wache von 4 bis 5 Mann bewahret wird.
Den 6 Mart.
Gleich bey der Ausfarth aus Terracina siehet man mit Vergnügen
ein Stück des Appischen Weges in seiner völligen alten
Gestalt, nehml: mit der zu beyden Seiten vor die Fußgän-
ger gemachten Erhöhung, welche Erhöhungen bey denen
Römern margines, marginationes oder Cippi genennet
wurden. Auch ist an diesem Ort der Weg zu beyden Seiten
mit alten verfallenen Gräbern reichl: besetzt. Zwischen
hier u. der Stadt Piperno findet man die Bäume zieml:
häuffig, aus deren Rinde der Korck zu Bouteillen Stöpseln
gemacht wird. Die Bäume sind groß, u. kommen, was das
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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