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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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angerichtet hat. Rund in der Mauer herum finden sich 7 Gewölber,
welche mit gewürffelten kleinen Ziegeln ausgesetzet sind, und
vermuthlich über solchen noch mit Gipß überzogen gewesen. Nach
Suetonii und Strabonis Beschreibung ist dieses gewölbte-Gebäude
mit Erde beschüttet, mit Bäumen bepflantzt, und so zugerichtet
gewesen, daß man vermittelst eines plani inclinati aus-
wendig bis zu oberst hinauf spatzieren können, woselbst des
Kaysers Statue gestanden. Der rings umher in campo Martio
dem Volck zur promenade angelete Lust-Wald hat dieses Grab-
mal noch mehr embelliret. Diese Beschreibung gegen die
ietzige Beschaffenheit gehalten, und noch dabey erwogen, daß Au-
gustus
unstreitig der mächtigste Herr in der Welt gewesen,
lehret einem ieden recht von Hertzen dem Salomon nachsprechen:
Es ist alles eitel!

Die Porta del Popolo hieß bey den Römern porta Flaminia,
ist aber unter Pio IV von Michael Angelo neu erbauet, und
unter Alexandro VII bey Gelegenheit des Einzugs der Schwedischen
Königin Christinae zur perfection gebracht worden. Dahero
auch die Worte: Felici ingressui mit der Jahr-Zahl über derselben
zu lesen sind. Rechter Hand vor diesem Thore lieget die
hochberühmte villa Borghese. Der mit Tannen-Wildpret und
Hasen erfüllete parc, der mit lauter hohen Lorbeer-Hecken
besetzte Garten und deßen avenuen, sind bey weiten solche
miracul nicht, als die Italiäner daraus machen, vielmehr
vermißt man allenthalben den guten gusto und kommt
alles mit einem Marly oder Meudon gar in keine Vergleichung.
Das Palais selbst hat inwendig eine eintzige Treppe in die
obere Etage zu kommen, und auch diese ist eine Windel-Stiege.
Nichts ist vollend pauvrer und delabrirter, als die Tapeten,
Betten und Stühle. Indeßen bleiben doch zwey Dinge übrig,
welche dieses Haus höchst merck= und sehenswürdig machen,
nehmlich 1) Die antiquen bas reliefs, mit welchen die aus-
wendigen Mauren deßelben von oben bis unten dergestalt
Symmetrisch besetzt sind, daß es scheinen solte, als wären sie
express dazu verfertiget, da sie doch aus unzähligen kostbaren
Uberbleibseln des Römischen Alterthums zusammen geschleppet
sind, 2) Die ungemeine Anzahl der schönsten Statuen, Urnen
und anderer antiquitaeten, welche die Stelle derer meubles
in denen Zimmern vertreten. Unter jenen bas reliefs fällt
ein mit dem Pferde sich in den Abgrund stürtzender Curtius
am meisten in die Augen, und ein Taurobolium, oder

angerichtet hat. Rund in der Mauer herum finden sich 7 Gewölber,
welche mit gewürffelten kleinen Ziegeln ausgesetzet sind, und
vermuthlich über solchen noch mit Gipß überzogen gewesen. Nach
Suetonii und Strabonis Beschreibung ist dieses gewölbte-Gebäude
mit Erde beschüttet, mit Bäumen bepflantzt, und so zugerichtet
gewesen, daß man vermittelst eines plani inclinati aus-
wendig bis zu oberst hinauf spatzieren können, woselbst des
Kaysers Statue gestanden. Der rings umher in campo Martio
dem Volck zur promenade angelete Lust-Wald hat dieses Grab-
mal noch mehr embelliret. Diese Beschreibung gegen die
ietzige Beschaffenheit gehalten, und noch dabey erwogen, daß Au-
gustus
unstreitig der mächtigste Herr in der Welt gewesen,
lehret einem ieden recht von Hertzen dem Salomon nachsprechen:
Es ist alles eitel!

Die Porta del Popolo hieß bey den Römern porta Flaminia,
ist aber unter Pio IV von Michael Angelo neu erbauet, und
unter Alexandro VII bey Gelegenheit des Einzugs der Schwedischen
Königin Christinae zur perfection gebracht worden. Dahero
auch die Worte: Felici ingressui mit der Jahr-Zahl über derselben
zu lesen sind. Rechter Hand vor diesem Thore lieget die
hochberühmte villa Borghese. Der mit Tannen-Wildpret und
Hasen erfüllete parc, der mit lauter hohen Lorbeer-Hecken
besetzte Garten und deßen avenuen, sind bey weiten solche
miracul nicht, als die Italiäner daraus machen, vielmehr
vermißt man allenthalben den guten gusto und kommt
alles mit einem Marly oder Meudon gar in keine Vergleichung.
Das Palais selbst hat inwendig eine eintzige Treppe in die
obere Etage zu kommen, und auch diese ist eine Windel-Stiege.
Nichts ist vollend pauvrer und delabrirter, als die Tapeten,
Betten und Stühle. Indeßen bleiben doch zwey Dinge übrig,
welche dieses Haus höchst merck= und sehenswürdig machen,
nehmlich 1) Die antiquen bas reliefs, mit welchen die aus-
wendigen Mauren deßelben von oben bis unten dergestalt
Symmetrisch besetzt sind, daß es scheinen solte, als wären sie
express dazu verfertiget, da sie doch aus unzähligen kostbaren
Uberbleibseln des Römischen Alterthums zusammen geschleppet
sind, 2) Die ungemeine Anzahl der schönsten Statuen, Urnen
und anderer antiquitaeten, welche die Stelle derer meubles
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/601>, abgerufen am 24.11.2024.