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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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sind. Oben auf dem Capitel der Säule ruhet in einer Urne von bronze
das Hertz des berühmten Connetable Anne de Montmorency, welcher
an der bekanten Bataille wieder die Hugenotten bey Saint Denis anno 1567
tödtlich blessiret worden und an solchen Blessuren gestorben. Es ist dieser
Montmorency derjenige von dem erzehlet wird, daß er einem Mönch
der ihm von der Zubereitung zum Tode, seiner Meynung nach, all-
zuviel vorgeredet, die replique gegeben, daß er in denen 80 Jah-
ren seines Lebens schon gelernet habe, wie man 1/4 Stunde sterben
müße. Es giebt dieses Monument, unsers Ermeßens, denen
obgedachten 3 Gratien an Schönheit gar nichts nach. 4.) Ein
treflicher Obeliscus von schwartz und weißen Marmor, auf deßen
Piedestal die Statuen derer 4 Tugenden von weißen Marmor
zu sehen sind. In denen paneaux von dem Piedestal sind
zwey vortreffliche Tafeln von verguldeten Kupfer mit einem
extra fein gearbeiteten bas relief zu sehen, welches die Thaten
Henri I Duc de Longueville vorstellet, wie denn dieses Monu-
ment von dem Hause Longueville gestiftet und verschiedene
Hertzen von denen Herren dieses Geschlechts darunter begraben sind.
5.) Das Grabmal Philippi de Chabot Admiral de France,
worauf er in Lebens-Größe mit dem Ober-Leibe in die Höhe
gerichtet, von weißem Marmor sehr natürlich und expressio
ausgehauen lieget. Er ist anno 1543 gestorben. Das Grabmal
seines Sohnes Henri Chabot Duc de Rohan ist zwar gleich
daneben, jenem aber an Schönheit nicht gleich. Sonst sind in
dieser Capelle auch die Fenster merckwürdig, als auf welchen
die Bildniße verschiedener frantzösischer Könige und Printzen,
welche seit der Stiftung dieses Closters und dieser Capelle
gelebet, bis auf Carl IX in ihren alten Kleidungen nach
dem Leben abgemahlet zu sehen sind. Die Begräbniß Capellen
des Gesvresischen, item des Tremouillischen hauses sind ebenfals
in dieser Kirche, und mit Epitaphiis von Marmor, die doch
nicht sonderlich schöne, versehen. Im Creutz-Gange des Closters
ist noch der gantz schlechte Grab-Stein des bekanten Juristen
Antonii Perez anmerckungswürdig, welcher Königs Philippi
des II
den in Spanien Staats-Secretarius gewesen, wegen
einer Maitresse aber, die er mit seinem Herrn in Communione
gehabt haben soll, sich hirher salviret und sein Leben als ein
privatus beschloßen. Das Arsenal betreffend so bestehet
solches zwar aus weitlauffigen Gebäuden, hat auch eine Salpeter-
Siederey und Stückgießerey, faßet aber weiter keinen Kriegs-
Vorrath in sich als 1) kleines Gewehr vor Infanterie und Cavallerie
ohngefähr auf 12000 Mann, welches auf einem langen Saal gantz
ordentlich rangiret, grostentheils aber gantz simple und leicht, auch
in keiner Flinte ein eiserner Lade-Stock zu sehen ist, wie denn

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sind. Oben auf dem Capitel der Säule ruhet in einer Urne von bronze
das Hertz des berühmten Connetable Anne de Montmorency, welcher
an der bekanten Bataille wieder die Hugenotten bey Saint Denis anno 1567
tödtlich blessiret worden und an solchen Blessuren gestorben. Es ist dieser
Montmorency derjenige von dem erzehlet wird, daß er einem Mönch
der ihm von der Zubereitung zum Tode, seiner Meynung nach, all-
zuviel vorgeredet, die replique gegeben, daß er in denen 80 Jah-
ren seines Lebens schon gelernet habe, wie man ¼ Stunde sterben
müße. Es giebt dieses Monument, unsers Ermeßens, denen
obgedachten 3 Gratien an Schönheit gar nichts nach. 4.) Ein
treflicher Obeliscus von schwartz und weißen Marmor, auf deßen
Piedestal die Statuen derer 4 Tugenden von weißen Marmor
zu sehen sind. In denen paneaux von dem Piedestal sind
zwey vortreffliche Tafeln von verguldeten Kupfer mit einem
extra fein gearbeiteten bas relief zu sehen, welches die Thaten
Henri I Duc de Longueville vorstellet, wie denn dieses Monu-
ment von dem Hause Longueville gestiftet und verschiedene
Hertzen von denen Herren dieses Geschlechts darunter begraben sind.
5.) Das Grabmal Philippi de Chabot Admiral de France,
worauf er in Lebens-Größe mit dem Ober-Leibe in die Höhe
gerichtet, von weißem Marmor sehr natürlich und expressio
ausgehauen lieget. Er ist anno 1543 gestorben. Das Grabmal
seines Sohnes Henri Chabot Duc de Rohan ist zwar gleich
daneben, jenem aber an Schönheit nicht gleich. Sonst sind in
dieser Capelle auch die Fenster merckwürdig, als auf welchen
die Bildniße verschiedener frantzösischer Könige und Printzen,
welche seit der Stiftung dieses Closters und dieser Capelle
gelebet, bis auf Carl IX in ihren alten Kleidungen nach
dem Leben abgemahlet zu sehen sind. Die Begräbniß Capellen
des Gesvresischen, item des Tremouillischen hauses sind ebenfals
in dieser Kirche, und mit Epitaphiis von Marmor, die doch
nicht sonderlich schöne, versehen. Im Creutz-Gange des Closters
ist noch der gantz schlechte Grab-Stein des bekanten Juristen
Antonii Perez anmerckungswürdig, welcher Königs Philippi
des II
den in Spanien Staats-Secretarius gewesen, wegen
einer Maitresse aber, die er mit seinem Herrn in Communione
gehabt haben soll, sich hirher salviret und sein Leben als ein
privatus beschloßen. Das Arsenal betreffend so bestehet
solches zwar aus weitlauffigen Gebäuden, hat auch eine Salpeter-
Siederey und Stückgießerey, faßet aber weiter keinen Kriegs-
Vorrath in sich als 1) kleines Gewehr vor Infanterie und Cavallerie
ohngefähr auf 12000 Mann, welches auf einem langen Saal gantz
ordentlich rangiret, grostentheils aber gantz simple und leicht, auch
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[0206] 96 sind. Oben auf dem Capitel der Säule ruhet in einer Urne von bronze das Hertz des berühmten Connetable Anne de Montmorency, welcher an der bekanten Bataille wieder die Hugenotten bey St: Denis ao 1567 tödtlich blessiret worden und an solchen Blessuren gestorben. Es ist dieser Montmorency derjenige von dem erzehlet wird, daß er einem Mönch der ihm von der Zubereitung zum Tode, seiner Meynung nach, all- zuviel vorgeredet, die replique gegeben, daß er in denen 80 Jah- ren seines Lebens schon gelernet habe, wie man ¼ Stunde sterben müße. Es giebt dieses Monument, unsers Ermeßens, denen obgedachten 3 Gratien an Schönheit gar nichts nach. 4.) Ein treflicher Obeliscus von schwartz und weißen Marmor, auf deßen Piedestal die Statuen derer 4 Tugenden von weißen Marmor zu sehen sind. In denen paneaux von dem Piedestal sind zwey vortrefl: Tafeln von verguldeten Kupfer mit einem extra fein gearbeiteten bas relief zu sehen, welches die Thaten Henri I Duc de Longueville vorstellet, wie denn dieses Monu- ment von dem Hause Longueville gestiftet und verschiedene Hertzen von denen Hhn dieses Geschlechts darunter begraben sind. 5.) Das Grabmal Philippi de Chabot Admiral de France, worauf er in Lebens-Größe mit dem Ober-Leibe in die Höhe gerichtet, von weißem Marmor sehr natürlich und expressio ausgehauen lieget. Er ist ao 1543 gestorben. Das Grabmal seines Sohnes Henri Chabot Duc de Rohan ist zwar gleich daneben, jenem aber an Schönheit nicht gleich. Sonst sind in dieser Capelle auch die Fenster merckwürdig, als auf welchen die Bildniße verschiedener frantzöl: Könige und Printzen, welche seit der Stiftung dieses Closters und dieser Capelle gelebet, bis auf Carl IX in ihren alten Kleidungen nach dem Leben abgemahlet zu sehen sind. Die Begräbniß Capellen des Gesvresischen, item des Tremouillischen hauses sind ebenfals in dieser Kirche, und mit Epitaphiis von Marmor, die doch nicht sonderlich schöne, versehen. Im Creutz-Gange des Closters ist noch der gantz schlechte Grab-Stein des bekanten Juristen Antonii Perez anmerckungswürdig, welcher Königs Philippi des IIden in Spanien Staats-Secretarius gewesen, wegen einer Maitresse aber, die er mit seinem Hln in Communione gehabt haben soll, sich hirher salviret und sein Leben als ein privatus beschloßen. Das Arsenal betreffend so bestehet solches zwar aus weitlauffigen Gebäuden, hat auch eine Salpeter- Siederey und Stückgießerey, faßet aber weiter keinen Kriegs- Vorrath in sich als 1) kleines Gewehr vor Infanterie und Cavallerie ohngefähr auf 12000 Mann, welches auf einem langen Saal gantz ordentlich rangiret, grostentheils aber gantz simple und leicht, auch in keiner Flinte ein eiserner Lade-Stock zu sehen ist, wie denn

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/206>, abgerufen am 21.11.2024.