so müßte die torricellische Leere gerade die meiste Quantität von Wärme enthalten. Herr M. schließt hieraus, ein Körper nehme bey sonst gleichen Umständen desto mehr Wärme auf, je mehr durch die Ziehkraft seiner Theilchen die natürliche Dehnkraft des Wärmestoffs geschwächt werde. Da ubrigens nach dieser Theorie, selbst in dem nämlichen Körper, die specifische Dehnkraft des Wärmestoffs nicht durchaus gleich, und das Gesetz, nach dem sie sich ändert, unbekannt ist, so muß man sich in jedem Körper eine mittlere specifische Dehnkraft gedenken, und diese ist es, welche man durch die Methode der Mengungen zu erfahren sucht.
Alle empfindbar werdende oder sich verbergende Wärme leitet Herr Mayer mit Crawford blos von veränderter Capacität, nicht von chemischer Scheidung oder Vereinigung, her. Bey den Luftarten, meint er, sollte man den Ausdruck von Permaneität ganz verbannen, weil es innerhalb der Grenzen der absoluten Null gar wohl eine Temperatur geben könne, bey der die Luftarten sich eben so, wie die Dämpfe bey 212° Fahr. zu zersetzen anfiengen. Selbst beym Verbrennen sey die totale hervorgebrachte Hitze blos das Resultat der successiven Capacitätsveränderungen, sowohl der Luft, als des verbrennenden Körpers, der jener den Sauerstoff entziehe. Daß die Hitze dabey nur allein aus der Luft komme, sey eine ganz unstatthafte Behauptung. Ueber die Art und Weise, wie das Sonnenlicht den Wärmestoff modificire, ist Herr M. mit de Luc einverstanden, glaubt aber, man könne dabey allenfalls auch mit der Eulerischen Theorie vom Lichte ausreichen.
Ich habe geglaubt, diese Gedanken eines so scharfsinnigen Naturforschers hier nicht übergehen zu dürfen. In einer Lehre, die noch so wenig ins Reine gebracht ist, wie die vom Wärmestoff, ist es nie ohne Nutzen, die Vorstellungsarten mehrerer geübten Denker kennen zu lernen, wenn sie auch oft beträchtlich von einander abgehen. Inzwischen ist die Verschiedenheit der Crawford-Mayerischen Vorstellung von der im Wörterbuche vorgetragenen Grenischen großentheils nur Verschiedenheit des Ausdrucks, indem Herr Mayer nur das nicht Bindung nennen will, was sich Herr Gren u. a.
ſo muͤßte die torricelliſche Leere gerade die meiſte Quantitaͤt von Waͤrme enthalten. Herr M. ſchließt hieraus, ein Koͤrper nehme bey ſonſt gleichen Umſtaͤnden deſto mehr Waͤrme auf, je mehr durch die Ziehkraft ſeiner Theilchen die natuͤrliche Dehnkraft des Waͤrmeſtoffs geſchwaͤcht werde. Da ubrigens nach dieſer Theorie, ſelbſt in dem naͤmlichen Koͤrper, die ſpecifiſche Dehnkraft des Waͤrmeſtoffs nicht durchaus gleich, und das Geſetz, nach dem ſie ſich aͤndert, unbekannt iſt, ſo muß man ſich in jedem Koͤrper eine mittlere ſpecifiſche Dehnkraft gedenken, und dieſe iſt es, welche man durch die Methode der Mengungen zu erfahren ſucht.
Alle empfindbar werdende oder ſich verbergende Waͤrme leitet Herr Mayer mit Crawford blos von veraͤnderter Capacitaͤt, nicht von chemiſcher Scheidung oder Vereinigung, her. Bey den Luftarten, meint er, ſollte man den Ausdruck von Permaneitaͤt ganz verbannen, weil es innerhalb der Grenzen der abſoluten Null gar wohl eine Temperatur geben koͤnne, bey der die Luftarten ſich eben ſo, wie die Daͤmpfe bey 212° Fahr. zu zerſetzen anfiengen. Selbſt beym Verbrennen ſey die totale hervorgebrachte Hitze blos das Reſultat der ſucceſſiven Capacitaͤtsveraͤnderungen, ſowohl der Luft, als des verbrennenden Koͤrpers, der jener den Sauerſtoff entziehe. Daß die Hitze dabey nur allein aus der Luft komme, ſey eine ganz unſtatthafte Behauptung. Ueber die Art und Weiſe, wie das Sonnenlicht den Waͤrmeſtoff modificire, iſt Herr M. mit de Luc einverſtanden, glaubt aber, man koͤnne dabey allenfalls auch mit der Euleriſchen Theorie vom Lichte ausreichen.
