Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang
hieran niemand zweiffelt. Jm II. Cap. wird von der
Schreibkunst, derselben Ursprung und ersten Erfinder,
und daß die Kupfserstecherkunst darzu Gelegenheit ge-
geben habe, geredet. Da der Verfasser durch die
Schreibekunst, diejenige Kunst verstehet, da man mit
einer Feder und Dinte auf Pappier Buchstaben,
Wörter und Reden schreibet, so mögte es angehen,
daß die Kupfferstecherkunst Gelegenheit darzu gegeben
habe. Ausserdem ist es wohl umgekehrt wahr. Es
wird hier nichts gewisses bestimmt, sondern man er-
zehlt kürtzlich nach einander, wie und auf was man ge-
schrieben habe. Es ist beynahe eben das, was man in
Herrmann Hugonis Buch de prima scribendi ori-
gine
ließt. Jn dem III. Cap wird die Zeit untersucht,
wenn die Buchdruckerkunst in Europa erfunden und
bekannt worden sey? Hier giebt man sich wieder, in der
That zum Uberfluß, ungemein viel Mühe mit dem
Zeugniß einer grossen Menge Schriftsteller dar zu
thun, daß die Buchdruckerkunst nicht eher in Europa
bekannt worden sey, als da man geschrieben ein tau-
send vier hundert und - Jahre.
Warum hat man
aber das Jahr nicht bestimmt, wenn man gewiß wis-
sen will, daß Lorentz Köster 1440. die Buchdrucker-
kunst erfunden, welches unstreitig einen Zweifel anzei-
get. Endlich erklärt man sich p. 42. also: Man soll
mercken, daß die Buchdruckerkunst erfunden und in
Gang gebracht worden sey um das Jahr 1440. Das
IV. Cap. handelt von dem Ort, wo die Buchdrucker-
kunst, von wem und wie sie erfunden worden sey. Die-
ses ist das merckwürdigste Capitel, weil man darinnen
erweisen will, daß diese Ehre der Stadt Haarlem und
derselben Bürger Lorentz Janson, Koster, zuerkannt
werden müsse. Erstlich wird die gemeine Leyer aus

Ha-

Anhang
hieran niemand zweiffelt. Jm II. Cap. wird von der
Schreibkunſt, derſelben Urſprung und erſten Erfinder,
und daß die Kupfſerſtecherkunſt darzu Gelegenheit ge-
geben habe, geredet. Da der Verfaſſer durch die
Schreibekunſt, diejenige Kunſt verſtehet, da man mit
einer Feder und Dinte auf Pappier Buchſtaben,
Woͤrter und Reden ſchreibet, ſo moͤgte es angehen,
daß die Kupfferſtecherkunſt Gelegenheit darzu gegeben
habe. Auſſerdem iſt es wohl umgekehrt wahr. Es
wird hier nichts gewiſſes beſtimmt, ſondern man er-
zehlt kuͤrtzlich nach einander, wie und auf was man ge-
ſchrieben habe. Es iſt beynahe eben das, was man in
Herrmann Hugonis Buch de prima ſcribendi ori-
gine
ließt. Jn dem III. Cap wird die Zeit unterſucht,
wenn die Buchdruckerkunſt in Europa erfunden und
bekannt worden ſey? Hier giebt man ſich wieder, in der
That zum Uberfluß, ungemein viel Muͤhe mit dem
Zeugniß einer groſſen Menge Schriftſteller dar zu
thun, daß die Buchdruckerkunſt nicht eher in Europa
bekannt worden ſey, als da man geſchrieben ein tau-
ſend vier hundert und - Jahre.
Warum hat man
aber das Jahr nicht beſtimmt, wenn man gewiß wiſ-
ſen will, daß Lorentz Koͤſter 1440. die Buchdrucker-
kunſt erfunden, welches unſtreitig einen Zweifel anzei-
get. Endlich erklaͤrt man ſich p. 42. alſo: Man ſoll
mercken, daß die Buchdruckerkunſt erfunden und in
Gang gebracht worden ſey um das Jahr 1440. Das
IV. Cap. handelt von dem Ort, wo die Buchdrucker-
kunſt, von wem und wie ſie erfunden worden ſey. Die-
ſes iſt das merckwuͤrdigſte Capitel, weil man darinnen
erweiſen will, daß dieſe Ehre der Stadt Haarlem und
derſelben Buͤrger Lorentz Janſon, Koſter, zuerkannt
werden muͤſſe. Erſtlich wird die gemeine Leyer aus

