Aeschines, der Jäger, sprach izt: du schöner Hirt, du hast mein Leben gerettet, wie soll ich dich belohnen, komm mit mir in die Stadt, dort wohnt man nicht in ströhernen Hütten; Palläste von Marmor steigen dort hoch an die Wolken, und hohe Säulen stehen um sie her, du solt bey mir wohnen, und aus Gold trinken, und die köstlichen Speisen aus silbernen Platten essen.
Menalkas sprach: Was soll ich in der Stadt? Ich wohne sicher in meiner niedern Hütte, sie schüzt mich vor Regen und rauhen Winden, und stehn nicht Säulen umher, so stehn doch frucht- bare Bäume und Reben umher, dann hol ich aus der nahen Quelle klares Wasser im irdenen Krug, auch hab ich süssen Most, und dann ess ich was mir die Bäume und meine Herde geben, und hab ich nicht Silber und Gold, so streu ich wolrie- chende Blumen auf den Tisch.
Aeschines. Komm mit mir Hirt, dort hat man auch Bäume und Blumen, dort hat sie die Kunst
Aeſchines, der Jäger, ſprach izt: du ſchöner Hirt, du haſt mein Leben gerettet, wie ſoll ich dich belohnen, komm mit mir in die Stadt, dort wohnt man nicht in ſtröhernen Hütten; Palläſte von Marmor ſteigen dort hoch an die Wolken, und hohe Säulen ſtehen um ſie her, du ſolt bey mir wohnen, und aus Gold trinken, und die köſtlichen Speiſen aus ſilbernen Platten eſſen.
Menalkas ſprach: Was ſoll ich in der Stadt? Ich wohne ſicher in meiner niedern Hütte, ſie ſchüzt mich vor Regen und rauhen Winden, und ſtehn nicht Säulen umher, ſo ſtehn doch frucht- bare Bäume und Reben umher, dann hol ich aus der nahen Quelle klares Waſſer im irdenen Krug, auch hab ich ſüſſen Moſt, und dann eſs ich was mir die Bäume und meine Herde geben, und hab ich nicht Silber und Gold, ſo ſtreu ich wolrie- chende Blumen auf den Tiſch.
Aeſchines. Komm mit mir Hirt, dort hat man auch Bäume und Blumen, dort hat ſie die Kunſt
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0083"n="78"/><p>Aeſchines, der Jäger, ſprach izt: du ſchöner<lb/>
Hirt, du haſt mein Leben gerettet, wie ſoll ich<lb/>
dich belohnen, komm mit mir in die Stadt, dort<lb/>
wohnt man nicht in ſtröhernen Hütten; Palläſte<lb/>
von Marmor ſteigen dort hoch an die Wolken,<lb/>
und hohe Säulen ſtehen um ſie her, du ſolt bey<lb/>
mir wohnen, und aus Gold trinken, und die<lb/>
köſtlichen Speiſen aus ſilbernen Platten eſſen.</p><lb/><p>Menalkas ſprach: Was ſoll ich in der Stadt?<lb/>
Ich wohne ſicher in meiner niedern Hütte, ſie<lb/>ſchüzt mich vor Regen und rauhen Winden, und<lb/>ſtehn nicht Säulen umher, ſo ſtehn doch frucht-<lb/>
bare Bäume und Reben umher, dann hol ich aus<lb/>
der nahen Quelle klares Waſſer im irdenen Krug,<lb/>
auch hab ich ſüſſen Moſt, und dann eſs ich was<lb/>
mir die Bäume und meine Herde geben, und hab<lb/>
ich nicht Silber und Gold, ſo ſtreu ich wolrie-<lb/>
chende Blumen auf den Tiſch.</p><lb/><p>Aeſchines. Komm mit mir Hirt, dort hat man<lb/>
auch Bäume und Blumen, dort hat ſie die Kunſt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[78/0083]
Aeſchines, der Jäger, ſprach izt: du ſchöner
Hirt, du haſt mein Leben gerettet, wie ſoll ich
dich belohnen, komm mit mir in die Stadt, dort
wohnt man nicht in ſtröhernen Hütten; Palläſte
von Marmor ſteigen dort hoch an die Wolken,
und hohe Säulen ſtehen um ſie her, du ſolt bey
mir wohnen, und aus Gold trinken, und die
köſtlichen Speiſen aus ſilbernen Platten eſſen.
Menalkas ſprach: Was ſoll ich in der Stadt?
Ich wohne ſicher in meiner niedern Hütte, ſie
ſchüzt mich vor Regen und rauhen Winden, und
ſtehn nicht Säulen umher, ſo ſtehn doch frucht-
bare Bäume und Reben umher, dann hol ich aus
der nahen Quelle klares Waſſer im irdenen Krug,
auch hab ich ſüſſen Moſt, und dann eſs ich was
mir die Bäume und meine Herde geben, und hab
ich nicht Silber und Gold, ſo ſtreu ich wolrie-
chende Blumen auf den Tiſch.
Aeſchines. Komm mit mir Hirt, dort hat man
auch Bäume und Blumen, dort hat ſie die Kunſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/83>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.