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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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und Benedicti XII. Jener lieget auf einer tombe ausgestreckt,
und hat ein a la Gothique sehr krauß ausgearbeitetes durchbrochenes
Gebäude zur Bedeckung über sich. Die Statue ist von weißem
marmor, alles übrige aber von Stein. Nebenbey an der Wand
hänget der kurtze Lebenslauff dieses Heiligen Vaters auf eine Pergament-
Tafel geschrieben, daraus man folgende passage hier mittheilet:
Ludovicum Bavarum Imperatorem, iura ecclesiastica invaden-
tem, excommunicauit, eumque contumacem absolvere noluit.
In dieser Capelle, wo Benedictus XII begraben liegt, ist das merck-
würdigste der Stuhl oder Thron, deßen sich ehemals die hiesigen
Päbste bedienet. Es scheinet derselbe von Stein zu seyn, und
ist, als deßen Besitzere wieder nach Rom gezogen, gleich
einer reliquie, ziemlich hoch von der Erde in die Capellen=
Mauer enchassiret, auch mit Engeln und mancherley andern
Zieraden von Stuccatur-Arbeit umgeben worden. Die darun-
ter stehende Schrift lautet also: Sedes summorum Ponti-
ficum, qui ab anno MCCCVIII per plus quam LXX annos
Avenione, altera Roma, degentes, orbi Christiano prae-
fuerunt. 3.) Die Kirche derer Celestins, in welcher
der Gegen-Pabst Clemens VII begraben lieget. Der Haupt Heilige
dieser Kirche ist Sankt Pierre de Luxembourg, welcher im 18 den
Jahr Cardinal worden, und im 19d gestorben, nach dem Tode
aber sehr viel miracula gethan, wie dieses letzere der uns
herumführende Mönch aus denen vorhandenen Gemählden
klar und deutlich erwiese. Dem Hirten, welcher sie hier über die
Rhone gesande, nunmehro aber verfallene steinerne Brücke
erbauet haben soll, ist in dieser Kirche eine schöne Capelle
mit einem Monument aufgerichtet. Zur Ursache dieser ihm wider-
fahrnen Ehre wird folgende Geschichte angegeben: Als er zu ge-
dachtem Brücken-Bau sich angemeldet, und sich auf eine göttliche
Offenbahrung dabey beruffen; so habe iedermann ihn vor einen
Visionair, und, wegen der ungemeinen Schnelligkeit des Strohms,
das Werck von unmöglich gehalten, er hingegen seine göttliche Voca-
tion damit legitimirt, daß er einen entsetzlich großen Stein,
den viele Pferde nicht fortziehen können, auf seiner Schulter
einen weiten Weg fortgetragen. Das Monument einer vornehmen
Dame, Nahmens Gabriele de Brancas de ao 1730 ist deswegen
nicht zu vergeßen, weil sie ausdrücklich der frantzösischen Inscription
mit einverleiben laßen, daß sie die gestiftete jährlich Meße
mit liegenden Gründen ehrlich bezahlet habe. In dem Closter siehet
man ein curioses Gemählde, welches König Renatus von Neapolis

