[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.Leben der Schwedischen lichkeit unter einer Laube, als man ihnen mel-det, daß die Wagen angespannt würden. Verlaßt mich einen Augenblick, fängt sie zit- ternd zu ihm an, und wenn alles fertig ist: so holet mich ab. Er kömmt wieder und so- dert sie zur Abreise auf. Nun bin ich, spricht sie, indem sie ihm die Hand reicht, bereit, euch zu folgen. Es war mir so bange, und ich weis nicht warum. Bin ich denn nicht glück- lich genug, da ich in euern Armen der Zufrie- denheit der Ehe entgegen eile? Kommt, ich bin die Eurige. Er setzt sich darauf mit ihr in die Kutsche, und die Uebrigen folgen in zween andern Wagen nach. Die Liebe, die unschul- digste und seligste Liebe, ihr Ursprung, ihr Fort- gang, alles was sie für einander gefühlt haben, ist in dem Wagen ihr Gespräch. Jndem sie noch so reden, und etwan noch eine Stunde bis auf seines Vaters Landgut haben, zieht sich ein Gewitter auf. Jm kurzen wird der gan- ze Himmel schwarz und ein Schlag folgt auf den andern. Der Donner erschlägt eins von ihren Pferden. Antonia springt darauf in der größten Angst aus dem Wagen und reicht Steeleyn die Hand, ihr nachzufolgen und mit ihr in das nächste Dorf zu eilen. Jndem sie ihn bey der Hand nimmt, thut es einen ent- setzlichen Schlag, und er sinkt in den Wagen zu- rück
Leben der Schwediſchen lichkeit unter einer Laube, als man ihnen mel-det, daß die Wagen angeſpannt wuͤrden. Verlaßt mich einen Augenblick, faͤngt ſie zit- ternd zu ihm an, und wenn alles fertig iſt: ſo holet mich ab. Er koͤmmt wieder und ſo- dert ſie zur Abreiſe auf. Nun bin ich, ſpricht ſie, indem ſie ihm die Hand reicht, bereit, euch zu folgen. Es war mir ſo bange, und ich weis nicht warum. Bin ich denn nicht gluͤck- lich genug, da ich in euern Armen der Zufrie- denheit der Ehe entgegen eile? Kommt, ich bin die Eurige. Er ſetzt ſich darauf mit ihr in die Kutſche, und die Uebrigen folgen in zween andern Wagen nach. Die Liebe, die unſchul- digſte und ſeligſte Liebe, ihr Urſprung, ihr Fort- gang, alles was ſie fuͤr einander gefuͤhlt haben, iſt in dem Wagen ihr Geſpraͤch. Jndem ſie noch ſo reden, und etwan noch eine Stunde bis auf ſeines Vaters Landgut haben, zieht ſich ein Gewitter auf. Jm kurzen wird der gan- ze Himmel ſchwarz und ein Schlag folgt auf den andern. Der Donner erſchlaͤgt eins von ihren Pferden. Antonia ſpringt darauf in der groͤßten Angſt aus dem Wagen und reicht Steeleyn die Hand, ihr nachzufolgen und mit ihr in das naͤchſte Dorf zu eilen. Jndem ſie ihn bey der Hand nimmt, thut es einen ent- ſetzlichen Schlag, und er ſinkt in den Wagen zu- ruͤck
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0018" n="18"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben der Schwediſchen</hi></fw><lb/> lichkeit unter einer Laube, als man ihnen mel-<lb/> det, daß die Wagen angeſpannt wuͤrden.<lb/> Verlaßt mich einen Augenblick, faͤngt ſie zit-<lb/> ternd zu ihm an, und wenn alles fertig iſt: ſo<lb/> holet mich ab. Er koͤmmt wieder und ſo-<lb/> dert ſie zur Abreiſe auf. Nun bin ich, ſpricht<lb/> ſie, indem ſie ihm die Hand reicht, bereit, euch<lb/> zu folgen. Es war mir ſo bange, und ich<lb/> weis nicht warum. Bin ich denn nicht gluͤck-<lb/> lich genug, da ich in euern Armen der Zufrie-<lb/> denheit der Ehe entgegen eile? Kommt, ich<lb/> bin die Eurige. Er ſetzt ſich darauf mit ihr in<lb/> die Kutſche, und die Uebrigen folgen in zween<lb/> andern Wagen nach. Die Liebe, die unſchul-<lb/> digſte und ſeligſte Liebe, ihr Urſprung, ihr Fort-<lb/> gang, alles was ſie fuͤr einander gefuͤhlt haben,<lb/> iſt in dem Wagen ihr Geſpraͤch. Jndem ſie<lb/> noch ſo reden, und etwan noch eine Stunde<lb/> bis auf ſeines Vaters Landgut haben, zieht ſich<lb/> ein Gewitter auf. Jm kurzen wird der gan-<lb/> ze Himmel ſchwarz und ein Schlag folgt auf<lb/> den andern. Der Donner erſchlaͤgt eins von<lb/> ihren Pferden. Antonia ſpringt darauf in<lb/> der groͤßten Angſt aus dem Wagen und reicht<lb/> Steeleyn die Hand, ihr nachzufolgen und mit<lb/> ihr in das naͤchſte Dorf zu eilen. Jndem ſie<lb/> ihn bey der Hand nimmt, thut es einen ent-<lb/> ſetzlichen Schlag, und er ſinkt in den Wagen zu-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ruͤck</fw><lb/></p> </body> </text> </TEI> [18/0018]
Leben der Schwediſchen
lichkeit unter einer Laube, als man ihnen mel-
det, daß die Wagen angeſpannt wuͤrden.
Verlaßt mich einen Augenblick, faͤngt ſie zit-
ternd zu ihm an, und wenn alles fertig iſt: ſo
holet mich ab. Er koͤmmt wieder und ſo-
dert ſie zur Abreiſe auf. Nun bin ich, ſpricht
ſie, indem ſie ihm die Hand reicht, bereit, euch
zu folgen. Es war mir ſo bange, und ich
weis nicht warum. Bin ich denn nicht gluͤck-
lich genug, da ich in euern Armen der Zufrie-
denheit der Ehe entgegen eile? Kommt, ich
bin die Eurige. Er ſetzt ſich darauf mit ihr in
die Kutſche, und die Uebrigen folgen in zween
andern Wagen nach. Die Liebe, die unſchul-
digſte und ſeligſte Liebe, ihr Urſprung, ihr Fort-
gang, alles was ſie fuͤr einander gefuͤhlt haben,
iſt in dem Wagen ihr Geſpraͤch. Jndem ſie
noch ſo reden, und etwan noch eine Stunde
bis auf ſeines Vaters Landgut haben, zieht ſich
ein Gewitter auf. Jm kurzen wird der gan-
ze Himmel ſchwarz und ein Schlag folgt auf
den andern. Der Donner erſchlaͤgt eins von
ihren Pferden. Antonia ſpringt darauf in
der groͤßten Angſt aus dem Wagen und reicht
Steeleyn die Hand, ihr nachzufolgen und mit
ihr in das naͤchſte Dorf zu eilen. Jndem ſie
ihn bey der Hand nimmt, thut es einen ent-
ſetzlichen Schlag, und er ſinkt in den Wagen zu-
ruͤck
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |