soll ein tausend starck seyn; Fünf Bogen müßen gesetzt werden, wenn ich einen Ballen drucken will, weil ein Ballen 5000. Bogen hat. Vor fünf Bogen zu setzen gebe ich 2 Rthl. 12 gl. und dem Drucker 2 Rthl. 2 gl. vor 5000. zu drucken, beyde also 4 Rthl. 14 gl. der Corrector bekömmt 15 gl. so bekommt der Herr nichts, er muß 5. gl. zu büßen. Es soll aber auch eine Auflage 2000. starck seyn. Der Setzer bekommt vor 5 Bogen 2 Rthl. 12 gl. und der Drucker vor 10000 Bogen 4 Rthl. 4 gl. und also beyde 6 Rthl. 16 gl. So bliebe dem Herrn wöchentlich nach Abzug der Correctur 2 Rthl. 17 gl. Gewinn. Wo verwendet er selbige hin? Auf Essen, und Trincken, Kleider, Gesind, Miethe, Ab- gaben, und andere häußliche Nothwendigkeiten. Wo nimmt er Farbe und Ballenleder her? Der Druckerjunge will auch bey solcher schweren Arbeit mit Wasser und Brod nicht zufrie- den seyn. Und wo sollen endlich neue Schrifften herkommen? Laßt ihm auch wöchentlich etliche Thaler haben, so wird die Rech- nung werden: Er kan zwar als ein ehrlicher Mann leben, aber 0 von 0 geht auf. Wo bleibt also der große und gewiße Ge- winn? Er ist verschwunden, und unser Herr Verfaßer hat sich sel- bigen also eingebildet. Der Anfang seiner Antwort ist wohl am besten zu mercken.
IX. Frage. Ob es erlaubt sey gedruckte Bücher theuerer zu verkauffen, und wohlfeiler einzukauf- fen, als ihr innerlicher Werth vermag?
Diese Frage mit Nein zu beantworten hat man folgende Ursachen: Weil dergleichen Gewinst mit dem Gesetz der Natur streitet, welches uns vorschreibt: Daß wir mit andern Leuten eben so umgehen sollen, als wir verlangen, daß sie mit uns umgehen sollen. Nun will aber Niemand, daß man ihm eine Sache theurer anschlage, oder das seinige um einen geringern Preiß abdrücke, als es werth ist; Dahero soll auch er weder seine Sachen einem andern theurer verkauffen, noch fremde um einen geringern Preiß an sich handeln, als sie werth sind. Vors
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ſoll ein tauſend ſtarck ſeyn; Fuͤnf Bogen muͤßen geſetzt werden, wenn ich einen Ballen drucken will, weil ein Ballen 5000. Bogen hat. Vor fuͤnf Bogen zu ſetzen gebe ich 2 Rthl. 12 gl. und dem Drucker 2 Rthl. 2 gl. vor 5000. zu drucken, beyde alſo 4 Rthl. 14 gl. der Corrector bekoͤmmt 15 gl. ſo bekommt der Herr nichts, er muß 5. gl. zu buͤßen. Es ſoll aber auch eine Auflage 2000. ſtarck ſeyn. Der Setzer bekommt vor 5 Bogen 2 Rthl. 12 gl. und der Drucker vor 10000 Bogen 4 Rthl. 4 gl. und alſo beyde 6 Rthl. 16 gl. So bliebe dem Herrn woͤchentlich nach Abzug der Correctur 2 Rthl. 17 gl. Gewinn. Wo verwendet er ſelbige hin? Auf Eſſen, und Trincken, Kleider, Geſind, Miethe, Ab- gaben, und andere haͤußliche Nothwendigkeiten. Wo nimmt er Farbe und Ballenleder her? Der Druckerjunge will auch bey ſolcher ſchweren Arbeit mit Waſſer und Brod nicht zufrie- den ſeyn. Und wo ſollen endlich neue Schrifften herkommen? Laßt ihm auch woͤchentlich etliche Thaler haben, ſo wird die Rech- nung werden: Er kan zwar als ein ehrlicher Mann leben, aber 0 von 0 geht auf. Wo bleibt alſo der große und gewiße Ge- winn? Er iſt verſchwunden, und unſer Herr Verfaßer hat ſich ſel- bigen alſo eingebildet. Der Anfang ſeiner Antwort iſt wohl am beſten zu mercken.
