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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.

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Leben der Schwedischen
tet nur, ich will nicht wieder kommen. Er
sieht sie darauf traurig an, und sagt, daß er
ihr für ihr Mitleiden recht sehr verbunden wä-
re, und reicht ihr zur Dankbarkeit die Hand.
Diese drückt sie bald an den Mund, bald an
die Brust. Sie spielt mit seinen schwarzen
Haarlocken und wiederholt ihre Liebkosung
auf zehnerley Art. Er will nunmehr fort-
gehn. O spricht sie, wartet doch, ich kann
mich an euch gar nicht satt sehn. Jch wollte,
daß alle Männer in diesem Lande so aussähen,
wie ihr, alsdann würde es recht hübsch in Si-
berien seyn. Und wenn ihr ja gehn müßt,
werdet ihr euch nicht bald wieder hieher setzen?
Jch habe euch so viel zu sagen, und ich weis
nicht, was es ist. Jch wußte es, ehe ich zu
euch kam, und nun habe ichs über euren Haa-
ren vergessen. Jndem sieht sie in die klare
Quelle und sieht ihr Bild darinn. Aber sagt
mir nur, spricht sie, sehe ich denn wirklich so,
wie hier im Wasser? Jch habe ja auch schwar-
ze Augen, wie ihr. Eure gefallen mir, gefal-
len euch denn meine auch? Sind meine Zäh-
ne auch so weiß, wie eure? Ja, spricht er, ihr
seyd schön; aber laßt mich gehn, ich bin ein
unglücklicher Mensch. Darauf geht sie mit
thränenden Augen fort. Als Steeley den
andern Morgen wieder in sein Revier geht: so

sitzt

Leben der Schwediſchen
tet nur, ich will nicht wieder kommen. Er
ſieht ſie darauf traurig an, und ſagt, daß er
ihr fuͤr ihr Mitleiden recht ſehr verbunden waͤ-
re, und reicht ihr zur Dankbarkeit die Hand.
Dieſe druͤckt ſie bald an den Mund, bald an
die Bruſt. Sie ſpielt mit ſeinen ſchwarzen
Haarlocken und wiederholt ihre Liebkoſung
auf zehnerley Art. Er will nunmehr fort-
gehn. O ſpricht ſie, wartet doch, ich kann
mich an euch gar nicht ſatt ſehn. Jch wollte,
daß alle Maͤnner in dieſem Lande ſo ausſaͤhen,
wie ihr, alsdann wuͤrde es recht huͤbſch in Si-
berien ſeyn. Und wenn ihr ja gehn muͤßt,
werdet ihr euch nicht bald wieder hieher ſetzen?
Jch habe euch ſo viel zu ſagen, und ich weis
nicht, was es iſt. Jch wußte es, ehe ich zu
euch kam, und nun habe ichs uͤber euren Haa-
ren vergeſſen. Jndem ſieht ſie in die klare
Quelle und ſieht ihr Bild darinn. Aber ſagt
mir nur, ſpricht ſie, ſehe ich denn wirklich ſo,
wie hier im Waſſer? Jch habe ja auch ſchwar-
ze Augen, wie ihr. Eure gefallen mir, gefal-
len euch denn meine auch? Sind meine Zaͤh-
ne auch ſo weiß, wie eure? Ja, ſpricht er, ihr
ſeyd ſchoͤn; aber laßt mich gehn, ich bin ein
ungluͤcklicher Menſch. Darauf geht ſie mit
thraͤnenden Augen fort. Als Steeley den
andern Morgen wieder in ſein Revier geht: ſo

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[52/0052] Leben der Schwediſchen tet nur, ich will nicht wieder kommen. Er ſieht ſie darauf traurig an, und ſagt, daß er ihr fuͤr ihr Mitleiden recht ſehr verbunden waͤ- re, und reicht ihr zur Dankbarkeit die Hand. Dieſe druͤckt ſie bald an den Mund, bald an die Bruſt. Sie ſpielt mit ſeinen ſchwarzen Haarlocken und wiederholt ihre Liebkoſung auf zehnerley Art. Er will nunmehr fort- gehn. O ſpricht ſie, wartet doch, ich kann mich an euch gar nicht ſatt ſehn. Jch wollte, daß alle Maͤnner in dieſem Lande ſo ausſaͤhen, wie ihr, alsdann wuͤrde es recht huͤbſch in Si- berien ſeyn. Und wenn ihr ja gehn muͤßt, werdet ihr euch nicht bald wieder hieher ſetzen? Jch habe euch ſo viel zu ſagen, und ich weis nicht, was es iſt. Jch wußte es, ehe ich zu euch kam, und nun habe ichs uͤber euren Haa- ren vergeſſen. Jndem ſieht ſie in die klare Quelle und ſieht ihr Bild darinn. Aber ſagt mir nur, ſpricht ſie, ſehe ich denn wirklich ſo, wie hier im Waſſer? Jch habe ja auch ſchwar- ze Augen, wie ihr. Eure gefallen mir, gefal- len euch denn meine auch? Sind meine Zaͤh- ne auch ſo weiß, wie eure? Ja, ſpricht er, ihr ſeyd ſchoͤn; aber laßt mich gehn, ich bin ein ungluͤcklicher Menſch. Darauf geht ſie mit thraͤnenden Augen fort. Als Steeley den andern Morgen wieder in ſein Revier geht: ſo ſitzt

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben02_1748/52>, abgerufen am 21.11.2024.