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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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von der Königlichen Garde du Corps gehabt und sehr wohl zu leben weiß.
Der Duc de Crillon, der lange am Bayerischen Hofe gewesen, auch
[unleserliches Material]der Höchstädter und Schellenberger Schlacht beygewohnet. Seine und
des Hauses Gadagne Hertzoglichen Würde rühret vom Pabst her. Der
Comte de Lansac, die Comtesse d' Ollone gebohrne Marquise d' Azzolde
aus Mantua, deren Mann unter denen Österreichische Truppen
General seyn soll; die verwittibte Comtesse d' Ivernes, deren
verstorbener Herr, Pair von Schottland gewesen und dem König Jacob
ins Exilium gefolget. Ihr Bruder Mylord Dumbart ist bey des
Praetendenten ältesten Printzen Oberhofmeister, und hat sie uns
an denselben ein Recommendations-Schreiben nach Rom mit
gegeben. Die Nahmen noch sehr vieler anderer Connoissancen
sind dem Gedächtniß entfallen.

Visites und Revisites
haben Illustrissimo in dero Quartier gegeben: der Duc d' Ormond 2mal,
der Päbstliche Vice Legat mit 2 Kutschen, welches iedermann vor
ein Wunder hielt, weil er seine etiquette aufs höchste treibet.
Vielleicht mogte er beyläuffig erfahren haben, daß der Päbstliche
Nuncius in Paris Illustrissimo eben diese Ehre gethan. Der Duc de
Crillon
, der Duc de Gadagne, der Marquis de Caumont und der
Chevalier de Grem, welcher letztere sich beständig zu uns gehal-
ten, und uns aller Orten sowol bey Visiten, als Besichtigungen,
begleitet hat. Wie wir denn in seiner Gesellschaft folgende

Hiesige Merckwürdigkeiten
besehen haben. 1.) Das oben schon erwehnte palais. Es ist ein
vastes Gebäude von Quader-Stücken, mit einem Graben, über
den eine Zug-Brücke gehet, umgeben, und lieget auf einer Höhe.
Eine Regularitaet ist daran um so viel weniger zu suchen,
weil ieder hier gewesener Pabst, und ieder Vice Legat etwas
daran, oder hinein gebauet hat, wie die häuffigen Inscriptiones
anzeigen. Die ehemalige Päbstliche Capelle ist groß, aber wüst und
leer, iedoch das höltzerne Gestühle, worauf die Päbste mit denen
Cardinälen geseßen, noch vorhanden, und von dem Nef der
Capelle mit einem schlechten Gitter-Werck abgesondert. Das
sogenannte Zeughaus ist ein langes und hohes Gewölbe, darinn
aber nur solche artillerie vorhanden ist, welche zum Gesundheit-
schießen gebrauchet werden kan. 2) Die Cathedral-Kirche,
welche auf eben der Höhe lieget, wo das palais stehet, und
nicht sonderlich groß ist. Auf der boiserie, damit das Chor ausgesetzet
ist, sind die Brustbilder der hiesigen Päbste en bas relief vergül-
det zu sehen, von deren Begräbniß monumentis aber nur
2 in besondern Neben-Capellen vorhanden, nehmlich Johannis XXIII,

von der Königlichen Garde du Corps gehabt und sehr wohl zu leben weiß.
Der Duc de Crillon, der lange am Bayerischen Hofe gewesen, auch
[unleserliches Material]der Höchstädter und Schellenberger Schlacht beygewohnet. Seine und
des Hauses Gadagne Hertzoglichen Würde rühret vom Pabst her. Der
Comte de Lansac, die Comtesse d' Ollone gebohrne Marquise d' Azzolde
aus Mantua, deren Mann unter denen Österreichische Truppen
General seyn soll; die verwittibte Comtesse d' Ivernes, deren
verstorbener Herr, Pair von Schottland gewesen und dem König Jacob
ins Exilium gefolget. Ihr Bruder Mylord Dumbart ist bey des
Praetendenten ältesten Printzen Oberhofmeister, und hat sie uns
an denselben ein Recommendations-Schreiben nach Rom mit
gegeben. Die Nahmen noch sehr vieler anderer Connoissancen
sind dem Gedächtniß entfallen.

