[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.Gräfinn von G** trauen: so will ich sie euch bey einem Juden,der Steine einkauft, verhandeln. Ein Mann, sprach ich, der mir so viel Gutes erwiesen hat, wie ihr, verdient das größte Vertrauen. Al- lein, versetzte er, was wollt ihr mit so vielem Gelde anfangen? Man könnte es euch über lang oder kurz nehmen. Wißt ihr, was ich machen will? Jch will das Geld, das ich da- für bekomme, bey einem Juden, der hier wohn- haft ist, niederlegen; er soll euch nicht um ei- nen Groschen betriegen. Jch will ihm, und wenn ich binnen acht Tagen wieder zurück nach Polen reise, auch dem Gouverneur sagen, daß ich euch als dem Erhalter meines Lebens so und so viel zu eurer Versorgung, und wenn es möglich wäre, zu eurer baldigen Befrey- ung zurückgelassen hätte. Kurz, ich war al- les zu frieden. Er verkaufte die Juwelen fur fünftausend Thaler und brachte mir tausend baar und das Uebrige durch eine Anweisung mit. Jch bot ihm für seine treuen Dienste zwey- hundert Thaler an; allein er nahm sie unter kei- ner andern Bedingung, als daß er sie bey sei- ner Abreise dem Gouverneur schenken wollte, damit er mir günstig bliebe. Dieß ist geschehn. Er hat mir durch meinen lieben Juden ver- sprechen lassen, daß ich Steeleyn gewiß zu mir bekommen sollte, zumal wenn er auch etwas von
Graͤfinn von G** trauen: ſo will ich ſie euch bey einem Juden,der Steine einkauft, verhandeln. Ein Mann, ſprach ich, der mir ſo viel Gutes erwieſen hat, wie ihr, verdient das groͤßte Vertrauen. Al- lein, verſetzte er, was wollt ihr mit ſo vielem Gelde anfangen? Man koͤnnte es euch uͤber lang oder kurz nehmen. Wißt ihr, was ich machen will? Jch will das Geld, das ich da- fuͤr bekomme, bey einem Juden, der hier wohn- haft iſt, niederlegen; er ſoll euch nicht um ei- nen Groſchen betriegen. Jch will ihm, und wenn ich binnen acht Tagen wieder zuruͤck nach Polen reiſe, auch dem Gouverneur ſagen, daß ich euch als dem Erhalter meines Lebens ſo und ſo viel zu eurer Verſorgung, und wenn es moͤglich waͤre, zu eurer baldigen Befrey- ung zuruͤckgelaſſen haͤtte. Kurz, ich war al- les zu frieden. Er verkaufte die Juwelen fur fuͤnftauſend Thaler und brachte mir tauſend baar und das Uebrige durch eine Anweiſung mit. Jch bot ihm fuͤr ſeine treuen Dienſte zwey- hundert Thaler an; allein er nahm ſie unter kei- ner andern Bedingung, als daß er ſie bey ſei- ner Abreiſe dem Gouverneur ſchenken wollte, damit er mir guͤnſtig bliebe. Dieß iſt geſchehn. Er hat mir durch meinen lieben Juden ver- ſprechen laſſen, daß ich Steeleyn gewiß zu mir bekommen ſollte, zumal wenn er auch etwas von
<TEI> <text> <body> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0045" n="45"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Graͤfinn von G**</hi></fw><lb/> trauen: ſo will ich ſie euch bey einem Juden,<lb/> der Steine einkauft, verhandeln. Ein Mann,<lb/> ſprach ich, der mir ſo viel Gutes erwieſen hat,<lb/> wie ihr, verdient das groͤßte Vertrauen. Al-<lb/> lein, verſetzte er, was wollt ihr mit ſo vielem<lb/> Gelde anfangen? Man koͤnnte es euch uͤber<lb/> lang oder kurz nehmen. Wißt ihr, was ich<lb/> machen will? Jch will das Geld, das ich da-<lb/> fuͤr bekomme, bey einem Juden, der hier wohn-<lb/> haft iſt, niederlegen; er ſoll euch nicht um ei-<lb/> nen Groſchen betriegen. Jch will ihm, und<lb/> wenn ich binnen acht Tagen wieder zuruͤck<lb/> nach Polen reiſe, auch dem Gouverneur ſagen,<lb/> daß ich euch als dem Erhalter meines Lebens<lb/> ſo und ſo viel zu eurer Verſorgung, und wenn<lb/> es moͤglich waͤre, zu eurer baldigen Befrey-<lb/> ung zuruͤckgelaſſen haͤtte. Kurz, ich war al-<lb/> les zu frieden. Er verkaufte die Juwelen fur<lb/> fuͤnftauſend Thaler und brachte mir tauſend<lb/> baar und das Uebrige durch eine Anweiſung<lb/> mit. Jch bot ihm fuͤr ſeine treuen Dienſte zwey-<lb/> hundert Thaler an; allein er nahm ſie unter kei-<lb/> ner andern Bedingung, als daß er ſie bey ſei-<lb/> ner Abreiſe dem Gouverneur ſchenken wollte,<lb/> damit er mir guͤnſtig bliebe. Dieß iſt geſchehn.<lb/> Er hat mir durch meinen lieben Juden ver-<lb/> ſprechen laſſen, daß ich Steeleyn gewiß zu mir<lb/> bekommen ſollte, zumal wenn er auch etwas<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </body> </floatingText> </body> </text> </TEI> [45/0045]
Graͤfinn von G**
trauen: ſo will ich ſie euch bey einem Juden,
der Steine einkauft, verhandeln. Ein Mann,
ſprach ich, der mir ſo viel Gutes erwieſen hat,
wie ihr, verdient das groͤßte Vertrauen. Al-
lein, verſetzte er, was wollt ihr mit ſo vielem
Gelde anfangen? Man koͤnnte es euch uͤber
lang oder kurz nehmen. Wißt ihr, was ich
machen will? Jch will das Geld, das ich da-
fuͤr bekomme, bey einem Juden, der hier wohn-
haft iſt, niederlegen; er ſoll euch nicht um ei-
nen Groſchen betriegen. Jch will ihm, und
wenn ich binnen acht Tagen wieder zuruͤck
nach Polen reiſe, auch dem Gouverneur ſagen,
daß ich euch als dem Erhalter meines Lebens
ſo und ſo viel zu eurer Verſorgung, und wenn
es moͤglich waͤre, zu eurer baldigen Befrey-
ung zuruͤckgelaſſen haͤtte. Kurz, ich war al-
les zu frieden. Er verkaufte die Juwelen fur
fuͤnftauſend Thaler und brachte mir tauſend
baar und das Uebrige durch eine Anweiſung
mit. Jch bot ihm fuͤr ſeine treuen Dienſte zwey-
hundert Thaler an; allein er nahm ſie unter kei-
ner andern Bedingung, als daß er ſie bey ſei-
ner Abreiſe dem Gouverneur ſchenken wollte,
damit er mir guͤnſtig bliebe. Dieß iſt geſchehn.
Er hat mir durch meinen lieben Juden ver-
ſprechen laſſen, daß ich Steeleyn gewiß zu mir
bekommen ſollte, zumal wenn er auch etwas
von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |