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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.

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Gräfinn von G**
am allermeisten, wenn er am gnädigsten mit
ihnen umgeht, ausserdem stehn sie in der Ge-
fahr, noch weit mehr zu erfahren. Er liebt
das Geld, und es wird gut für sie seyn, wenn
ihm der Jude von Zeit zu Zeit ein Geschenk
macht. Jch habe kein Geld, fuhr sie fort, um
ihnen zu dienen: allein ich habe Juwelen, von
denen mein Gemahl nichts weis, davon will ich
ihnen einige holen. Der Jude ist ein ehrlicher
Mann und wird ihnen doch wenigstens die
Hälfte so viel dafür geben, als sie werth
sind; allein ich wollte es nicht gern,
daß sie ihm sagten, von wem sie solche be-
kommen hätten. Sie brachte mir darauf
zwo goldne Einfassungen, die wie ich muth-
maßete, von ein Paar Portraits abgenom-
men waren. Sie waren mit kostbaren Stei-
nen besetzt. Nehmen sie, sprach sie, dieses
Geschenk als einen Beweis an, daß es mir
nicht an dem Willen fehlt, ihr Elend zu min-
dern. Jch zweifle, daß ich iemals wieder die
Gelegenheit erhalten werde, sie allein zu spre-
chen: darum wiederhole ich ihnen mein Mit-
leiden und meine Hochachtung, und bitte sie,
in mir auch alsdann ihre Freundinn zu erken-
nen, wenn ich genöthigt seyn werde, die Per-
son einer Gebieterinn anzunehmen. Bege-
ben sie sich nunmehr wieder in ihren einsamen

Auf-

Graͤfinn von G**
am allermeiſten, wenn er am gnaͤdigſten mit
ihnen umgeht, auſſerdem ſtehn ſie in der Ge-
fahr, noch weit mehr zu erfahren. Er liebt
das Geld, und es wird gut fuͤr ſie ſeyn, wenn
ihm der Jude von Zeit zu Zeit ein Geſchenk
macht. Jch habe kein Geld, fuhr ſie fort, um
ihnen zu dienen: allein ich habe Juwelen, von
denen mein Gemahl nichts weis, davon will ich
ihnen einige holen. Der Jude iſt ein ehrlicher
Mann und wird ihnen doch wenigſtens die
Haͤlfte ſo viel dafuͤr geben, als ſie werth
ſind; allein ich wollte es nicht gern,
daß ſie ihm ſagten, von wem ſie ſolche be-
kommen haͤtten. Sie brachte mir darauf
zwo goldne Einfaſſungen, die wie ich muth-
maßete, von ein Paar Portraits abgenom-
men waren. Sie waren mit koſtbaren Stei-
nen beſetzt. Nehmen ſie, ſprach ſie, dieſes
Geſchenk als einen Beweis an, daß es mir
nicht an dem Willen fehlt, ihr Elend zu min-
dern. Jch zweifle, daß ich iemals wieder die
Gelegenheit erhalten werde, ſie allein zu ſpre-
chen: darum wiederhole ich ihnen mein Mit-
leiden und meine Hochachtung, und bitte ſie,
in mir auch alsdann ihre Freundinn zu erken-
nen, wenn ich genoͤthigt ſeyn werde, die Per-
ſon einer Gebieterinn anzunehmen. Bege-
ben ſie ſich nunmehr wieder in ihren einſamen

Auf-
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[43/0043] Graͤfinn von G** am allermeiſten, wenn er am gnaͤdigſten mit ihnen umgeht, auſſerdem ſtehn ſie in der Ge- fahr, noch weit mehr zu erfahren. Er liebt das Geld, und es wird gut fuͤr ſie ſeyn, wenn ihm der Jude von Zeit zu Zeit ein Geſchenk macht. Jch habe kein Geld, fuhr ſie fort, um ihnen zu dienen: allein ich habe Juwelen, von denen mein Gemahl nichts weis, davon will ich ihnen einige holen. Der Jude iſt ein ehrlicher Mann und wird ihnen doch wenigſtens die Haͤlfte ſo viel dafuͤr geben, als ſie werth ſind; allein ich wollte es nicht gern, daß ſie ihm ſagten, von wem ſie ſolche be- kommen haͤtten. Sie brachte mir darauf zwo goldne Einfaſſungen, die wie ich muth- maßete, von ein Paar Portraits abgenom- men waren. Sie waren mit koſtbaren Stei- nen beſetzt. Nehmen ſie, ſprach ſie, dieſes Geſchenk als einen Beweis an, daß es mir nicht an dem Willen fehlt, ihr Elend zu min- dern. Jch zweifle, daß ich iemals wieder die Gelegenheit erhalten werde, ſie allein zu ſpre- chen: darum wiederhole ich ihnen mein Mit- leiden und meine Hochachtung, und bitte ſie, in mir auch alsdann ihre Freundinn zu erken- nen, wenn ich genoͤthigt ſeyn werde, die Per- ſon einer Gebieterinn anzunehmen. Bege- ben ſie ſich nunmehr wieder in ihren einſamen Auf-

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben02_1748/43>, abgerufen am 21.11.2024.