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und Benedicti XII. Jener lieget auf einer tombe ausgestreckt,
und hat ein a la Gothique sehr krauß ausgearbeitetes durchbrochenes
Gebäude zur Bedeckung über sich. Die Statue ist von weißem
marmor, alles übrige aber von Stein. Nebenbey an der Wand
hänget der kurtze Lebenslauff dieses Heiligen Vaters auf eine Pergament-
Tafel geschrieben, daraus man folgende passage hier mittheilet:
Ludovicum Bavarum Imperatorem, iura ecclesiastica invaden-
tem, excommunicauit, eumque contumacem absolvere noluit.
In dieser Capelle, wo Benedictus XII begraben liegt, ist das merck-
würdigste der Stuhl oder Thron, deßen sich ehemals die hiesigen
Päbste bedienet. Es scheinet derselbe von Stein zu seyn, und
ist, als deßen Besitzere wieder nach Rom gezogen, gleich
einer reliquie, ziemlich hoch von der Erde in die Capellen=
Mauer enchassiret, auch mit Engeln und mancherley andern
Zieraden von Stuccatur-Arbeit umgeben worden. Die darun-
ter stehende Schrift lautet also: Sedes summorum Ponti-
ficum, qui ab anno MCCCVIII per plus quam LXX annos
Avenione, altera Roma, degentes, orbi Christiano prae-
fuerunt. 3.) Die Kirche derer Celestins, in welcher
der Gegen-Pabst Clemens VII begraben lieget. Der Haupt Heilige
dieser Kirche ist Sankt Pierre de Luxembourg, welcher im 18 den
Jahr Cardinal worden, und im 19d gestorben, nach dem Tode
aber sehr viel miracula gethan, wie dieses letzere der uns
herumführende Mönch aus denen vorhandenen Gemählden
klar und deutlich erwiese. Dem Hirten, welcher sie hier über die
Rhone gesande, nunmehro aber verfallene steinerne Brücke
erbauet haben soll, ist in dieser Kirche eine schöne Capelle
mit einem Monument aufgerichtet. Zur Ursache dieser ihm wider-
fahrnen Ehre wird folgende Geschichte angegeben: Als er zu ge-
dachtem Brücken-Bau sich angemeldet, und sich auf eine göttliche
Offenbahrung dabey beruffen; so habe iedermann ihn vor einen
Visionair, und, wegen der ungemeinen Schnelligkeit des Strohms,
das Werck von unmöglich gehalten, er hingegen seine göttliche Voca-
tion damit legitimirt, daß er einen entsetzlich großen Stein,
den viele Pferde nicht fortziehen können, auf seiner Schulter
einen weiten Weg fortgetragen. Das Monument einer vornehmen
Dame, Nahmens Gabriele de Brancas de ao 1730 ist deswegen
nicht zu vergeßen, weil sie ausdrücklich der frantzösischen Inscription
mit einverleiben laßen, daß sie die gestiftete jährlich Meße
mit liegenden Gründen ehrlich bezahlet habe. In dem Closter siehet
man ein curioses Gemählde, welches König Renatus von Neapolis

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[0418] 202 und Benedicti XII. Jener lieget auf einer tombe ausgestreckt, und hat ein a la Gothique sehr krauß ausgearbeitetes durchbrochenes Gebäude zur Bedeckung über sich. Die Statue ist von weißem marmor, alles übrige aber von Stein. Nebenbey an der Wand hänget der kurtze Lebenslauff dieses H. Vaters auf eine Pergament- Tafel geschrieben, daraus man folgende passage hier mittheilet: Ludovicum Bavarum Imperatorem, iura ecclesiastica invaden- tem, excommunicauit, eumque contumacem absolvere noluit. In dieser Capelle, wo Benedictus XII begraben liegt, ist das merck- würdigste der Stuhl oder Thron, deßen sich ehemals die hiesigen Päbste bedienet. Es scheinet derselbe von Stein zu seyn, und ist, als deßen Besitzere wieder nach Rom gezogen, gleich einer reliquie, ziemlich hoch von der Erde in die Capellen= Mauer enchassiret, auch mit Engeln und mancherley andern Zieraden von Stuccatur-Arbeit umgeben worden. Die darun- ter stehende Schrift lautet also: Sedes summorum Ponti- ficum, qui ab anno MCCCVIII per plus quam LXX annos Avenione, altera Roma, degentes, orbi Christiano prae- fuerunt. 3.) Die Kirche derer Celestins, in welcher der Gegen-Pabst Clemens VII begraben lieget. Der Haupt Heilige dieser Kirche ist St. Pierre de Luxembourg, welcher im 18 den Jahr Cardinal worden, und im 19d gestorben, nach dem Tode aber sehr viel miracula gethan, wie dieses letzere der uns herumführende Mönch aus denen vorhandenen Gemählden klar und deutlich erwiese. Dem Hirten, welcher sie hier über die Rhone gesande, nunmehro aber verfallene steinerne Brücke erbauet haben soll, ist in dieser Kirche eine schöne Capelle mit einem Monument aufgerichtet. Zur Ursache dieser ihm wider- fahrnen Ehre wird folgende Geschichte angegeben: Als er zu ge- dachtem Brücken-Bau sich angemeldet, und sich auf eine göttl: Offenbahrung dabey beruffen; so habe iedermann ihn vor einen Visionair, und, wegen der ungemeinen Schnelligkeit des Strohms, das Werck von unmöglich gehalten, er hingegen seine göttl: Voca- tion damit legitimirt, daß er einen entsetzlich großen Stein, den viele Pferde nicht fortziehen können, auf seiner Schulter einen weiten Weg fortgetragen. Das Monument einer vornehmen Dame, Nahmens Gabriele de Brancas de ao 1730 ist deswegen nicht zu vergeßen, weil sie ausdrücklich der frantzöl.n Inscription mit einverleiben laßen, daß sie die gestiftete jährl: Meße mit liegenden Gründen ehrlich bezahlet habe. In dem Closter siehet man ein curioses Gemählde, welches König Renatus von Neapolis

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/418>, abgerufen am 25.11.2024.