einem gläsernen Kistchen, das inwendig mit geschwärztem Kork ausgefüttert und mit einem Thermometer versehen war, auf der Spitze und am Fuße des Cramont angestellt hat. Er setzte dieses Glaskistchen den Sonnenstralen aus, und trug Sorge, daß sie immer den Boden trafen; auch hatte er noch ein anderes Thermometer in einiger Entfernung davon, das ihm die Temperatur der äußern Luft anzeigte. Er beobachtete solchergestalt die Thermometer auf der Spitze und am Fuße des Berges, an zwey auf einander folgenden Tagen, die beyde sehr schön waren, um dieselbige Stunde des Tages, und während eines gleich langen Zeitraums. Das Resultat war folgendes. Die Temperatur der Luft auf dem Berge war + 5 Grad Reaum., die Wirkung der Sonnenstralen in der Kiste brachte das darinn befindliche Thermometer auf 70 Grad. Am Fuß des Berges, wo die Temperatur der Luft + 19 Grad war, erhoben die Sonnenstralen das Thermometer in dem Kistchen nur auf 69 Grad. Also brachten die Sonnenstralen, die auf der Spitze des Berges weniger vermindert sind, mehr Wärme in dem Apparat hervor, ob sie gleich außer demselben 14 Grad weniger hervorbrachten. Das Phänomen erklärt sich sehr leicht aus eben den Grundsätzen, auf welchen der Wärmesammler beruht, nemlich aus der Durchsichtigkeit des Glases für das Licht, und seiner geringen Leitungsfähigkeit für die Wärme.
Hr. de Luc (Sechster Brief an de la Metherie, in Grens Journ. der Phys. B. IV. S. 248.) zieht hieraus einen Beweis für den Satz, daß die Sonnenstralen nicht an sich warm oder warmmachend sind, sondern den Wärmestoff nur aus den Körpern entwickeln. Wäre, sagt er, das Kistchen, anstatt inwendig mit geschwärztem Kork überzogen zu seyn, von Spiegelglas gewesen, so würden die reflectirten Stralen nun wieder durch das Glas zurückgegangen seyn, und man würde wenig Wärme im Innern des Kistchens gefunden haben. Das Fluidum also, welches unmittelbar die Wärme hervorbringt, zeigt nicht mehr dieselben Eigenschaften, die die Sonnenstralen zeigen. Wenn diese in das geschwärzte Kistchen kommen, so verändern sie daselbst ihre Natur, und können nun nicht mehr frey durch das Glas gehen;
einem glaͤſernen Kiſtchen, das inwendig mit geſchwaͤrztem Kork ausgefuͤttert und mit einem Thermometer verſehen war, auf der Spitze und am Fuße des Cramont angeſtellt hat. Er ſetzte dieſes Glaskiſtchen den Sonnenſtralen aus, und trug Sorge, daß ſie immer den Boden trafen; auch hatte er noch ein anderes Thermometer in einiger Entfernung davon, das ihm die Temperatur der aͤußern Luft anzeigte. Er beobachtete ſolchergeſtalt die Thermometer auf der Spitze und am Fuße des Berges, an zwey auf einander folgenden Tagen, die beyde ſehr ſchoͤn waren, um dieſelbige Stunde des Tages, und waͤhrend eines gleich langen Zeitraums. Das Reſultat war folgendes. Die Temperatur der Luft auf dem Berge war + 5 Grad Reaum., die Wirkung der Sonnenſtralen in der Kiſte brachte das darinn befindliche Thermometer auf 70 Grad. Am Fuß des Berges, wo die Temperatur der Luft + 19 Grad war, erhoben die Sonnenſtralen das Thermometer in dem Kiſtchen nur auf 69 Grad. Alſo brachten die Sonnenſtralen, die auf der Spitze des Berges weniger vermindert ſind, mehr Waͤrme in dem Apparat hervor, ob ſie gleich außer demſelben 14 Grad weniger hervorbrachten. Das Phaͤnomen erklaͤrt ſich ſehr leicht aus eben den Grundſaͤtzen, auf welchen der Waͤrmeſammler beruht, nemlich aus der Durchſichtigkeit des Glaſes fuͤr das Licht, und ſeiner geringen Leitungsfaͤhigkeit fuͤr die Waͤrme.