Ha-
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0585" n="478"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang</hi></fw><lb/>
hieran niemand zweiffelt. Jm <hi rendition="#aq">II.</hi> Cap. wird von der<lb/>
Schreibkun&#x017F;t, der&#x017F;elben Ur&#x017F;prung und er&#x017F;ten Erfinder,<lb/>
und daß die Kupf&#x017F;er&#x017F;techerkun&#x017F;t darzu Gelegenheit ge-<lb/>
geben habe, geredet. Da der Verfa&#x017F;&#x017F;er durch die<lb/>
Schreibekun&#x017F;t, diejenige Kun&#x017F;t ver&#x017F;tehet, da man mit<lb/>
einer Feder und Dinte auf Pappier Buch&#x017F;taben,<lb/>
Wo&#x0364;rter und Reden &#x017F;chreibet, &#x017F;o mo&#x0364;gte es angehen,<lb/>
daß die Kupffer&#x017F;techerkun&#x017F;t Gelegenheit darzu gegeben<lb/>
habe. Au&#x017F;&#x017F;erdem i&#x017F;t es wohl umgekehrt wahr. Es<lb/>
wird hier nichts gewi&#x017F;&#x017F;es be&#x017F;timmt, &#x017F;ondern man er-<lb/>
zehlt ku&#x0364;rtzlich nach einander, wie und auf was man ge-<lb/>
&#x017F;chrieben habe. Es i&#x017F;t beynahe eben das, was man in<lb/><hi rendition="#fr">Herrmann Hugonis</hi> Buch <hi rendition="#aq">de prima &#x017F;cribendi ori-<lb/>
gine</hi> ließt. Jn dem <hi rendition="#aq">III.</hi> Cap wird die Zeit unter&#x017F;ucht,<lb/>
wenn die Buchdruckerkun&#x017F;t in Europa erfunden und<lb/>
bekannt worden &#x017F;ey? Hier giebt man &#x017F;ich wieder, in der<lb/>
That zum Uberfluß, ungemein viel Mu&#x0364;he mit dem<lb/>
Zeugniß einer gro&#x017F;&#x017F;en Menge Schrift&#x017F;teller dar zu<lb/>
thun, daß die Buchdruckerkun&#x017F;t nicht eher in Europa<lb/>
bekannt worden &#x017F;ey, als da man ge&#x017F;chrieben <hi rendition="#fr">ein tau-<lb/>
&#x017F;end vier hundert und - Jahre.</hi> Warum hat man<lb/>
aber das Jahr nicht be&#x017F;timmt, wenn man gewiß wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en will, daß <hi rendition="#fr">Lorentz Ko&#x0364;&#x017F;ter</hi> 1440. die Buchdrucker-<lb/>
kun&#x017F;t erfunden, welches un&#x017F;treitig einen Zweifel anzei-<lb/>
get. Endlich erkla&#x0364;rt man &#x017F;ich <hi rendition="#aq">p.</hi> 42. al&#x017F;o: Man &#x017F;oll<lb/>
mercken, daß die Buchdruckerkun&#x017F;t erfunden und in<lb/>
Gang gebracht worden &#x017F;ey um das Jahr 1440. Das<lb/><hi rendition="#aq">IV.</hi> Cap. handelt von dem Ort, wo die Buchdrucker-<lb/>
kun&#x017F;t, von wem und wie &#x017F;ie erfunden worden &#x017F;ey. Die-<lb/>
&#x017F;es i&#x017F;t das merckwu&#x0364;rdig&#x017F;te Capitel, weil man darinnen<lb/>
erwei&#x017F;en will, daß die&#x017F;e Ehre der Stadt Haarlem und<lb/>
der&#x017F;elben Bu&#x0364;rger <hi rendition="#fr">Lorentz Jan&#x017F;on, Ko&#x017F;ter</hi>, zuerkannt<lb/>
werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Er&#x017F;tlich wird die gemeine Leyer aus<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Ha-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[478/0585] Anhang hieran niemand zweiffelt. Jm II. Cap. wird von der Schreibkunſt, derſelben Urſprung und erſten Erfinder, und daß die Kupfſerſtecherkunſt darzu Gelegenheit ge- geben habe, geredet. Da der Verfaſſer durch die Schreibekunſt, diejenige Kunſt verſtehet, da man mit einer Feder und Dinte auf Pappier Buchſtaben, Woͤrter und Reden ſchreibet, ſo moͤgte es angehen, daß die Kupfferſtecherkunſt Gelegenheit darzu gegeben habe. Auſſerdem iſt es wohl umgekehrt wahr. Es wird hier nichts gewiſſes beſtimmt, ſondern man er- zehlt kuͤrtzlich nach einander, wie und auf was man ge- ſchrieben habe. Es iſt beynahe eben das, was man in Herrmann Hugonis Buch de prima ſcribendi ori- gine ließt. Jn dem III. Cap wird die Zeit unterſucht, wenn die Buchdruckerkunſt in Europa erfunden und bekannt worden ſey? Hier giebt man ſich wieder, in der That zum Uberfluß, ungemein viel Muͤhe mit dem Zeugniß einer groſſen Menge Schriftſteller dar zu thun, daß die Buchdruckerkunſt nicht eher in Europa bekannt worden ſey, als da man geſchrieben ein tau- ſend vier hundert und - Jahre. Warum hat man aber das Jahr nicht beſtimmt, wenn man gewiß wiſ- ſen will, daß Lorentz Koͤſter 1440. die Buchdrucker- kunſt erfunden, welches unſtreitig einen Zweifel anzei- get. Endlich erklaͤrt man ſich p. 42. alſo: Man ſoll mercken, daß die Buchdruckerkunſt erfunden und in Gang gebracht worden ſey um das Jahr 1440. Das IV. Cap. handelt von dem Ort, wo die Buchdrucker- kunſt, von wem und wie ſie erfunden worden ſey. Die- ſes iſt das merckwuͤrdigſte Capitel, weil man darinnen erweiſen will, daß dieſe Ehre der Stadt Haarlem und derſelben Buͤrger Lorentz Janſon, Koſter, zuerkannt werden muͤſſe. Erſtlich wird die gemeine Leyer aus Ha-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/585
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/585>, abgerufen am 23.11.2024.