bleiben wöchentlich fünf Thaler (Imperiales) übrig, wovon man neue Lettern und Nothwendigkeiten auschaffen kan.
Anmerckung.
Nun rechnet unser Herr Verfaßer gar den großen, ehr- lichen und gewißen Gewinnst der Buchdrucker aus. Er be- mercket den Fleiß der Druckergesellen, und schlägt vor, wie viel ein Buchdruckerherr auf Nahrung, Lohn und häußliche Noth- wendigkeiten verwenden soll. Er setzt ihnen auch den nach seiner Meynung übrigen Gewinnst auf. Wenn wir weitläuftig seyn könnten, so hätten wir gar vieles an dieser Rechnung auszusetzen. Anfänglich müsten wir mit einander in die lateinische Schule ge- hen, und uns belehren laßen: ob nummus vncialis und Impe- rialis einerley Müntze wäre? zimlich kleine Knaben würden uns antworten: Nummus vncialis heißt ein harter Thaler von 32. Groschen. Denn vncialis heißt eigentlich zweylöthig; Nun ist aber ein harter Thaler zweylöthig, folglich heißt vncialis num- mus ein harter Thaler. Q. E. D. Imperialis hingegen ein Reichs- Thaler von 24. Groschen. Dieses wißen alle unsere Cammera- then, weil sie es in ihrem Vocabulario also gelernet haben. Wer es nicht glauben will, der darf es nur nachschlagen. Hätten wir diese Nachricht eingehohlet, so fiengen wir mit einander zu philo- sophiren an: Wer fünf Reichs-Thaler vor die Helfte von zehen harten Thalern angiebt/ der begeht nur einen kleinen Fehler im Rechnen? Nun aber hat dieses Herr Paul Pater gethan, folg- lich hat er nur einen kleinen Fehler im Rechnen begangen. Und das war eins! Vors andere mögten wir doch gerne wißen, wie viele tausend eine Auflage starck seyn sollte, wenn ein Drucker zehen harte Thaler damit verdienen soll, und zwar in sechs Ta- gen? Dergleichen Bücher, wovon die Auflage viele tausend starck ist, sind uns, außer denen Calendern, unbekannt, und diejeni- gen welche etliche tausend starck aufgeleget werden, sind sehr rahr, und insgemein nicht groß, folglich hätte der Verdienst gar bald ein Ende. Dergleichen die A. B. C. Bücher, Evange- lia, Psalmbücher und Catechismi sind. Da nun also ein Buch nicht viele tausend starck gedruckt wird, so kan der Drucker un- möglich zehen Thaler verdienen. Wo bleibt denn der Setzer, soll dieser umsonst arbeiten? Doch nein, er soll auch was bekom- men, und wir wollen die Rechnung also einrichten: Eine Auflage
soll
bleiben woͤchentlich fuͤnf Thaler (Imperiales) uͤbrig, wovon man neue Lettern und Nothwendigkeiten auſchaffen kan.
Anmerckung.
Nun rechnet unſer Herr Verfaßer gar den großen, ehr- lichen und gewißen Gewinnſt der Buchdrucker aus. Er be- mercket den Fleiß der Druckergeſellen, und ſchlaͤgt vor, wie viel ein Buchdruckerherr auf Nahrung, Lohn und haͤußliche Noth- wendigkeiten verwenden ſoll. Er ſetzt ihnen auch den nach ſeiner Meynung uͤbrigen Gewinnſt auf. Wenn wir weitlaͤuftig ſeyn koͤnnten, ſo haͤtten wir gar vieles an dieſer Rechnung auszuſetzen. Anfaͤnglich muͤſten wir mit einander in die lateiniſche Schule ge- hen, und uns belehren laßen: ob nummus vncialis und Impe- rialis einerley Muͤntze waͤre? zimlich kleine Knaben wuͤrden uns antworten: Nummus vncialis heißt ein harter Thaler von 32. Groſchen. Denn vncialis heißt eigentlich zweyloͤthig; Nun iſt aber ein harter Thaler zweyloͤthig, folglich heißt vncialis num- mus ein harter Thaler. Q. E. D. Imperialis hingegen ein Reichs- Thaler von 24. Groſchen. Dieſes wißen alle unſere Cammera- then, weil ſie es in ihrem Vocabulario alſo gelernet haben. Wer es nicht glauben will, der darf es nur nachſchlagen. Haͤtten wir dieſe Nachricht eingehohlet, ſo fiengen wir mit einander zu philo- ſophiren