hin, das blöde Haupt macht tausende schwind- licht zurük gehn, auf eine leichtere Bahn voll Flittergold und geruchloser Blumen. Soll ich die wenigen nennen? Du schöpfrischer Klopstok, und du Bodmer, der du mit Breitingern die Fakel der Critik aufgesteket hast, denen Irrlichtern entge- gen, die in Sümpfe oder dürre Einöden verführ- ten. Und du Wieland, (oft besucht deine Muse ihre Schwester, die ernste Welt-Weisheit, und holt erhabenen Stoff, aus ihren geheimesten Kam- mern, und bildet ihn zu reizenden Gratien,) oft sollen eure Lieder in heiliges Entzüken mich hinreissen; Auch du mahlerischer von Kleist, sanft entzükt mich dein Lied, wie ein helles Abendroth, zu frieden ist dann mein Herz, und still, wie die Gegend beym Schimmer des Monds; auch du Gleim, wenn du die lächelnden Empfin- dungen unsers Herzens singest und unschuldigen Scherz, - - Doch soll ich euch alle nennen ihr wenigen? die verwöhnte Nation misskennt euern
hin, das blöde Haupt macht tauſende ſchwind- licht zurük gehn, auf eine leichtere Bahn voll Flittergold und geruchloſer Blumen. Soll ich die wenigen nennen? Du ſchöpfriſcher Klopſtok, und du Bodmer, der du mit Breitingern die Fakel der Critik aufgeſteket haſt, denen Irrlichtern entge- gen, die in Sümpfe oder dürre Einöden verführ- ten. Und du Wieland, (oft beſucht deine Muſe ihre Schweſter, die ernſte Welt-Weisheit, und holt erhabenen Stoff, aus ihren geheimeſten Kam- mern, und bildet ihn zu reizenden Gratien,) oft ſollen eure Lieder in heiliges Entzüken mich hinreiſſen; Auch du mahleriſcher von Kleiſt, ſanft entzükt mich dein Lied, wie ein helles Abendroth, zu frieden iſt dann mein Herz, und ſtill, wie die Gegend beym Schimmer des Monds; auch du Gleim, wenn du die lächelnden Empfin- dungen unſers Herzens ſingeſt und unſchuldigen Scherz, ‒ ‒ Doch ſoll ich euch alle nennen ihr wenigen? die verwöhnte Nation miſskennt euern
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hin, das blöde Haupt macht tauſende ſchwind-
licht zurük gehn, auf eine leichtere Bahn voll
Flittergold und geruchloſer Blumen. Soll ich die
wenigen nennen? Du ſchöpfriſcher Klopſtok, und
du Bodmer, der du mit Breitingern die Fakel der
Critik aufgeſteket haſt, denen Irrlichtern entge-
gen, die in Sümpfe oder dürre Einöden verführ-
ten. Und du Wieland, (oft beſucht deine Muſe
ihre Schweſter, die ernſte Welt-Weisheit, und
holt erhabenen Stoff, aus ihren geheimeſten Kam-
mern, und bildet ihn zu reizenden Gratien,)
oft ſollen eure Lieder in heiliges Entzüken mich
hinreiſſen; Auch du mahleriſcher von Kleiſt,
ſanft entzükt mich dein Lied, wie ein helles
Abendroth, zu frieden iſt dann mein Herz, und
ſtill, wie die Gegend beym Schimmer des Monds;
auch du Gleim, wenn du die lächelnden Empfin-
dungen unſers Herzens ſingeſt und unſchuldigen
Scherz, ‒ ‒ Doch ſoll ich euch alle nennen ihr
wenigen? die verwöhnte Nation miſskennt euern
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[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/135>, abgerufen am 25.07.2024.
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