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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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seinen Garten und als wir nach seinen Haus-Nachbarn fragten
ob es seine Leute wären, beantwortete er solches mit ia, setzte
aber lachend hinzu, je n'aime pas d'avoir trop d'honnettes gens
pour voisins, parceque j'ai trop peu de tems a leurs donner.
Weil es bereits spät war, begaben wir uns nach Hause und
erfuhren, daß der prince de Guise zur Visite vor unsern Hotel
gewesen.

Den 14 Martii

Wegen des heutigen schönen Wetters destinirten wir den Nachmittag zur
Besichtigung zweyer von unserm Quartier sehr weit entlegenen Orten
nehmlich der Caroestiner Kirche und des Arsenals. Was die erste anlangt
so ist solche nebst dem Closter von dem frantzösischen Könige Carolo Vten ge-
stiftet und hauptsächlich nur wegen der Chapelle d'Orleans merck-
würdig, welche letztere Hertzog Ludwig von Orleans, König Ludwigs
des XII
ten großVater, zu Bußung seiner Unvorsichtigkeit erbauet
hat, da er nehmlich anno 1392 auf einer gewißen Hochzeit 6 in wil-
den Manns Masquen dahin gekommene frantzösische Herrn, unter welchen
König Carl der VIte selbst gewesen, mit dem Licht angestecket, daran
4 gestorben, der König aber nebst noch einem mit genauer Noth
gerettet worden. Unter denen Begräbniß Monumenten dieser Ca-
pelle sind folgende die Merckwürdigsten 1) des gedachten Stifters
dieser Capelle nebst seiner Gemahlin Valentina der letzten
Mayländischen Princessin, von welcher die frantzösische Praetensiones auf
Mayland und die nachher darüber geführten Kriege herrühren,
ferner seiner beyden Söhne Caroli und Philippi, welche vorbe-
nannte 4 Personen in weißen Marmor auf einem dergleichen
schwartzen Postement ausgestreckt liegen, doch ist die Bildhauer
Arbeit nicht die beste. 2) Die Hertzen Königs Heinrichs des
II
den und der Catharina de Medicis in einer verguldten Urne
welche Urne 3 Gratien auf ihren Köpfen empor halten, die
3 Gratien kehren einander die Rücken zu und sind von weißen
Marmor in Lebens-Größe aus einem Stück auf das aller-
vortreflichste und proportionirteste ausgehauen. Das Postement
ist von buntem Marmor, und hat die Gestalt eines antiquen
Drey-Fußes, giebt auch denen Statüen an Zierligkeit nicht das
geringste nach, so, daß diese piece de sculpture vor die voll-
kommenste in gantz Franckreich gehalten wird. 3) Eine Colonne
von weißen Marmor, daraus viele Flammen hin und wieder
schießen, welche die Wolcken-Säule in der Wüsten, als die de-
vise Königs Francisci IIdi vorstellen soll, und sind in diesem
Monument die Hertzen des ietztgedachten Königs sowol, als seines
Bruders Caroli IX aufbehalten. Eine sehr große gedrehte und
mit Blumen und Laub-Werck auf das vortreflichste ausgearbeitete
Säule von weißem Marmor auf einem dergleichen rothen und 4eckigen
Postement, auf deßen Ecken die Tugenden in bronze gegoßen vorgestellet

seinen Garten und als wir nach seinen Haus-Nachbarn fragten
ob es seine Leute wären, beantwortete er solches mit ia, setzte
aber lachend hinzu, je n’aime pas d’avoir trop d’honnettes gens
pour voisins, parceque j’ai trop peu de tems a leurs donner.
Weil es bereits spät war, begaben wir uns nach Hause und
erfuhren, daß der prince de Guise zur Visite vor unsern Hotel
gewesen.

Den 14 Martii

Wegen des heutigen schönen Wetters destinirten wir den Nachmittag zur
Besichtigung zweyer von unserm Quartier sehr weit entlegenen Orten
nehmlich der Caroestiner Kirche und des Arsenals. Was die erste anlangt
so ist solche nebst dem Closter von dem frantzösischen Könige Carolo Vten ge-
stiftet und hauptsächlich nur wegen der Chapelle d’Orleans merck-
würdig, welche letztere Hertzog Ludwig von Orleans, König Ludwigs
des XII
ten großVater, zu Bußung seiner Unvorsichtigkeit erbauet
hat, da er nehmlich anno 1392 auf einer gewißen Hochzeit 6 in wil-
den Manns Masquen dahin gekommene frantzösische Herrn, unter welchen
König Carl der VIte selbst gewesen, mit dem Licht angestecket, daran
4 gestorben, der König aber nebst noch einem mit genauer Noth
gerettet worden. Unter denen Begräbniß Monumenten dieser Ca-
pelle sind folgende die Merckwürdigsten 1) des gedachten Stifters
dieser Capelle nebst seiner Gemahlin Valentina der letzten
Mayländischen Princessin, von welcher die frantzösische Praetensiones auf
Mayland und die nachher darüber geführten Kriege herrühren,
ferner seiner beyden Söhne Caroli und Philippi, welche vorbe-
nannte 4 Personen in weißen Marmor auf einem dergleichen
schwartzen Postement ausgestreckt liegen, doch ist die Bildhauer
Arbeit nicht die beste. 2) Die Hertzen Königs Heinrichs des
II
den und der Catharina de Medicis in einer verguldten Urne
welche Urne 3 Gratien auf ihren Köpfen empor halten, die
3 Gratien kehren einander die Rücken zu und sind von weißen
Marmor in Lebens-Größe aus einem Stück auf das aller-
vortreflichste und proportionirteste ausgehauen. Das Postement
ist von buntem Marmor, und hat die Gestalt eines antiquen
Drey-Fußes, giebt auch denen Statüen an Zierligkeit nicht das
geringste nach, so, daß diese piece de sculpture vor die voll-
kommenste in gantz Franckreich gehalten wird.  3) Eine Colonne
von weißen Marmor, daraus viele Flammen hin und wieder
schießen, welche die Wolcken-Säule in der Wüsten, als die de-
vise Königs Francisci IIdi vorstellen soll, und sind in diesem
Monument die Hertzen des ietztgedachten Königs sowol, als seines
Bruders Caroli IX aufbehalten. Eine sehr große gedrehte und
mit Blumen und Laub-Werck auf das vortreflichste ausgearbeitete
Säule von weißem Marmor auf einem dergleichen rothen und 4eckigen
Postement, auf deßen Ecken die Tugenden in bronze gegoßen vorgestellet

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[0205] seinen Garten und als wir nach seinen Haus-Nachbarn fragten ob es seine Leute wären, beantwortete er solches mit ia, setzte aber lachend hinzu, je n’aime pas d’avoir trop d’honnettes gens pour voisins, parceque j’ai trop peu de tems a leurs donner. Weil es bereits spät war, begaben wir uns nach Hause und erfuhren, daß der prince de Guise zur Visite vor unsern Hotel gewesen. Den 14 Mart: Wegen des heutigen schönen Wetters destinirten wir den Nachmittag zur Besichtigung zweyer von unserm Quartier sehr weit entlegenen Orten nehml: der Caroestiner Kirche und des Arsenals. Was die erste anlangt so ist solche nebst dem Closter von dem frantzöl: Könige Carolo Vten ge- stiftet und hauptsächlich nur wegen der Chapelle d’Orleans merck- würdig, welche letztere Hertzog Ludwig von Orleans, König Ludwigs des XIIten großVater, zu Bußung seiner Unvorsichtigkeit erbauet hat, da er nehmlich ao 1392 auf einer gewißen Hochzeit 6 in wil- den Manns Masquen dahin gekommene frantzol: Herrn, unter welchen König Carl der VIte selbst gewesen, mit dem Licht angestecket, daran 4 gestorben, der König aber nebst noch einem mit genauer Noth gerettet worden. Unter denen Begräbniß Monumenten dieser Ca- pelle sind folgende die Merckwürdigsten 1) des gedachten Stifters dieser Capelle nebst seiner Gemahlin Valentina der letzten Mayländl: Princessin, von welcher die frantzöl: Praetensiones auf Mayland und die nachher darüber geführten Kriege herrühren, ferner seiner beyden Söhne Caroli und Philippi, welche vorbe- nannte 4 Personen in weißen Marmor auf einem dergl: schwartzen Postement ausgestreckt liegen, doch ist die Bildhauer Arbeit nicht die beste. 2) Die Hertzen Königs Heinrichs des IIden und der Catharina de Medicis in einer verguldten Urne welche Urne 3 Gratien auf ihren Köpfen empor halten, die 3 Gratien kehren einander die Rücken zu und sind von weißen Marmor in Lebens-Größe aus einem Stück auf das aller- vortreflichste und proportionirteste ausgehauen. Das Postement ist von buntem Marmor, und hat die Gestalt eines antiquen Drey-Fußes, giebt auch denen Statüen an Zierligkeit nicht das geringste nach, so, daß diese piece de sculpture vor die voll- kommenste in gantz Franckreich gehalten wird.  3) Eine Colonne von weißen Marmor, daraus viele Flammen hin und wieder schießen, welche die Wolcken-Säule in der Wüsten, als die de- vise Königs Francisci IIdi vorstellen soll, und sind in diesem Monument die Hertzen des ietztgedachten Königs sowol, als seines Bruders Caroli IX aufbehalten. Eine sehr große gedrehte und mit Blumen und Laub-Werck auf das vortreflichste ausgearbeitete Säule von weißem Marmor auf einem dergl: rothen und 4eckigen Postement, auf deßen Ecken die Tugenden in bronze gegoßen vorgestellet

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/205>, abgerufen am 17.09.2024.