Visites und Revisites
haben Illustrissimo in dero Quartier gegeben: der Duc d' Ormond 2mal,
der Päbstliche Vice Legat mit 2 Kutschen, welches iedermann vor
ein Wunder hielt, weil er seine etiquette aufs höchste treibet.
Vielleicht mogte er beyläuffig erfahren haben, daß der Päbstliche
Nuncius in Paris Illustrissimo eben diese Ehre gethan. Der Duc de
Crillon
, der Duc de Gadagne, der Marquis de Caumont und der
Chevalier de Grem, welcher letztere sich beständig zu uns gehal-
ten, und uns aller Orten sowol bey Visiten, als Besichtigungen,
begleitet hat. Wie wir denn in seiner Gesellschaft folgende

Hiesige Merckwürdigkeiten
besehen haben. 1.) Das oben schon erwehnte palais. Es ist ein
vastes Gebäude von Quader-Stücken, mit einem Graben, über
den eine Zug-Brücke gehet, umgeben, und lieget auf einer Höhe.
Eine Regularitaet ist daran um so viel weniger zu suchen,
weil ieder hier gewesener Pabst, und ieder Vice Legat etwas
daran, oder hinein gebauet hat, wie die häuffigen Inscriptiones
anzeigen. Die ehemalige Päbstliche Capelle ist groß, aber wüst und
leer, iedoch das höltzerne Gestühle, worauf die Päbste mit denen
Cardinälen geseßen, noch vorhanden, und von dem Nef der
Capelle mit einem schlechten Gitter-Werck abgesondert. Das
sogenannte Zeughaus ist ein langes und hohes Gewölbe, darinn
aber nur solche artillerie vorhanden ist, welche zum Gesundheit-
schießen gebrauchet werden kan. 2) Die Cathedral-Kirche,
welche auf eben der Höhe lieget, wo das palais stehet, und
nicht sonderlich groß ist. Auf der boiserie, damit das Chor ausgesetzet
ist, sind die Brustbilder der hiesigen Päbste en bas relief vergül-
det zu sehen, von deren Begräbniß monumentis aber nur
2 in besondern Neben-Capellen vorhanden, nehmlich Johannis XXIII,

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[0417] von der königl: Garde du Corps gehabt und sehr wohl zu leben weiß. Der Duc de Crillon, der lange am Bayerischen Hofe gewesen, auch der Höchstädter und Schellenberger Schlacht beygewohnet. Seine und des Hauses Gadagne Hertzogl: Würde rühret vom Pabst her. Der Comte de Lansac, die Comtesse d' Ollone gebohrne Marquise d' Azzolde aus Mantua, deren Mann unter denen Oesterreichl: Truppen General seyn soll; die verwittibte Comtesse d' Ivernes, deren verstorbener Hrr, Pair von Schottland gewesen und dem König Jacob ins Exilium gefolget. Ihr Bruder Mylord Dumbart ist bey des Praetendenten ältesten Printzen Oberhofmeister, und hat sie uns an denselben ein Recommendations-Schreiben nach Rom mit gegeben. Die Nahmen noch sehr vieler anderer Connoissancen sind dem Gedächtniß entfallen. Visites und Revisites haben Illmo in dero Quartier gegeben: der Duc d' Ormond 2mal, der Päbstl. Vice Legat mit 2 Kutschen, welches iedermann vor ein Wunder hielt, weil er seine etiquette aufs höchste treibet. Vielleicht mogte er beyläuffig erfahren haben, daß der Päbstl. Nuncius in Paris Illmo eben diese Ehre gethan. Der Duc de Crillon, der Duc de Gadagne, der Marquis de Caumont und der Chevalier de Grem, welcher letztere sich beständig zu uns gehal- ten, und uns aller Orten sowol bey Visiten, als Besichtigungen, begleitet hat. Wie wir denn in seiner Gesellschaft folgende Hiesige Merckwürdigkeiten besehen haben. 1.) Das oben schon erwehnte palais. Es ist ein vastes Gebäude von Quader-Stücken, mit einem Graben, über den eine Zug-Brücke gehet, umgeben, und lieget auf einer Höhe. Eine Regularitaet ist daran um so viel weniger zu suchen, weil ieder hier gewesener Pabst, und ieder Vice Legat etwas daran, oder hinein gebauet hat, wie die häuffigen Inscriptiones anzeigen. Die ehemalige Päbstl. Capelle ist groß, aber wüst und leer, iedoch das höltzerne Gestühle, worauf die Päbste mit denen Cardinälen geseßen, noch vorhanden, und von dem Nef der Capelle mit einem schlechten Gitter-Werck abgesondert. Das sogenannte Zeughaus ist ein langes und hohes Gewölbe, darinn aber nur solche artillerie vorhanden ist, welche zum Gesundheit- schießen gebrauchet werden kan. 2) Die Cathedral-Kirche, welche auf eben der Höhe lieget, wo das palais stehet, und nicht sonderlich groß ist. Auf der boiserie, damit das Chor ausgesetzet ist, sind die Brustbilder der hiesigen Päbste en bas relief vergül- det zu sehen, von deren Begräbniß monumentis aber nur 2 in besondern Neben-Capellen vorhanden, nehml. Johannis XXIII,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/417>, abgerufen am 25.11.2024.