Aus der Größe dieser unmittelbaren Wirkung kan man denn auch sicher genug auf die relative Größe (nicht die absolute) des Wärmegehalts selbst schließen. Nun entsteht aber die Frage, ob das, was auf diese Art gefunden wird, mit Wilke's specifischer Wärme einerley sey? Die Erfinder des Calorimeters haben dieses behauptet, und Lavoisier sagt ausdrücklich (a. a. O. S. 61.), die gefundene Quantität Wasser, dividirt durch das Product der Masse des Körpers in die Anzahl Grade seiner anfänglichen Temperatur über Null, oder der Ausdruck (A/am)(Art. S. 599.) werde mit dem, was die englischen Physiker specifische Wärme nennten, in gleichem Verhältnisse stehen. Man kan aber dieses, wie schon im Art. S. 605. bemerkt worden ist, nur in dem Falle zugeben, wenn die Capacität des Körpers während des Versuchs selbst sich nicht verändert hat, und wenn dabey keine latente Wärme frey geworden ist, welche vorher auf Hervorbringung und Unterhaltung der elastischen Form oder des flüßigen Zustands verwendet war. Schwerlich aber dürfte sich bey irgend einem Versuche mit dem Calorimeter mit Sicherheit behaupten lassen, daß von diesen beyden Umständen weder der eine noch der andere statt gefunden habe. Daher urtheilt auch Herr Gren (Grundriß der Naturlehre. Halle, 1793. 8. § 734), daß man die bey Anstellung der Versuche mit dem Calorimeter gefundenen Zahlen mit Unrecht als Ausdrücke der specifischen Wärme ansehe, da die mehresten die bey der Formänderung frey gewordene latente Wärme anzeigten; wie er denn überhaupt geneigt ist, den Begriff von specifischer Wärme ganz aufzugeben, s. den letzten Zus. zu dem Art. Wärme.
Lavoisier System der antiphlogistischen Chemie, durch Hermbstädt. Th. II. S. 56 u. f.
Lichtenberg Anm. zu Erxlebens Naturlehre, a. a. O.
Wärmesammler.
Zusatz zu diesem Art.|Th. IV. S. 606--609.
Herr de Saussure(Voyages dans les Alpes. To. II. §. 932.) beschreibt einen merkwürdigen Versuch, den er mit
Aus der Groͤße dieſer unmittelbaren Wirkung kan man denn auch ſicher genug auf die relative Groͤße (nicht die abſolute) des Waͤrmegehalts ſelbſt ſchließen. Nun entſteht aber die Frage, ob das, was auf dieſe Art gefunden wird, mit Wilke's ſpecifiſcher Waͤrme einerley ſey? Die Erfinder des Calorimeters haben dieſes behauptet, und Lavoiſier ſagt ausdruͤcklich (a. a. O. S. 61.), die gefundene Quantitaͤt Waſſer, dividirt durch das Product der Maſſe des Koͤrpers in die Anzahl Grade ſeiner anfaͤnglichen Temperatur uͤber Null, oder der Ausdruck (A/am)(Art. S. 599.) werde mit dem, was die engliſchen Phyſiker ſpecifiſche Waͤrme nennten, in gleichem Verhaͤltniſſe ſtehen. Man kan aber dieſes, wie ſchon im Art. S. 605. bemerkt worden iſt, nur in dem Falle zugeben, wenn die Capacitaͤt des Koͤrpers waͤhrend des Verſuchs ſelbſt ſich nicht veraͤndert hat, und wenn dabey keine latente Waͤrme frey geworden iſt, welche vorher auf Hervorbringung und Unterhaltung der elaſtiſchen Form oder des fluͤßigen Zuſtands verwendet war. Schwerlich aber duͤrfte ſich bey irgend einem Verſuche mit dem Calorimeter mit Sicherheit behaupten laſſen, daß von dieſen beyden Umſtaͤnden weder der eine noch der andere ſtatt gefunden habe. Daher urtheilt auch Herr Gren (Grundriß der Naturlehre. Halle, 1793. 8. § 734), daß man die bey Anſtellung der Verſuche mit dem Calorimeter gefundenen Zahlen mit Unrecht als Ausdruͤcke der ſpecifiſchen Waͤrme anſehe, da die mehreſten die bey der Formaͤnderung frey gewordene latente Waͤrme anzeigten; wie er denn uͤberhaupt geneigt iſt, den Begriff von ſpecifiſcher Waͤrme ganz aufzugeben, ſ. den letzten Zuſ. zu dem Art. Waͤrme.
