würde die Kost uns würzen, die mein Garten mir gäbe, und der Teich und mein belebter Hof; Wir fänden sie bey der Rükkunft unter ei- nem Trauben-Geländer, oder in der schattichten Hütte im Garten aufgetischet; oft auch sässen wir beym Mondschein in der Laube beym be- scheidenen Kelchglas, bey frohen Liedern und munterm Scherz, es wäre denn, dass der Nach- tigal melancholisches Lied uns aufmerken hiesse.
Aber, was träum' ich? Zu lang, zu lang schon hat meine Phantasie dich verfolget, dich, eitelen Traum! Eiteler Wunsch! nie werd' ich deine Erfüllung sehen. Immer ist der Mensch unzufrie- den, wir sehen weit hinaus auf frömde Gefilde von Glük, aber Labyrinte versperren den Zugang, und dann seufzen wir hin, und vergessen das Gute zu bemerken, das jedem auf der angewiesenen Bahn des Lebens beschehrt ist. Unser wahres Glük ist die Tugend. Der ist ein Weiser, und glük- lich, der willig die Stell' ausfüllt, die der Bau-
würde die Koſt uns würzen, die mein Garten mir gäbe, und der Teich und mein belebter Hof; Wir fänden ſie bey der Rükkunft unter ei- nem Trauben-Geländer, oder in der ſchattichten Hütte im Garten aufgetiſchet; oft auch ſäſſen wir beym Mondſchein in der Laube beym be- ſcheidenen Kelchglas, bey frohen Liedern und munterm Scherz, es wäre denn, daſs der Nach- tigal melancholiſches Lied uns aufmerken hieſſe.
Aber, was träum’ ich? Zu lang, zu lang ſchon hat meine Phantaſie dich verfolget, dich, eitelen Traum! Eiteler Wunſch! nie werd’ ich deine Erfüllung ſehen. Immer iſt der Menſch unzufrie- den, wir ſehen weit hinaus auf frömde Gefilde von Glük, aber Labyrinte verſperren den Zugang, und dann ſeufzen wir hin, und vergeſſen das Gute zu bemerken, das jedem auf der angewieſenen Bahn des Lebens beſchehrt iſt. Unſer wahres Glük iſt die Tugend. Der iſt ein Weiſer, und glük- lich, der willig die Stell’ ausfüllt, die der Bau-
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würde die Koſt uns würzen, die mein Garten mir
gäbe, und der Teich und mein belebter Hof;
Wir fänden ſie bey der Rükkunft unter ei-
nem Trauben-Geländer, oder in der ſchattichten
Hütte im Garten aufgetiſchet; oft auch ſäſſen
wir beym Mondſchein in der Laube beym be-
ſcheidenen Kelchglas, bey frohen Liedern und
munterm Scherz, es wäre denn, daſs der Nach-
tigal melancholiſches Lied uns aufmerken hieſſe.
Aber, was träum’ ich? Zu lang, zu lang ſchon
hat meine Phantaſie dich verfolget, dich, eitelen
Traum! Eiteler Wunſch! nie werd’ ich deine
Erfüllung ſehen. Immer iſt der Menſch unzufrie-
den, wir ſehen weit hinaus auf frömde Gefilde
von Glük, aber Labyrinte verſperren den Zugang,
und dann ſeufzen wir hin, und vergeſſen das Gute
zu bemerken, das jedem auf der angewieſenen
Bahn des Lebens beſchehrt iſt. Unſer wahres
Glük iſt die Tugend. Der iſt ein Weiſer, und glük-
lich, der willig die Stell’ ausfüllt, die der Bau-
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[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/137>, abgerufen am 25.07.2024.
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