Ich habe geglaubt, dieſe Gedanken eines ſo ſcharfſinnigen Naturforſchers hier nicht uͤbergehen zu duͤrfen. In einer Lehre, die noch ſo wenig ins Reine gebracht iſt, wie die vom Waͤrmeſtoff, iſt es nie ohne Nutzen, die Vorſtellungsarten mehrerer geuͤbten Denker kennen zu lernen, wenn ſie auch oft betraͤchtlich von einander abgehen. Inzwiſchen iſt die Verſchiedenheit der Crawford-Mayeriſchen Vorſtellung von der im Woͤrterbuche vorgetragenen Greniſchen großentheils nur Verſchiedenheit des Ausdrucks, indem Herr Mayer nur das nicht Bindung nennen will, was ſich Herr Gren u. a.
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ſo muͤßte die torricelliſche Leere gerade die meiſte Quantitaͤt von Waͤrme enthalten. Herr M. ſchließt hieraus, ein Koͤrper nehme bey ſonſt gleichen Umſtaͤnden deſto mehr Waͤrme auf, je mehr durch die Ziehkraft ſeiner Theilchen die natuͤrliche Dehnkraft des Waͤrmeſtoffs geſchwaͤcht werde. Da ubrigens nach dieſer Theorie, ſelbſt in dem naͤmlichen Koͤrper, die ſpecifiſche Dehnkraft des Waͤrmeſtoffs nicht durchaus gleich, und das Geſetz, nach dem ſie ſich aͤndert, unbekannt iſt, ſo muß man ſich in jedem Koͤrper eine mittlere ſpecifiſche Dehnkraft gedenken, und dieſe iſt es, welche man durch die Methode der Mengungen zu erfahren ſucht.
Alle empfindbar werdende oder ſich verbergende Waͤrme leitet Herr Mayer mit Crawford blos von veraͤnderter Capacitaͤt, nicht von chemiſcher Scheidung oder Vereinigung, her. Bey den Luftarten, meint er, ſollte man den Ausdruck von Permaneitaͤt ganz verbannen, weil es innerhalb der Grenzen der abſoluten Null gar wohl eine Temperatur geben koͤnne, bey der die Luftarten ſich eben ſo, wie die Daͤmpfe bey 212° Fahr. zu zerſetzen anfiengen. Selbſt beym Verbrennen ſey die totale hervorgebrachte Hitze blos das Reſultat der ſucceſſiven Capacitaͤtsveraͤnderungen, ſowohl der Luft, als des verbrennenden Koͤrpers, der jener den Sauerſtoff entziehe. Daß die Hitze dabey nur allein aus der Luft komme, ſey eine ganz unſtatthafte Behauptung. Ueber die Art und Weiſe, wie das Sonnenlicht den Waͤrmeſtoff modificire, iſt Herr M. mit de Luc einverſtanden, glaubt aber, man koͤnne dabey allenfalls auch mit der Euleriſchen Theorie vom Lichte ausreichen.
Ich habe geglaubt, dieſe Gedanken eines ſo ſcharfſinnigen Naturforſchers hier nicht uͤbergehen zu duͤrfen. In einer Lehre, die noch ſo wenig ins Reine gebracht iſt, wie die vom Waͤrmeſtoff, iſt es nie ohne Nutzen, die Vorſtellungsarten mehrerer geuͤbten Denker kennen zu lernen, wenn ſie auch oft betraͤchtlich von einander abgehen. Inzwiſchen iſt die Verſchiedenheit der Crawford-Mayeriſchen Vorſtellung von der im Woͤrterbuche vorgetragenen Greniſchen großentheils nur Verſchiedenheit des Ausdrucks, indem Herr Mayer nur das nicht Bindung nennen will, was ſich Herr Gren u. a.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 957. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/969>, abgerufen am 23.11.2024.
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