Lavoiſier Syſtem der antiphlogiſtiſchen Chemie, durch Hermbſtaͤdt. Th. II. S. 56 u. f.
Lichtenberg Anm. zu Erxlebens Naturlehre, a. a. O.
Waͤrmeſammler.
Zuſatz zu dieſem Art.|Th. IV. S. 606—609.
Herr de Sauſſure(Voyages dans les Alpes. To. II. §. 932.) beſchreibt einen merkwuͤrdigen Verſuch, den er mit
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Aus der Groͤße dieſer unmittelbaren Wirkung kan man denn auch ſicher genug auf die relative Groͤße (nicht die abſolute) des Waͤrmegehalts ſelbſt ſchließen. Nun entſteht aber die Frage, ob das, was auf dieſe Art gefunden wird, mit Wilke's ſpecifiſcher Waͤrme einerley ſey? Die Erfinder des Calorimeters haben dieſes behauptet, und Lavoiſier ſagt ausdruͤcklich (a. a. O. S. 61.), die gefundene Quantitaͤt Waſſer, dividirt durch das Product der Maſſe des Koͤrpers in die Anzahl Grade ſeiner anfaͤnglichen Temperatur uͤber Null, oder der Ausdruck (A/am)(Art. S. 599.) werde mit dem, was die engliſchen Phyſiker ſpecifiſche Waͤrme nennten, in gleichem Verhaͤltniſſe ſtehen. Man kan aber dieſes, wie ſchon im Art. S. 605. bemerkt worden iſt, nur in dem Falle zugeben, wenn die Capacitaͤt des Koͤrpers waͤhrend des Verſuchs ſelbſt ſich nicht veraͤndert hat, und wenn dabey keine latente Waͤrme frey geworden iſt, welche vorher auf Hervorbringung und Unterhaltung der elaſtiſchen Form oder des fluͤßigen Zuſtands verwendet war. Schwerlich aber duͤrfte ſich bey irgend einem Verſuche mit dem Calorimeter mit Sicherheit behaupten laſſen, daß von dieſen beyden Umſtaͤnden weder der eine noch der andere ſtatt gefunden habe. Daher urtheilt auch Herr Gren (Grundriß der Naturlehre. Halle, 1793. 8. § 734), daß man die bey Anſtellung der Verſuche mit dem Calorimeter gefundenen Zahlen mit Unrecht als Ausdruͤcke der ſpecifiſchen Waͤrme anſehe, da die mehreſten die bey der Formaͤnderung frey gewordene latente Waͤrme anzeigten; wie er denn uͤberhaupt geneigt iſt, den Begriff von ſpecifiſcher Waͤrme ganz aufzugeben, ſ. den letzten Zuſ. zu dem Art. Waͤrme.
Lavoiſier Syſtem der antiphlogiſtiſchen Chemie, durch Hermbſtaͤdt. Th. II. S. 56 u. f.
Lichtenberg Anm. zu Erxlebens Naturlehre, a. a. O.
Waͤrmeſammler.
Zuſatz zu dieſem Art.|Th. IV. S. 606—609.
Herr de Sauſſure (Voyages dans les Alpes. To. II. §. 932.) beſchreibt einen merkwuͤrdigen Verſuch, den er mit
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 971. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/983>, abgerufen am 23.11.2024.
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