IX. Frage. Ob es erlaubt ſey gedruckte Buͤcher theuerer zu verkauffen, und wohlfeiler einzukauf- fen, als ihr innerlicher Werth vermag?
Dieſe Frage mit Nein zu beantworten hat man folgende Urſachen: Weil dergleichen Gewinſt mit dem Geſetz der Natur ſtreitet, welches uns vorſchreibt: Daß wir mit andern Leuten eben ſo umgehen ſollen, als wir verlangen, daß ſie mit uns umgehen ſollen. Nun will aber Niemand, daß man ihm eine Sache theurer anſchlage, oder das ſeinige um einen geringern Preiß abdruͤcke, als es werth iſt; Dahero ſoll auch er weder ſeine Sachen einem andern theurer verkauffen, noch fremde um einen geringern Preiß an ſich handeln, als ſie werth ſind. Vors
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[0393]
ſoll ein tauſend ſtarck ſeyn; Fuͤnf Bogen muͤßen geſetzt werden,
wenn ich einen Ballen drucken will, weil ein Ballen 5000. Bogen
hat. Vor fuͤnf Bogen zu ſetzen gebe ich 2 Rthl. 12 gl. und dem
Drucker 2 Rthl. 2 gl. vor 5000. zu drucken, beyde alſo 4 Rthl.
14 gl. der Corrector bekoͤmmt 15 gl. ſo bekommt der Herr nichts,
er muß 5. gl. zu buͤßen. Es ſoll aber auch eine Auflage 2000.
ſtarck ſeyn. Der Setzer bekommt vor 5 Bogen 2 Rthl. 12 gl.
und der Drucker vor 10000 Bogen 4 Rthl. 4 gl. und alſo beyde
6 Rthl. 16 gl. So bliebe dem Herrn woͤchentlich nach Abzug der
Correctur 2 Rthl. 17 gl. Gewinn. Wo verwendet er ſelbige
hin? Auf Eſſen, und Trincken, Kleider, Geſind, Miethe, Ab-
gaben, und andere haͤußliche Nothwendigkeiten. Wo nimmt er
Farbe und Ballenleder her? Der Druckerjunge will auch bey
ſolcher ſchweren Arbeit mit Waſſer und Brod nicht zufrie-
den ſeyn. Und wo ſollen endlich neue Schrifften herkommen?
Laßt ihm auch woͤchentlich etliche Thaler haben, ſo wird die Rech-
nung werden: Er kan zwar als ein ehrlicher Mann leben, aber
0 von 0 geht auf. Wo bleibt alſo der große und gewiße Ge-
winn? Er iſt verſchwunden, und unſer Herr Verfaßer hat ſich ſel-
bigen alſo eingebildet. Der Anfang ſeiner Antwort iſt wohl am
beſten zu mercken.
IX. Frage.
Ob es erlaubt ſey gedruckte Buͤcher theuerer
zu verkauffen, und wohlfeiler einzukauf-
fen, als ihr innerlicher Werth
vermag?
Dieſe Frage mit Nein zu beantworten hat man folgende
Urſachen: Weil dergleichen Gewinſt mit dem Geſetz der Natur
ſtreitet, welches uns vorſchreibt: Daß wir mit andern Leuten
eben ſo umgehen ſollen, als wir verlangen, daß ſie mit uns
umgehen ſollen. Nun will aber Niemand, daß man ihm eine
Sache theurer anſchlage, oder das ſeinige um einen geringern
Preiß abdruͤcke, als es werth iſt; Dahero ſoll auch er weder
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einen geringern Preiß an ſich handeln, als ſie werth ſind. Vors
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/393>, abgerufen am 23.11.2024.
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