George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.Der durch kein sonnenschmeicheln mehr erweicht Solang er schön war ohne klage leicht Gleich einem sommervogel überm ried An jenem tag aus unsren kreisen schied. Trauervolle nacht Schwarze sammetdecke dämpft Schritte im gemach Worin die liebe kämpft Den tod gab ihr dein wunsch Nun siehst du bleich und stumm Sie auf der bahre ruhn Es stecken lichter drum Die lichter brennen ab Du eilest blind hinaus Nachdem die liebe starb -- Und weinen schallt im haus. Wir werden nicht mehr starr und bleich Den früheren liebeshelden gleich An trübsal waren wir zu reich Wir zucken leis und dulden weich Sie hiessen tapfer hiessen frei Trotz ihrer lippen manchem schrei Wir litten lang und vielerlei Doch schweigen müssen wir dabei Der durch kein sonnenschmeicheln mehr erweicht Solang er schön war ohne klage leicht Gleich einem sommervogel überm ried An jenem tag aus unsren kreisen schied. Trauervolle nacht Schwarze sammetdecke dämpft Schritte im gemach Worin die liebe kämpft Den tod gab ihr dein wunsch Nun siehst du bleich und stumm Sie auf der bahre ruhn Es stecken lichter drum Die lichter brennen ab Du eilest blind hinaus Nachdem die liebe starb — Und weinen schallt im haus. Wir werden nicht mehr starr und bleich Den früheren liebeshelden gleich An trübsal waren wir zu reich Wir zucken leis und dulden weich Sie hiessen tapfer hiessen frei Trotz ihrer lippen manchem schrei Wir litten lang und vielerlei Doch schweigen müssen wir dabei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0046"/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#blue">D</hi>er durch kein sonnenschmeicheln mehr erweicht</l><lb/> <l><hi rendition="#red">S</hi>olang er schön war ohne klage leicht</l><lb/> <l><hi rendition="#red">G</hi>leich einem sommervogel überm ried</l><lb/> <l><hi rendition="#red">A</hi>n jenem tag aus unsren kreisen schied.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in #red">T</hi>rauervolle nacht</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">S</hi>chwarze sammetdecke dämpft</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">S</hi>chritte im gemach</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">W</hi>orin die liebe kämpft</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#red">D</hi>en tod gab ihr dein wunsch</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">N</hi>un siehst du bleich und stumm</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">S</hi>ie auf der bahre ruhn</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">E</hi>s stecken lichter drum</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#red">D</hi>ie lichter brennen ab</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>u eilest blind hinaus</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">N</hi>achdem die liebe starb —</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd weinen schallt im haus.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#blue #in">W</hi>ir werden nicht mehr starr und bleich</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>en früheren liebeshelden gleich</l><lb/> <l><hi rendition="#red">A</hi>n trübsal waren wir zu reich</l><lb/> <l><hi rendition="#red">W</hi>ir zucken leis und dulden weich</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#blue">S</hi>ie hiessen tapfer hiessen frei</l><lb/> <l><hi rendition="#red">T</hi>rotz ihrer lippen manchem schrei</l><lb/> <l><hi rendition="#red">W</hi>ir litten lang und vielerlei</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>och schweigen müssen wir dabei</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0046]
Der durch kein sonnenschmeicheln mehr erweicht
Solang er schön war ohne klage leicht
Gleich einem sommervogel überm ried
An jenem tag aus unsren kreisen schied.
Trauervolle nacht
Schwarze sammetdecke dämpft
Schritte im gemach
Worin die liebe kämpft
Den tod gab ihr dein wunsch
Nun siehst du bleich und stumm
Sie auf der bahre ruhn
Es stecken lichter drum
Die lichter brennen ab
Du eilest blind hinaus
Nachdem die liebe starb —
Und weinen schallt im haus.
Wir werden nicht mehr starr und bleich
Den früheren liebeshelden gleich
An trübsal waren wir zu reich
Wir zucken leis und dulden weich
Sie hiessen tapfer hiessen frei
Trotz ihrer lippen manchem schrei
Wir litten lang und vielerlei
Doch schweigen müssen wir dabei
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Zitationshilfe: | George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897/46>, abgerufen am 16.02.2025. |