Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Gräfinn von G**
armte sie. Also sind sie meine Braut? rief
er. Ja, sagte sie, und um es zu werden, wür-
de ich noch eine See durchreisen. Und ihnen,
mein lieber Herr Graf, ihnen bin ich mein
Glück schuldig, denn ohne sie würde ich meinen
Geliebten nie haben kennen lernen. Sie ha-
ben mir ihn in ihrem ersten Gespräche mit mir,
so edel beschrieben, daß ich ihm gewogen war,
ehe ich ihn sah. Die Vorsehung hat mir
mein Unglück durch ihn belohnt, und ich will das
seinige durch meine Liebe belohnen. Jch bleibe
bey ihnen; und sie, Madam, sollen das Recht
haben, unsere Verbindung zu vollziehn,
und einen Tag zu unsrer Vermählung anzuse-
tzen, welchen sie wollen. Jch will meinen
künftigen Gemahl von ihren Händen empfan-
gen; Und ich, sprach der Graf, meine Ge-
mahlinn von den ihrigen. Jch will mir sie,
da ich die zweyte Ehe mit ihr angefangen ha-
be, auch noch einmal vermählen lassen, und
dieses soll an dem Tage geschehn, da sie ihre
Verbindung vollziehn. Amalie, so hieß
Steeleys Braut, ließ darauf einen Pocal und
einen Flaschenkeller Wein aus ihrem Zimmer
langen. Kennen sie das Glas, Herr Graf?
daraus habe ich ihnen in Siberien die Gesund-
heit ihrer Gemahlinn zu getrunken. Und aus

eben
F 5

Graͤfinn von G**
armte ſie. Alſo ſind ſie meine Braut? rief
er. Ja, ſagte ſie, und um es zu werden, wuͤr-
de ich noch eine See durchreiſen. Und ihnen,
mein lieber Herr Graf, ihnen bin ich mein
Gluͤck ſchuldig, denn ohne ſie wuͤrde ich meinen
Geliebten nie haben kennen lernen. Sie ha-
ben mir ihn in ihrem erſten Geſpraͤche mit mir,
ſo edel beſchrieben, daß ich ihm gewogen war,
ehe ich ihn ſah. Die Vorſehung hat mir
mein Ungluͤck durch ihn belohnt, und ich will das
ſeinige durch meine Liebe belohnen. Jch bleibe
bey ihnen; und ſie, Madam, ſollen das Recht
haben, unſere Verbindung zu vollziehn,
und einen Tag zu unſrer Vermaͤhlung anzuſe-
tzen, welchen ſie wollen. Jch will meinen
kuͤnftigen Gemahl von ihren Haͤnden empfan-
gen; Und ich, ſprach der Graf, meine Ge-
mahlinn von den ihrigen. Jch will mir ſie,
da ich die zweyte Ehe mit ihr angefangen ha-
be, auch noch einmal vermaͤhlen laſſen, und
dieſes ſoll an dem Tage geſchehn, da ſie ihre
Verbindung vollziehn. Amalie, ſo hieß
Steeleys Braut, ließ darauf einen Pocal und
einen Flaſchenkeller Wein aus ihrem Zimmer
langen. Kennen ſie das Glas, Herr Graf?
daraus habe ich ihnen in Siberien die Geſund-
heit ihrer Gemahlinn zu getrunken. Und aus

eben
F 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0089" n="89"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gra&#x0364;finn von G**</hi></fw><lb/>
armte &#x017F;ie. Al&#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie meine Braut? rief<lb/>
er. Ja, &#x017F;agte &#x017F;ie, und um es zu werden, wu&#x0364;r-<lb/>
de ich noch eine See durchrei&#x017F;en. Und ihnen,<lb/>
mein lieber Herr Graf, ihnen bin ich mein<lb/>
Glu&#x0364;ck &#x017F;chuldig, denn ohne &#x017F;ie wu&#x0364;rde ich meinen<lb/>
Geliebten nie haben kennen lernen. Sie ha-<lb/>
ben mir ihn in ihrem er&#x017F;ten Ge&#x017F;pra&#x0364;che mit mir,<lb/>
&#x017F;o edel be&#x017F;chrieben, daß ich ihm gewogen war,<lb/>
ehe ich ihn &#x017F;ah. Die Vor&#x017F;ehung hat mir<lb/>
mein Unglu&#x0364;ck durch ihn belohnt, und ich will das<lb/>
&#x017F;einige durch meine Liebe belohnen. Jch bleibe<lb/>
bey ihnen; und &#x017F;ie, Madam, &#x017F;ollen das Recht<lb/>
haben, un&#x017F;ere Verbindung zu vollziehn,<lb/>
und einen Tag zu un&#x017F;rer Verma&#x0364;hlung anzu&#x017F;e-<lb/>
tzen, welchen &#x017F;ie wollen. Jch will meinen<lb/>
ku&#x0364;nftigen Gemahl von ihren Ha&#x0364;nden empfan-<lb/>
gen; Und ich, &#x017F;prach der Graf, meine Ge-<lb/>
mahlinn von den ihrigen. Jch will mir &#x017F;ie,<lb/>
da ich die zweyte Ehe mit ihr angefangen ha-<lb/>
be, auch noch einmal verma&#x0364;hlen la&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;oll an dem Tage ge&#x017F;chehn, da &#x017F;ie ihre<lb/>
Verbindung vollziehn. Amalie, &#x017F;o hieß<lb/>
Steeleys Braut, ließ darauf einen Pocal und<lb/>
einen Fla&#x017F;chenkeller Wein aus ihrem Zimmer<lb/>
langen. Kennen &#x017F;ie das Glas, Herr Graf?<lb/>
daraus habe ich ihnen in Siberien die Ge&#x017F;und-<lb/>
heit ihrer Gemahlinn zu getrunken. Und aus<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 5</fw><fw place="bottom" type="catch">eben</fw><lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0089] Graͤfinn von G** armte ſie. Alſo ſind ſie meine Braut? rief er. Ja, ſagte ſie, und um es zu werden, wuͤr- de ich noch eine See durchreiſen. Und ihnen, mein lieber Herr Graf, ihnen bin ich mein Gluͤck ſchuldig, denn ohne ſie wuͤrde ich meinen Geliebten nie haben kennen lernen. Sie ha- ben mir ihn in ihrem erſten Geſpraͤche mit mir, ſo edel beſchrieben, daß ich ihm gewogen war, ehe ich ihn ſah. Die Vorſehung hat mir mein Ungluͤck durch ihn belohnt, und ich will das ſeinige durch meine Liebe belohnen. Jch bleibe bey ihnen; und ſie, Madam, ſollen das Recht haben, unſere Verbindung zu vollziehn, und einen Tag zu unſrer Vermaͤhlung anzuſe- tzen, welchen ſie wollen. Jch will meinen kuͤnftigen Gemahl von ihren Haͤnden empfan- gen; Und ich, ſprach der Graf, meine Ge- mahlinn von den ihrigen. Jch will mir ſie, da ich die zweyte Ehe mit ihr angefangen ha- be, auch noch einmal vermaͤhlen laſſen, und dieſes ſoll an dem Tage geſchehn, da ſie ihre Verbindung vollziehn. Amalie, ſo hieß Steeleys Braut, ließ darauf einen Pocal und einen Flaſchenkeller Wein aus ihrem Zimmer langen. Kennen ſie das Glas, Herr Graf? daraus habe ich ihnen in Siberien die Geſund- heit ihrer Gemahlinn zu getrunken. Und aus eben F 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben02_1748/89
Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben02_1748/89>, abgerufen am 27.04.2024.