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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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sowol mit Eßen, als vielerley Wein-Sorten serviret, und haben
wir, wie den 22 August, also auch die übrigen Tage unsers hiesigen
Auffenthalts in ziemlich starcker Gesellschaft bey ihm des Mittags
gespeiset, sind auch sodann gegen Abend mit ihm auf den Cours,
und endlich in die assemblee bey der Marquise de Vaucluse ge-
fahren, von dar wir uns iedesmal nach unserm Quartier
zur Ruhe begeben, außer den 22 August, da wir bey der Duchesse
de Crillon
, und den 24 ejusdem, da wir bey den Duc d'Ormond
soupiret. Gedachte Farthen auf den Cours geschahen iedesmal
mit 2 Carossen, deren iedwede mit 4 schönen MaulEseln
a l' Espagnole bespannet war. In der ersten saßen Illustrissimus
au fond, und der Duc rückwärts, und muste der Ecuyer neben
her reiten, auch von Zeit zu Zeit die Pferde, welche zur Hand
hinter her geführet wurden, wechseln, um solchergestalt des
Ducs Stall Illustrissimo zu zeigen. In der andern Carosse folgeten
wir übrigen, mit den Chevalier de Grem. Es ist dieser letztere
gleichfals ein Jacobitisch gesinnter Protestant, der viel Gelehrsam-
keit und Verstand besitzet, auch gute Sentimens hat. Zur Zeit
der Hannöverischen Allience ist er von seinem König aus
Rom nach Wien verschickt worden, um bey damaliger Con-
iunctur das Österreichische Haus zu deßelben Interesse zu dispo-
niren, und hat der Printz Eugenius, seiner Erzehlung nach, sich
sehr favorable erkläret, so, daß es würcklich zum Ernst
würde gekommen seyn, wenn die Hannoverischen Allierten
den Krieg wieder Oesterreich declariret hätten. Vorbemeldtes
Soupe giebt der Duc alle Montage und Donnerstage, da denn
allemal große assamblee und Spiel vorhergeht, auch mit dem
letztern nach aufgehobner Tafel continuiret wird. Wir hatten
das Vergnügen, daß der Chevalier de Grem, welcher allem
Spiel schlechterdings abgesaget hat, von unsrer Parthie war.
Die sehr häuffige Noblesse dieser Stadt sahen wir bey dieser
Gelegenheit in ihrem lustre auf einmal beysammen, und war
auch der Vice Legat mit gegenwärtig.

Die vornehmsten Bekandtschaften
welche wir hier gemacht, sind außer denen schon benannten
Personen: La Comtesse de Sade, la Marquise de Caumont mit
ihrem Manne, an den uns der Marquis d'Aubais einen Brief
mitgegeben hatte. Er ist ein Mitglied der academie des belles
lettres zu Paris und der Societaet der Wißenschaften zu London.
Die Marquise d'Urban, die Marquise de Millan, die Duchesse de Ga-
dagne
nebst ihrem Sohn dem Duc de Gadagne, welcher eine Compagnie

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sowol mit Eßen, als vielerley Wein-Sorten serviret, und haben
wir, wie den 22 August, also auch die übrigen Tage unsers hiesigen
Auffenthalts in ziemlich starcker Gesellschaft bey ihm des Mittags
gespeiset, sind auch sodann gegen Abend mit ihm auf den Cours,
und endlich in die assemblée bey der Marquise de Vaucluse ge-
fahren, von dar wir uns iedesmal nach unserm Quartier
zur Ruhe begeben, außer den 22 August, da wir bey der Duchesse
de Crillon
, und den 24 ejusdem, da wir bey den Duc d‘Ormond
soupiret. Gedachte Farthen auf den Cours geschahen iedesmal
mit 2 Carossen, deren iedwede mit 4 schönen MaulEseln
á l‘ Espagnole bespannet war. In der ersten saßen Illustrissimus
au fond, und der Duc rückwärts, und muste der Ecuyér neben
her reiten, auch von Zeit zu Zeit die Pferde, welche zur Hand
hinter her geführet wurden, wechseln, um solchergestalt des
Ducs Stall Illustrissimo zu zeigen. In der andern Carosse folgeten
wir übrigen, mit den Chevalier de Grem. Es ist dieser letztere
gleichfals ein Jacobitisch gesinnter Protestant, der viel Gelehrsam-
keit und Verstand besitzet, auch gute Sentimens hat. Zur Zeit
der Hannöverischen Allience ist er von seinem König aus
Rom nach Wien verschickt worden, um bey damaliger Con-
iunctur das Österreichische Haus zu deßelben Interesse zu dispo-
niren, und hat der Printz Eugenius, seiner Erzehlung nach, sich
sehr favorable erkläret, so, daß es würcklich zum Ernst
würde gekommen seyn, wenn die Hannoverischen Allierten
den Krieg wieder Oesterreich declariret hätten. Vorbemeldtes
Soupé giebt der Duc alle Montage und Donnerstage, da denn
allemal große assamblée und Spiel vorhergeht, auch mit dem
letztern nach aufgehobner Tafel continuiret wird. Wir hatten
das Vergnügen, daß der Chevalier de Grem, welcher allem
Spiel schlechterdings abgesaget hat, von unsrer Parthie war.
Die sehr häuffige Noblesse dieser Stadt sahen wir bey dieser
Gelegenheit in ihrem lustre auf einmal beysammen, und war
auch der Vice Legat mit gegenwärtig.

