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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.

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Leben der Schwedischen
zehn Fragen an Steeleyn gethan; allein Andreas
ließ ihn zu keiner Erzählung kommen. Seyd
doch zufrieden, sprach er, daß ihr ihn habt, und
daß ich ihn euch geschafft habe. Jhr sollt ihn auf
den Abend mit zu euch nehmen, alsdann könnt
ihr mit einander reden, bis wieder auf mei-
nen Geburtstag. Jtzt will ich das Vergnü-
gen haben, daß ihr bey mir recht aufgeräumt
seyn und recht laut werden sollt. Wir wünsch-
ten unstreitig alle, von unserm gebietrischen und
uns so unähnlichen Wirthe bald entfernt zu
seyn; allein wir mußten uns ihm aus Dank-
barkeit Preis geben, und Steeley schien selbst
itzt keine Lust zu haben, uns seine Begebenhei-
ttn zu erzählen, ausser daß er den Tod des Gou-
verneurs etlichemal erwähnte. Und von seiner
Gemahlinn, fuhr er zum Grafen fort, habe ich
einen Brief an euch. Die großmüthige Seele!
Jch will euch den Brief aus meinem Coffer lan-
gen. Er gieng, und Andreas mit ihm. Wir
waren es zu frieden, daß uns Steeley einige
Augenblicke verließ, nur damit wir das Ver-
langen befriedigen konnten, einander unsere
Lebsprüche von ihm mitzutheilen. Jst er mei-
ner Liebe werth, sprach der Graf zu mir, und
gefällt er euch? Caroline ließ mich nicht zum
Worte kommen. Herr Graf, rief sie, ihre Ge-
mahlinn kann nicht urtheilen, sie ist nur von

ih-

Leben der Schwediſchen
zehn Fragen an Steeleyn gethan; allein Andreas
ließ ihn zu keiner Erzaͤhlung kommen. Seyd
doch zufrieden, ſprach er, daß ihr ihn habt, und
daß ich ihn euch geſchafft habe. Jhr ſollt ihn auf
den Abend mit zu euch nehmen, alsdann koͤnnt
ihr mit einander reden, bis wieder auf mei-
nen Geburtstag. Jtzt will ich das Vergnuͤ-
gen haben, daß ihr bey mir recht aufgeraͤumt
ſeyn und recht laut werden ſollt. Wir wuͤnſch-
ten unſtreitig alle, von unſerm gebietriſchen und
uns ſo unaͤhnlichen Wirthe bald entfernt zu
ſeyn; allein wir mußten uns ihm aus Dank-
barkeit Preis geben, und Steeley ſchien ſelbſt
itzt keine Luſt zu haben, uns ſeine Begebenhei-
ttn zu erzaͤhlen, auſſer daß er den Tod des Gou-
verneurs etlichemal erwaͤhnte. Und von ſeiner
Gemahlinn, fuhr er zum Grafen fort, habe ich
einen Brief an euch. Die großmuͤthige Seele!
Jch will euch den Brief aus meinem Coffer lan-
gen. Er gieng, und Andreas mit ihm. Wir
waren es zu frieden, daß uns Steeley einige
Augenblicke verließ, nur damit wir das Ver-
langen befriedigen konnten, einander unſere
Lebſpruͤche von ihm mitzutheilen. Jſt er mei-
ner Liebe werth, ſprach der Graf zu mir, und
gefaͤllt er euch? Caroline ließ mich nicht zum
Worte kommen. Herr Graf, rief ſie, ihre Ge-
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[84/0084] Leben der Schwediſchen zehn Fragen an Steeleyn gethan; allein Andreas ließ ihn zu keiner Erzaͤhlung kommen. Seyd doch zufrieden, ſprach er, daß ihr ihn habt, und daß ich ihn euch geſchafft habe. Jhr ſollt ihn auf den Abend mit zu euch nehmen, alsdann koͤnnt ihr mit einander reden, bis wieder auf mei- nen Geburtstag. Jtzt will ich das Vergnuͤ- gen haben, daß ihr bey mir recht aufgeraͤumt ſeyn und recht laut werden ſollt. Wir wuͤnſch- ten unſtreitig alle, von unſerm gebietriſchen und uns ſo unaͤhnlichen Wirthe bald entfernt zu ſeyn; allein wir mußten uns ihm aus Dank- barkeit Preis geben, und Steeley ſchien ſelbſt itzt keine Luſt zu haben, uns ſeine Begebenhei- ttn zu erzaͤhlen, auſſer daß er den Tod des Gou- verneurs etlichemal erwaͤhnte. Und von ſeiner Gemahlinn, fuhr er zum Grafen fort, habe ich einen Brief an euch. Die großmuͤthige Seele! Jch will euch den Brief aus meinem Coffer lan- gen. Er gieng, und Andreas mit ihm. Wir waren es zu frieden, daß uns Steeley einige Augenblicke verließ, nur damit wir das Ver- langen befriedigen konnten, einander unſere Lebſpruͤche von ihm mitzutheilen. Jſt er mei- ner Liebe werth, ſprach der Graf zu mir, und gefaͤllt er euch? Caroline ließ mich nicht zum Worte kommen. Herr Graf, rief ſie, ihre Ge- mahlinn kann nicht urtheilen, ſie iſt nur von ih-

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben02_1748/84>, abgerufen am 27.04.2024.