[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.Cap. II. Ob ein Däne wäre ein grosser Unterscheid darzwischen. Denn esfällt in die Augen. Man sehe nur meine Schriftpro- ben an, und halte Tertia Antiqva gegen Mönchsschrift. Dieses voraus gesetzt, so will ich Omniboni Worte noch einmal übersetzen. Nicolaus Jenson hat zu al- lererst auf eine scharfsinnige Art gewiesen, wie man recht nette und rein drucken soll, als wenn es, nach unserer Art zu reden, in Kupfer gestochen wäre, und nicht nach der alten Art, da es wie geschrieben aus- sieht. Das ist, er hat nicht mehr mit Mönchsschrift, sondern mit feinen Littern, wie die heutige Tertia An- tiqua Schrift, welche man ehedessen Characterem Venetum genennet, gedruckt, wovon er ein Erfinder gewesen. Auf diese Weise ist Jenson ein Erfinder, und kein Erfinder. Kein Erfinder ist er, in Anse- hung der Buchdruckerkunst; Ein Erfinder aber ist er in Ansehung einer neuen Schrift. Und hiermit stimmen alle Zeugnisse der bewähr- pturae,
Cap. II. Ob ein Daͤne waͤre ein groſſer Unterſcheid darzwiſchen. Denn esfaͤllt in die Augen. Man ſehe nur meine Schriftpro- ben an, und halte Tertia Antiqva gegen Moͤnchsſchrift. Dieſes voraus geſetzt, ſo will ich Omniboni Worte noch einmal uͤberſetzen. Nicolaus Jenſon hat zu al- lererſt auf eine ſcharfſinnige Art gewieſen, wie man recht nette und rein drucken ſoll, als wenn es, nach unſerer Art zu reden, in Kupfer geſtochen waͤre, und nicht nach der alten Art, da es wie geſchrieben aus- ſieht. Das iſt, er hat nicht mehr mit Moͤnchsſchrift, ſondern mit feinen Littern, wie die heutige Tertia An- tiqua Schrift, welche man ehedeſſen Characterem Venetum genennet, gedruckt, wovon er ein Erfinder geweſen. Auf dieſe Weiſe iſt Jenſon ein Erfinder, und kein Erfinder. Kein Erfinder iſt er, in Anſe- hung der Buchdruckerkunſt; Ein Erfinder aber iſt er in Anſehung einer neuen Schrift. Und hiermit ſtimmen alle Zeugniſſe der bewaͤhr- pturæ,
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Cap. II. Ob ein Daͤne
waͤre ein groſſer Unterſcheid darzwiſchen. Denn es
faͤllt in die Augen. Man ſehe nur meine Schriftpro-
ben an, und halte Tertia Antiqva gegen Moͤnchsſchrift.
Dieſes voraus geſetzt, ſo will ich Omniboni Worte
noch einmal uͤberſetzen. Nicolaus Jenſon hat zu al-
lererſt auf eine ſcharfſinnige Art gewieſen, wie man
recht nette und rein drucken ſoll, als wenn es, nach
unſerer Art zu reden, in Kupfer geſtochen waͤre, und
nicht nach der alten Art, da es wie geſchrieben aus-
ſieht. Das iſt, er hat nicht mehr mit Moͤnchsſchrift,
ſondern mit feinen Littern, wie die heutige Tertia An-
tiqua Schrift, welche man ehedeſſen Characterem
Venetum genennet, gedruckt, wovon er ein Erfinder
geweſen. Auf dieſe Weiſe iſt Jenſon ein Erfinder,
und kein Erfinder. Kein Erfinder iſt er, in Anſe-
hung der Buchdruckerkunſt; Ein Erfinder aber iſt
er in Anſehung einer neuen Schrift.
Und hiermit ſtimmen alle Zeugniſſe der bewaͤhr-
teſten Geſchichtſchreiber uͤberein. Polydorus Vir-
gilius ſpricht an oben angefuͤhrten Ort: Jenſon
typographiam mirum in modum illuſtrauit. Sa-
bellicus Ennead. X. Lib. VI. Eleganti litterarum
forma multum ceteros antecelluerunt Nic. Jenſon
& Joan Colonienſ. Peter Scriver ſagt typis niti-
diſſimis imprimebat. S. Wolfs Monument. P. I.
p. 379. Die alte Coͤllniſche Chronicke behauptet:
began ſchrift zo ſchnijden vnd bereyden. Wolf I.
c. p. 410. Naudaͤus ebend. p. 526. Venetiis non
ſine omnium admiratione libros typis adeo pul-
chris, quadratis & plenis expreſſit, vt ne hunc
quidem elegantiores reperire credam. Und p. 535.
Cum typis antiquiſſimis, qui adeo ſimiles ſunt ſcri-
pturæ,
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