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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.

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Leben der Schwedischen
Schiffs gehörten, und versprach mir, daß er
die Briefe von Steeleyn an ihn einschlagen
wollte; ich aber sollte bey diesem Manne
die Nachricht zurücklassen, wo ich mich von
Holland aus hinwenden würde, damit mich
Steeley bey seiner Zurückkunft zu finden wüß-
te. Jch gieng also in der sechsten Woche nach
meiner Ankunft in Moskau mit dem Schiffe
fort, das mich so unvermuthet und glücklich
zu euch gebracht hat. Ehe ich Moskau noch
verließ: so gab ich Tompson funfzig Thaler,
um sie nach meiner Abreise unter etliche von
meinen gefangnen Landsleuten auszuthei-
len.

Dieß ist das meiste von dem, was mir
mein Gemahl, über seine schriftlichen Nachrich-
ten, von seinem Auffenthalt in Siberien erzählt
hat. Jch habe es hin und wieder zusammen
gezogen, und das was zur Geographie oder
zur Historie dieses Lands gehöret, mit Fleiß
übergangen, weil ich keine Reisebeschreibung
machen wollen. Es hat sich auch seit der Zeit
in diesem Reiche vieles verändert, besonders
seit der Erbauung der Stadt Petersburg und
den grossen Anstalten Peters des Ersten, die
so wohl in die Natur des Landes, als in die
Gemüthsart der Einwohner einen grossen Ein-
fluß gehabt haben.

Jch

Leben der Schwediſchen
Schiffs gehoͤrten, und verſprach mir, daß er
die Briefe von Steeleyn an ihn einſchlagen
wollte; ich aber ſollte bey dieſem Manne
die Nachricht zuruͤcklaſſen, wo ich mich von
Holland aus hinwenden wuͤrde, damit mich
Steeley bey ſeiner Zuruͤckkunft zu finden wuͤß-
te. Jch gieng alſo in der ſechsten Woche nach
meiner Ankunft in Moskau mit dem Schiffe
fort, das mich ſo unvermuthet und gluͤcklich
zu euch gebracht hat. Ehe ich Moskau noch
verließ: ſo gab ich Tompſon funfzig Thaler,
um ſie nach meiner Abreiſe unter etliche von
meinen gefangnen Landsleuten auszuthei-
len.

Dieß iſt das meiſte von dem, was mir
mein Gemahl, uͤber ſeine ſchriftlichen Nachrich-
ten, von ſeinem Auffenthalt in Siberien erzaͤhlt
hat. Jch habe es hin und wieder zuſammen
gezogen, und das was zur Geographie oder
zur Hiſtorie dieſes Lands gehoͤret, mit Fleiß
uͤbergangen, weil ich keine Reiſebeſchreibung
machen wollen. Es hat ſich auch ſeit der Zeit
in dieſem Reiche vieles veraͤndert, beſonders
ſeit der Erbauung der Stadt Petersburg und
den groſſen Anſtalten Peters des Erſten, die
ſo wohl in die Natur des Landes, als in die
Gemuͤthsart der Einwohner einen groſſen Ein-
fluß gehabt haben.

Jch
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[68/0068] Leben der Schwediſchen Schiffs gehoͤrten, und verſprach mir, daß er die Briefe von Steeleyn an ihn einſchlagen wollte; ich aber ſollte bey dieſem Manne die Nachricht zuruͤcklaſſen, wo ich mich von Holland aus hinwenden wuͤrde, damit mich Steeley bey ſeiner Zuruͤckkunft zu finden wuͤß- te. Jch gieng alſo in der ſechsten Woche nach meiner Ankunft in Moskau mit dem Schiffe fort, das mich ſo unvermuthet und gluͤcklich zu euch gebracht hat. Ehe ich Moskau noch verließ: ſo gab ich Tompſon funfzig Thaler, um ſie nach meiner Abreiſe unter etliche von meinen gefangnen Landsleuten auszuthei- len. Dieß iſt das meiſte von dem, was mir mein Gemahl, uͤber ſeine ſchriftlichen Nachrich- ten, von ſeinem Auffenthalt in Siberien erzaͤhlt hat. Jch habe es hin und wieder zuſammen gezogen, und das was zur Geographie oder zur Hiſtorie dieſes Lands gehoͤret, mit Fleiß uͤbergangen, weil ich keine Reiſebeſchreibung machen wollen. Es hat ſich auch ſeit der Zeit in dieſem Reiche vieles veraͤndert, beſonders ſeit der Erbauung der Stadt Petersburg und den groſſen Anſtalten Peters des Erſten, die ſo wohl in die Natur des Landes, als in die Gemuͤthsart der Einwohner einen groſſen Ein- fluß gehabt haben. Jch

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben02_1748/68>, abgerufen am 27.04.2024.