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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Ochsen-Opfer, welches der Persianischen Gottheit Mithrae gebracht wird,
ist, unsers Ermeßens, das rareste. Von denen antiquen Statuen
wollen wir nur folgende benennen: Etliche bustes des großen
Hannibals; Ein gladiator in der positur wie er seinen Gegner
attaquiret, deßen ausgestreckter Cörper und angestrengte Glied-
maaßen die Natur vollkommen ausdrücken; Eine Diana von
bronce, deren Gewand von dem feinsten agat ist. Eine Juno
von weißem marmor, mit einem Gewand von rothem porphyr
bekleidet; der berühmte hermaphrodit; Ein sterbender Seneca
von pierre de touche mit emaillirten Augen, wie er bis an
die Waden in seinem Blut-Bade stehet. Das Bade-Gefäß ist
von fleckigten Marmor, und mit einem rothem Egyptischen
Stein gantz ausgefüllet, d welcher das mit Blut dicke ver-
mischte und fast geronnene Waßer gantz natürlich vorstellet.
Von antiquen Vrnen sind die merckwürdigsten, eine über
Manns hohe, von weißem marmor, worauf ein bacchanale
en bas relief zu sehen, und noch eine von dem schönsten weiß-
gelbligten alabaster welche ohngefähr eine gute Elle hoch ist, und
darauf folgende Inscription zu lesen:

P. CLAVDIVS. P. F. AP. N. AP. PRO. N. PVLCHER. Q.
QVAES|TOR. PR. AVGVR.

Von vorhandenen neuen Statuen verdienen denen alten gleich
geschätzet, ia vielen vorgezogen zu werden, Eine groupe, die
Verwandlung der Daphne vorstellend, Eine dergleichen groupe des
Aeneae, wie er seinen alten Vater Anchisen auf der Schulter
traget, und die Brust-Bilder Pauli V und des Cardinals Borghese,
welche alle von dem Cavalier Bernnini aus weißem Marmor
wunder schön verfertiget sind. Unter gedachter Vorstellung
der Daphne lieset man diese Lehr-reichen Verse:

Quisquis amans Sequitur fugitiuae gaudia formae,
Fronde manus implet, baccas Seu carpit amaras.

Wer ein mehrers detail dieser Statuen=Versamlung und alles
übrigen begehret, der kan sich künfftig aus der mit Kupfern ge-
druckten Beschreibung
dieser villa Borghese, welche wir mit
bringen werden, überflüßig erholen. Eines Lehn-Stuhls
müßen wir noch gedencken, welcher so eingerichtet ist,
daß, wenn man sich darauf setzet, zwey eiserne Bügel
sich über die dicken Beine feste zusammen schlagen, folglich
aus demjenigen, der ausruhen will, einen Gefangenen machen.

Die Kirche der Heiligen Agnes vor der Stadt ist von Constantino M.

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Ochsen-Opfer, welches der Persianischen Gottheit Mithrae gebracht wird,
ist, unsers Ermeßens, das rareste. Von denen antiquen Statuen
wollen wir nur folgende benennen: Etliche bustes des großen
Hannibals; Ein gladiator in der positur wie er seinen Gegner
attaquiret, deßen ausgestreckter Cörper und angestrengte Glied-
maaßen die Natur vollkommen ausdrücken; Eine Diana von
bronce, deren Gewand von dem feinsten agat ist. Eine Juno
von weißem marmor, mit einem Gewand von rothem porphyr
bekleidet; der berühmte hermaphrodit; Ein sterbender Seneca
von pierre de touche mit emaillirten Augen, wie er bis an
die Waden in seinem Blut-Bade stehet. Das Bade-Gefäß ist
von fleckigten Marmor, und mit einem rothem Egyptischen
Stein gantz ausgefüllet, d welcher das mit Blut dicke ver-
mischte und fast geronnene Waßer gantz natürlich vorstellet.
Von antiquen Vrnen sind die merckwürdigsten, eine über
Manns hohe, von weißem marmor, worauf ein bacchanale
en bas relief zu sehen, und noch eine von dem schönsten weiß-
gelbligten alabaster welche ohngefähr eine gute Elle hoch ist, und
darauf folgende Inscription zu lesen:

