sie mehr als Schmetterling seyn sollte; ihr Kleid ist nicht so schön wie deine Flügel, aber Gedan- ken-los ist sie wie du.
Was vor ein wildes Spiel hebt ihr izt an, kleine Zephirs? Sich haschend wälzen sie sich durch das Gras hin, wie ein sanfter Wind auf einem Teich, Wellen vor sich her jagt, so durchwühlen sie das rauschende Gras, die kleinen bunten Bewohner fliegen empor und sehen in die Verwüstung hin- unter, izt ruhen sie wieder die Zephirs, und das Gras und die Blumen winken sie freundlich zurük.
Aber, o! könnt ich mich izt verbergen! Be- deket mich ihr Blumen! Dort geht der junge Hyacinthus vorüber, im schönen goldnen Kleid; er eilt durchs verächtliche Gras, neben der Na- tur hin, und pfeift; sie mag ihn anlächeln, für ihn ist das eine zu alte Schöne; er eilt zu Fräu- lein Henrietten, wo die schöne Welt beym Spiel- Tisch sich sammelt; da wird sein Kleid Augen von feinerm Geschmak besser entzüken, als ein glühen-
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ſie mehr als Schmetterling ſeyn ſollte; ihr Kleid iſt nicht ſo ſchön wie deine Flügel, aber Gedan- ken-los iſt ſie wie du.
Was vor ein wildes Spiel hebt ihr izt an, kleine Zephirs? Sich haſchend wälzen ſie ſich durch das Gras hin, wie ein ſanfter Wind auf einem Teich, Wellen vor ſich her jagt, ſo durchwühlen ſie das rauſchende Gras, die kleinen bunten Bewohner fliegen empor und ſehen in die Verwüſtung hin- unter, izt ruhen ſie wieder die Zephirs, und das Gras und die Blumen winken ſie freundlich zurük.
Aber, o! könnt ich mich izt verbergen! Be- deket mich ihr Blumen! Dort geht der junge Hyacinthus vorüber, im ſchönen goldnen Kleid; er eilt durchs verächtliche Gras, neben der Na- tur hin, und pfeift; ſie mag ihn anlächeln, für ihn iſt das eine zu alte Schöne; er eilt zu Fräu- lein Henrietten, wo die ſchöne Welt beym Spiel- Tiſch ſich ſammelt; da wird ſein Kleid Augen von feinerm Geſchmak beſſer entzüken, als ein glühen-
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ſie mehr als Schmetterling ſeyn ſollte; ihr Kleid
iſt nicht ſo ſchön wie deine Flügel, aber Gedan-
ken-los iſt ſie wie du.
Was vor ein wildes Spiel hebt ihr izt an, kleine
Zephirs? Sich haſchend wälzen ſie ſich durch das
Gras hin, wie ein ſanfter Wind auf einem Teich,
Wellen vor ſich her jagt, ſo durchwühlen ſie das
rauſchende Gras, die kleinen bunten Bewohner
fliegen empor und ſehen in die Verwüſtung hin-
unter, izt ruhen ſie wieder die Zephirs, und das
Gras und die Blumen winken ſie freundlich zurük.
Aber, o! könnt ich mich izt verbergen! Be-
deket mich ihr Blumen! Dort geht der junge
Hyacinthus vorüber, im ſchönen goldnen Kleid;
er eilt durchs verächtliche Gras, neben der Na-
tur hin, und pfeift; ſie mag ihn anlächeln, für
ihn iſt das eine zu alte Schöne; er eilt zu Fräu-
lein Henrietten, wo die ſchöne Welt beym Spiel-
Tiſch ſich ſammelt; da wird ſein Kleid Augen von
feinerm Geſchmak beſſer entzüken, als ein glühen-
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[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/122>, abgerufen am 25.07.2024.
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