Hr. de Luc (Sechſter Brief an de la Metherie, in Grens Journ. der Phyſ. B. IV. S. 248.) zieht hieraus einen Beweis fuͤr den Satz, daß die Sonnenſtralen nicht an ſich warm oder warmmachend ſind, ſondern den Waͤrmeſtoff nur aus den Koͤrpern entwickeln. Waͤre, ſagt er, das Kiſtchen, anſtatt inwendig mit geſchwaͤrztem Kork uͤberzogen zu ſeyn, von Spiegelglas geweſen, ſo wuͤrden die reflectirten Stralen nun wieder durch das Glas zuruͤckgegangen ſeyn, und man wuͤrde wenig Waͤrme im Innern des Kiſtchens gefunden haben. Das Fluidum alſo, welches unmittelbar die Waͤrme hervorbringt, zeigt nicht mehr dieſelben Eigenſchaften, die die Sonnenſtralen zeigen. Wenn dieſe in das geſchwaͤrzte Kiſtchen kommen, ſo veraͤndern ſie daſelbſt ihre Natur, und koͤnnen nun nicht mehr frey durch das Glas gehen;
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einem glaͤſernen Kiſtchen, das inwendig mit geſchwaͤrztem Kork ausgefuͤttert und mit einem Thermometer verſehen war, auf der Spitze und am Fuße des Cramont angeſtellt hat. Er ſetzte dieſes Glaskiſtchen den Sonnenſtralen aus, und trug Sorge, daß ſie immer den Boden trafen; auch hatte er noch ein anderes Thermometer in einiger Entfernung davon, das ihm die Temperatur der aͤußern Luft anzeigte. Er beobachtete ſolchergeſtalt die Thermometer auf der Spitze und am Fuße des Berges, an zwey auf einander folgenden Tagen, die beyde ſehr ſchoͤn waren, um dieſelbige Stunde des Tages, und waͤhrend eines gleich langen Zeitraums. Das Reſultat war folgendes. Die Temperatur der Luft auf dem Berge war + 5 Grad Reaum., die Wirkung der Sonnenſtralen in der Kiſte brachte das darinn befindliche Thermometer auf 70 Grad. Am Fuß des Berges, wo die Temperatur der Luft + 19 Grad war, erhoben die Sonnenſtralen das Thermometer in dem Kiſtchen nur auf 69 Grad. Alſo brachten die Sonnenſtralen, die auf der Spitze des Berges weniger vermindert ſind, mehr Waͤrme in dem Apparat hervor, ob ſie gleich außer demſelben 14 Grad weniger hervorbrachten. Das Phaͤnomen erklaͤrt ſich ſehr leicht aus eben den Grundſaͤtzen, auf welchen der Waͤrmeſammler beruht, nemlich aus der Durchſichtigkeit des Glaſes fuͤr das Licht, und ſeiner geringen Leitungsfaͤhigkeit fuͤr die Waͤrme.
Hr. de Luc (Sechſter Brief an de la Metherie, in Grens Journ. der Phyſ. B. IV. S. 248.) zieht hieraus einen Beweis fuͤr den Satz, daß die Sonnenſtralen nicht an ſich warm oder warmmachend ſind, ſondern den Waͤrmeſtoff nur aus den Koͤrpern entwickeln. Waͤre, ſagt er, das Kiſtchen, anſtatt inwendig mit geſchwaͤrztem Kork uͤberzogen zu ſeyn, von Spiegelglas geweſen, ſo wuͤrden die reflectirten Stralen nun wieder durch das Glas zuruͤckgegangen ſeyn, und man wuͤrde wenig Waͤrme im Innern des Kiſtchens gefunden haben. Das Fluidum alſo, welches unmittelbar die Waͤrme hervorbringt, zeigt nicht mehr dieſelben Eigenſchaften, die die Sonnenſtralen zeigen. Wenn dieſe in das geſchwaͤrzte Kiſtchen kommen, ſo veraͤndern ſie daſelbſt ihre Natur, und koͤnnen nun nicht mehr frey durch das Glas gehen;
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 972. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/984>, abgerufen am 23.11.2024.
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