P. CLAVDIVS. P. F. AP. N. AP. PRO. N. PVLCHER. Q.
QVAES|TOR. PR. AVGVR.

Von vorhandenen neuen Statuen verdienen denen alten gleich
geschätzet, ia vielen vorgezogen zu werden, Eine groupe, die
Verwandlung der Daphne vorstellend, Eine dergleichen groupe des
Aeneae, wie er seinen alten Vater Anchisen auf der Schulter
traget, und die Brust-Bilder Pauli V und des Cardinals Borghese,
welche alle von dem Cavalier Bernnini aus weißem Marmor
wunder schön verfertiget sind. Unter gedachter Vorstellung
der Daphne lieset man diese Lehr-reichen Verse:

Quisquis amans Sequitur fugitiuae gaudia formae,
Fronde manus implet, baccas Seu carpit amaras.

Wer ein mehrers detail dieser Statuen=Versamlung und alles
übrigen begehret, der kan sich künfftig aus der mit Kupfern ge-
druckten Beschreibung
dieser villa Borghese, welche wir mit
bringen werden, überflüßig erholen. Eines Lehn-Stuhls
müßen wir noch gedencken, welcher so eingerichtet ist,
daß, wenn man sich darauf setzet, zwey eiserne Bügel
sich über die dicken Beine feste zusammen schlagen, folglich
aus demjenigen, der ausruhen will, einen Gefangenen machen.

Die Kirche der Heiligen Agnes vor der Stadt ist von Constantino M.

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[0602] 294 Ochsen-Opfer, welches der Persianischen Gottheit Mithrae gebracht wird, ist, unsers Ermeßens, das rareste. Von denen antiquen Statuen wollen wir nur folgende benennen: Etliche bustes des großen Hannibals; Ein gladiator in der positur wie er seinen Gegner attaquiret, deßen ausgestreckter Cörper und angestrengte Glied- maaßen die Natur vollkommen ausdrücken; Eine Diana von bronce, deren Gewand von dem feinsten agat ist. Eine Juno von weißem marmor, mit einem Gewand von rothem porphyr bekleidet; der berühmte hermaphrodit; Ein sterbender Seneca von pierre de touche mit emaillirten Augen, wie er bis an die Waden in seinem Blut-Bade stehet. Das Bade-Gefäß ist von fleckigten Marmor, und mit einem rothem Egyptischen Stein gantz ausgefüllet, welcher das mit Blut dicke ver- mischte und fast geronnene Waßer gantz natürlich vorstellet. Von antiquen Vrnen sind die merckwürdigsten, eine über Manns hohe, von weißem marmor, worauf ein bacchanale en bas relief zu sehen, und noch eine von dem schönsten weiß- gelbligten alabaster welche ohngefähr eine gute Elle hoch ist, und darauf folgende Inscription zu lesen: P. CLAVDIVS. P. F. AP. N. AP. PRO. N. PVLCHER. Q. QVAES|TOR. PR. AVGVR. Von vorhandenen neuen Statuen verdienen denen alten gleich geschätzet, ia vielen vorgezogen zu werden, Eine groupe, die Verwandlung der Daphne vorstellend, Eine dergl: groupe des Aeneae, wie er seinen alten Vater Anchisen auf der Schulter traget, und die Brust-Bilder Pauli V und des Cardinals Borghese, welche alle von dem Caval. Bernnini aus weißem Marmor wunder schön verfertiget sind. Unter gedachter Vorstellung der Daphne lieset man diese Lehr-reichen Verse: Quisquis amans Sequitur fugitiuae gaudia formae, Fronde manus implet, baccas Seu carpit amaras. Wer ein mehrers detail dieser Statuen=Versamlung und alles übrigen begehret, der kan sich künfftig aus der mit Kupfern ge- druckten Beschreibung dieser villa Borghese, welche wir mit bringen werden, überflüßig erholen. Eines Lehn-Stuhls müßen wir noch gedencken, welcher so eingerichtet ist, daß, wenn man sich darauf setzet, zwey eiserne Bügel sich über die dicken Beine feste zusammen schlagen, folglich aus demjenigen, der ausruhen will, einen Gefangenen machen. Die Kirche der H. Agnes vor der Stadt ist von Constantino M.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/602>, abgerufen am 24.11.2024.