Die vornehmsten Bekandtschaften
welche wir hier gemacht, sind außer denen schon benannten
Personen: La Comtesse de Sade, la Marquise de Caumont mit
ihrem Manne, an den uns der Marquis d‘Aubais einen Brief
mitgegeben hatte. Er ist ein Mitglied der academie des belles
lettres zu Paris und der Societaet der Wißenschaften zu London.
Die Marquise d‘Urban, die Marquise de Millan, die Duchesse de Ga-
dagne
nebst ihrem Sohn dem Duc de Gadagne, welcher eine Compagnie

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[0416] 201 sowol mit Eßen, als vielerley Wein-Sorten serviret, und haben wir, wie d: 22 Augl., also auch die übrigen Tage unsers hiesigen Auffenthalts in ziemlich starcker Gesellschaft bey ihm des Mittags gespeiset, sind auch sodann gegen Abend mit ihm auf den Cours, und endlich in die assemblée bey der Marquise de Vaucluse ge- fahren, von dar wir uns iedesmal nach unserm Quartier zur Ruhe begeben, außer d: 22 Augl:, da wir bey der Duchesse de Crillon, und den 24 ejusd:, da wir bey den Duc d‘Ormond soupiret. Gedachte Farthen auf den Cours geschahen iedesmal mit 2 Carossen, deren iedwede mit 4 schönen MaulEseln á l‘ Espagnole bespannet war. In der ersten saßen Illmus au fond, und der Duc rückwärts, und muste der Ecuyér neben her reiten, auch von Zeit zu Zeit die Pferde, welche zur Hand hinter her geführet wurden, wechseln, um solchergestalt des Ducs Stall Illmo zu zeigen. In der andern Carosse folgeten wir übrigen, mit den Chevalier de Grem. Es ist dieser letztere gleichfals ein Jacobitisch gesinnter Protestant, der viel Gelehrsam- keit und Verstand besitzet, auch gute Sentimens hat. Zur Zeit der Hannöverischen Allience ist er von seinem König aus Rom nach Wien verschickt worden, um bey damaliger Con- iunctur das Oesterreichl: Haus zu deßelben Interesse zu dispo- niren, und hat der Printz Eugenius, seiner Erzehlung nach, sich sehr favorable erkläret, so, daß es würcklich zum Ernst würde gekommen seyn, wenn die Hannöverischl: Allierten den Krieg wieder Oesterreich declariret hätten. Vorbemeldtes Soupé giebt der Duc alle Montage und Donnerstage, da denn allemal große assamblée und Spiel vorhergeht, auch mit dem letztern nach aufgehobner Tafel continuiret wird. Wir hatten das Vergnügen, daß der Chevalier de Grem, welcher allem Spiel schlechterdings abgesaget hat, von unsrer Parthie war. Die sehr häuffige Noblesse dieser Stadt sahen wir bey dieser Gelegenheit in ihrem lustre auf einmal beysammen, und war auch der Vice Legat mit gegenwärtig. Die vornehmsten Bekandtschaften welche wir hier gemacht, sind außer denen schon benannten Personen: La Comtesse de Sade, la Marquise de Caumont mit ihrem Manne, an den uns der Marquis d‘Aubais einen Brief mitgegeben hatte. Er ist ein Mitglied der academie des belles lettres zu Paris und der Societaet der Wißenschaften zu London. Die Marquise d‘Urban, die Marquise de Millan, die Duchesse de Ga- dagne nebst ihrem Sohn dem Duc de Gadagne, welcher eine Compagnie

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/416>, abgerufen am 17.09.2024.