an: Wer fuͤnf Reichs-Thaler vor die Helfte von zehen harten Thalern angiebt/ der begeht nur einen kleinen Fehler im Rechnen? Nun aber hat dieſes Herr Paul Pater gethan, folg- lich hat er nur einen kleinen Fehler im Rechnen begangen. Und das war eins! Vors andere moͤgten wir doch gerne wißen, wie viele tauſend eine Auflage ſtarck ſeyn ſollte, wenn ein Drucker zehen harte Thaler damit verdienen ſoll, und zwar in ſechs Ta- gen? Dergleichen Buͤcher, wovon die Auflage viele tauſend ſtarck iſt, ſind uns, außer denen Calendern, unbekannt, und diejeni- gen welche etliche tauſend ſtarck aufgeleget werden, ſind ſehr rahr, und insgemein nicht groß, folglich haͤtte der Verdienſt gar bald ein Ende. Dergleichen die A. B. C. Buͤcher, Evange- lia, Pſalmbuͤcher und Catechiſmi ſind. Da nun alſo ein Buch nicht viele tauſend ſtarck gedruckt wird, ſo kan der Drucker un- moͤglich zehen Thaler verdienen. Wo bleibt denn der Setzer, ſoll dieſer umſonſt arbeiten? Doch nein, er ſoll auch was bekom- men, und wir wollen die Rechnung alſo einrichten: Eine Auflage
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bleiben woͤchentlich fuͤnf Thaler (Imperiales) uͤbrig, wovon man
neue Lettern und Nothwendigkeiten auſchaffen kan.
Anmerckung.
Nun rechnet unſer Herr Verfaßer gar den großen, ehr-
lichen und gewißen Gewinnſt der Buchdrucker aus. Er be-
mercket den Fleiß der Druckergeſellen, und ſchlaͤgt vor, wie viel
ein Buchdruckerherr auf Nahrung, Lohn und haͤußliche Noth-
wendigkeiten verwenden ſoll. Er ſetzt ihnen auch den nach ſeiner
Meynung uͤbrigen Gewinnſt auf. Wenn wir weitlaͤuftig ſeyn
koͤnnten, ſo haͤtten wir gar vieles an dieſer Rechnung auszuſetzen.
Anfaͤnglich muͤſten wir mit einander in die lateiniſche Schule ge-
hen, und uns belehren laßen: ob nummus vncialis und Impe-
rialis einerley Muͤntze waͤre? zimlich kleine Knaben wuͤrden uns
antworten: Nummus vncialis heißt ein harter Thaler von 32.
Groſchen. Denn vncialis heißt eigentlich zweyloͤthig; Nun iſt
aber ein harter Thaler zweyloͤthig, folglich heißt vncialis num-
mus ein harter Thaler. Q. E. D. Imperialis hingegen ein Reichs-
Thaler von 24. Groſchen. Dieſes wißen alle unſere Cammera-
then, weil ſie es in ihrem Vocabulario alſo gelernet haben. Wer
es nicht glauben will, der darf es nur nachſchlagen. Haͤtten wir
dieſe Nachricht eingehohlet, ſo fiengen wir mit einander zu philo-
ſophiren an: Wer fuͤnf Reichs-Thaler vor die Helfte von zehen
harten Thalern angiebt/ der begeht nur einen kleinen Fehler im
Rechnen? Nun aber hat dieſes Herr Paul Pater gethan, folg-
lich hat er nur einen kleinen Fehler im Rechnen begangen. Und
das war eins! Vors andere moͤgten wir doch gerne wißen, wie
viele tauſend eine Auflage ſtarck ſeyn ſollte, wenn ein Drucker
zehen harte Thaler damit verdienen ſoll, und zwar in ſechs Ta-
gen? Dergleichen Buͤcher, wovon die Auflage viele tauſend
ſtarck iſt, ſind uns, außer denen Calendern, unbekannt, und diejeni-
gen welche etliche tauſend ſtarck aufgeleget werden, ſind ſehr
rahr, und insgemein nicht groß, folglich haͤtte der Verdienſt
gar bald ein Ende. Dergleichen die A. B. C. Buͤcher, Evange-
lia, Pſalmbuͤcher und Catechiſmi ſind. Da nun alſo ein Buch
nicht viele tauſend ſtarck gedruckt wird, ſo kan der Drucker un-
moͤglich zehen Thaler verdienen. Wo bleibt denn der Setzer,
ſoll dieſer umſonſt arbeiten? Doch nein, er ſoll auch was bekom-
men, und wir wollen die Rechnung alſo einrichten: Eine Auflage
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/392>, abgerufen am 23.11.2024.
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