Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].293 Marmor-Stein in der Wand, mit dieser Schrifft: Sedes Sancti Sylvestriund in dem Altar ist ein Marien-Bild von mosaique, welches eben dieser Sylvester verfertigen laßen. Die Crone und der Bischofs-Hut dieses Pabsts, welche man in der Sacrystey weiset, sind gegen die heutigen Ornamente sehr simple. Jene ist eine runde etwas er- höhete Mütze von rothem Sammet, in der Mitte mit einem Circul von sehr dünnen und durchbrochenen Silberblech umgeben auch oben auf der Spitze mit einem Ornament von eben dieser materie besetzet. Der Bischofs-Hut ist kaum halb so hoch als die ietzigen von genäheter Arbeit, welche Mariam mit dem Christ- Kindel sehr schlecht und unproportionirt vorstellet. Uber dem Haupt-Altar dieser Kirche, stehet folgendes besondre Formular eines Seuftzers zu der Jungfrau Maria: Filia patris, mater filii, Sponsa Spiritus Sancti, In der Kirche Sankt Petri in vinculis hätten wir gerne die berühmten Deo Optimo Maximo Das Mausoleum Kaysers Augusti, welches er vor sich, seine Familie, 293 Marmor-Stein in der Wand, mit dieser Schrifft: Sedes Sancti Sylvestriund in dem Altar ist ein Marien-Bild von mosaique, welches eben dieser Sylvester verfertigen laßen. Die Crone und der Bischofs-Hut dieses Pabsts, welche man in der Sacrystey weiset, sind gegen die heutigen Ornamente sehr simple. Jene ist eine runde etwas er- höhete Mütze von rothem Sammet, in der Mitte mit einem Circul von sehr dünnen und durchbrochenen Silberblech umgeben auch oben auf der Spitze mit einem Ornament von eben dieser materie besetzet. Der Bischofs-Hut ist kaum halb so hoch als die ietzigen von genäheter Arbeit, welche Mariam mit dem Christ- Kindel sehr schlecht und unproportionirt vorstellet. Uber dem Haupt-Altar dieser Kirche, stehet folgendes besondre Formular eines Seuftzers zu der Jungfrau Maria: Filia patris, mater filii, Sponsa Spiritus Sancti, In der Kirche Sankt Petri in vinculis hätten wir gerne die berühmten Deo Optimo Maximo Das Mausoleum Kaysers Augusti, welches er vor sich, seine Familie, <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0600"/><fw type="folNum" place="top">293</fw><lb/> Marmor-Stein in der Wand, mit dieser Schrifft: Sedes Sancti <persName xml:id="TidB10553" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11435" ref="http://d-nb.info/gnd/119221292">Sylvestri</persName><lb/> und in dem Altar ist ein <persName xml:id="TidB10554" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11052" ref="http://d-nb.info/gnd/118640909">Marien</persName>-Bild von mosaique, welches eben<lb/> dieser <persName xml:id="TidB5890" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11435" ref="http://d-nb.info/gnd/119221292">Sylvester</persName> verfertigen laßen. 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Weil<lb/> aber zu dieser Reliquie der <choice><abbr>Röml:</abbr><expan>Römische</expan></choice> Senat den Schlüßel hat, so<lb/> hielten wir vor unnötig diesertwegen Weitläuffigkeiten zu<lb/> machen, und ließen uns an der Betrachtung des von <persName xml:id="TidB5894" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10621" ref="http://d-nb.info/gnd/118582143">Michael<lb/> Angelo</persName> aus weißem Marmor verfertigten Begräbniß=Monu-<lb/> ment <persName xml:id="TidB5895" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11198" ref="http://d-nb.info/gnd/118714090">Pabsts Julii II</persName>. begnügen. 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293
Marmor-Stein in der Wand, mit dieser Schrifft: Sedes Sancti Sylvestri
und in dem Altar ist ein Marien-Bild von mosaique, welches eben
dieser Sylvester verfertigen laßen. Die Crone und der Bischofs-Hut
dieses Pabsts, welche man in der Sacrystey weiset, sind gegen die
heutigen Ornamente sehr simple. Jene ist eine runde etwas er-
höhete Mütze von rothem Sammet, in der Mitte mit einem
Circul von sehr dünnen und durchbrochenen Silberblech umgeben
auch oben auf der Spitze mit einem Ornament von eben dieser
materie besetzet. Der Bischofs-Hut ist kaum halb so hoch als die
ietzigen von genäheter Arbeit, welche Mariam mit dem Christ-
Kindel sehr schlecht und unproportionirt vorstellet. Uber dem
Haupt-Altar dieser Kirche, stehet folgendes besondre Formular
eines Seuftzers zu der Jungfrau Maria:
Filia patris, mater filii, Sponsa Spiritus Sancti,
ora pro nobis Sancta Maria.
In der Kirche S. Petri in vinculis hätten wir gerne die berühmten
Ketten Petri in Augenschein genommen, um deste beßer zu ur-
theilen, ob die hiesigen, oder die Bambergl: avthentic sind. Weil
aber zu dieser Reliquie der Röml: Senat den Schlüßel hat, so
hielten wir vor unnötig diesertwegen Weitläuffigkeiten zu
machen, und ließen uns an der Betrachtung des von Michael
Angelo aus weißem Marmor verfertigten Begräbniß=Monu-
ment Pabsts Julii II. begnügen. Unter denen daran befindl:
Statuen ist die vornehmste ein sitzender Moses weit über
Lebens-Größe, und so lebhafft verfertiget, daß der Künstler
selbst diesem Werck seiner Hände einen Backen-Streich gegeben,
und dabey gesagt haben soll: parla dunque, anzuzeigen, daß
zur Vollkommenheit nichts, als die menschl: Sprache fehle. Die Kirche
ist im übrigen gantz Simple und, außer antiquen canelirten
Marmor-Säulen, und etlichen feinen Monumenten, nichts darinn
zu sehen. Von einem dieser letzern mag folgende Grabschrifft
hier Platz finden:
D. O. M.
Io. Ciotto Senensi, qui, cum ejus animi magnitudinem
vrbs vna non caperet, terrarum orbe longe lateque per-
agrato, totum hunc universum ambitum pro patria
sibi constituit, Amici viro laboriosiss: atque amabilissimo
M. P. vix. a. 77. m. 4. d. 26. obiit 1563.
Das Mausoleum Kaysers Augusti, welches er vor sich, seine Familie,
und special guten Freunde noch bey seinem Leben erbauet, ist
ietzo ein oben offenes Rondel, in welchem der Marchese Correi,
weil es hinter seinem Hause gelegen, sich ein artiges Gärtgen
und oben auf der Mauer ein mit Wein-Stöcken bedecktes berceau
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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