Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Zeiträumen in einer geometrischen Progression geschehen wird, deren Exponent für den ersten Körper = 0,853, für den zweyten = 0,706 ist Hieraus läßt sich nun ganz leicht der Satz herleiten: Die Leitungskräfte verhalten sich, wie die Logarithmen der Erkaltungsexponenten, oder was eben so viel ist, sie verhalten sich umgekehrt, wie die Zeiten, in welchen die Körper einerley Aenderung ihrer gemeinschaftlichen Temperatur erfahren. Die Leitungskräfte der zum Beyspiele angenommenen Körper würden sich, wie die Logarithmen von 0,853 und 0,706, d. i. fast wie 7:15, verhalten.

Hiebey wird als Bedingung angenommen, daß das Mittel die ihm mitgetheilte Wärme nicht aufhalte, und auf die erkaltende Substanz wieder zurückwirken lasse, ingleichen, daß die Aenderung der Temperatur des Mittels gegen die Temperaturveränderung der erkaltenden Substanz in jedem Augenblick so gering als möglich sey. Diese Bedingungen erfüllt nach Herrn Mayer die Luft am besten; daher es am schicklichsten ist, die Körper bey solchen Versuchen an der Luft abkühlen zu lassen, und dabey den Unterschied der Temperaturen der Körper und der Luft nicht zu groß zu nehmen, damit ein allzuschnelles Erkalten nicht Ungleichheiten und Abweichungen von den Gesetzen der geometrischen Progression veranlasse. Unter diesen Bedingungen giebt nun Herr Mayer das allgemeine Gesetz an: Die Leitungskräfte zweyer Substanzen (von gleicher Figur und Volumen) verhalten sich umgekehrt, wie die Producte aus ihren Massen (oder specifischen Gewichten) in ihre specifischen Wärmen, oder (weil das Product der specifischen Wärme in das eigenthümliche Gewicht nach Th. IV. S. 571. die relative Wärme ausdrückt) die Leitungskräfte verhalten sich umgekehrt, wie die relativen Wärmen. Er zeigt, daß sowohl Richmanns Versuche über die Metalle, als auch seine eignen über Wasser, Quecksilber, Leinöl und Essig, mit diesem aus theoretischen Betrachtungen gefundenen Gesetze sehr wohl übereinstimmen. Die Leitungskraft des Wassers = 10 gesetzt, ist die des Quecksilbers = 20, des Leinöls = 18,


Zeitraͤumen in einer geometriſchen Progreſſion geſchehen wird, deren Exponent fuͤr den erſten Koͤrper = 0,853, fuͤr den zweyten = 0,706 iſt Hieraus laͤßt ſich nun ganz leicht der Satz herleiten: Die Leitungskraͤfte verhalten ſich, wie die Logarithmen der Erkaltungsexponenten, oder was eben ſo viel iſt, ſie verhalten ſich umgekehrt, wie die Zeiten, in welchen die Koͤrper einerley Aenderung ihrer gemeinſchaftlichen Temperatur erfahren. Die Leitungskraͤfte der zum Beyſpiele angenommenen Koͤrper wuͤrden ſich, wie die Logarithmen von 0,853 und 0,706, d. i. faſt wie 7:15, verhalten.

Hiebey wird als Bedingung angenommen, daß das Mittel die ihm mitgetheilte Waͤrme nicht aufhalte, und auf die erkaltende Subſtanz wieder zuruͤckwirken laſſe, ingleichen, daß die Aenderung der Temperatur des Mittels gegen die Temperaturveraͤnderung der erkaltenden Subſtanz in jedem Augenblick ſo gering als moͤglich ſey. Dieſe Bedingungen erfuͤllt nach Herrn Mayer die Luft am beſten; daher es am ſchicklichſten iſt, die Koͤrper bey ſolchen Verſuchen an der Luft abkuͤhlen zu laſſen, und dabey den Unterſchied der Temperaturen der Koͤrper und der Luft nicht zu groß zu nehmen, damit ein allzuſchnelles Erkalten nicht Ungleichheiten und Abweichungen von den Geſetzen der geometriſchen Progreſſion veranlaſſe. Unter dieſen Bedingungen giebt nun Herr Mayer das allgemeine Geſetz an: Die Leitungskraͤfte zweyer Subſtanzen (von gleicher Figur und Volumen) verhalten ſich umgekehrt, wie die Producte aus ihren Maſſen (oder ſpecifiſchen Gewichten) in ihre ſpecifiſchen Waͤrmen, oder (weil das Product der ſpecifiſchen Waͤrme in das eigenthuͤmliche Gewicht nach Th. IV. S. 571. die relative Waͤrme ausdruͤckt) die Leitungskraͤfte verhalten ſich umgekehrt, wie die relativen Waͤrmen. Er zeigt, daß ſowohl Richmanns Verſuche uͤber die Metalle, als auch ſeine eignen uͤber Waſſer, Queckſilber, Leinoͤl und Eſſig, mit dieſem aus theoretiſchen Betrachtungen gefundenen Geſetze ſehr wohl uͤbereinſtimmen. Die Leitungskraft des Waſſers = 10 geſetzt, iſt die des Queckſilbers = 20, des Leinoͤls = 18,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0962" xml:id="P.5.950" n="950"/><lb/>
Zeitra&#x0364;umen in einer geometri&#x017F;chen Progre&#x017F;&#x017F;ion ge&#x017F;chehen wird, deren Exponent fu&#x0364;r den er&#x017F;ten Ko&#x0364;rper = 0,853, fu&#x0364;r den zweyten = 0,706 i&#x017F;t Hieraus la&#x0364;ßt &#x017F;ich nun ganz leicht der Satz herleiten: <hi rendition="#b">Die Leitungskra&#x0364;fte verhalten &#x017F;ich, wie die Logarithmen der Erkaltungsexponenten,</hi> oder was eben &#x017F;o viel i&#x017F;t, &#x017F;ie verhalten &#x017F;ich umgekehrt, wie die Zeiten, in welchen die Ko&#x0364;rper einerley Aenderung ihrer gemein&#x017F;chaftlichen Temperatur erfahren. Die Leitungskra&#x0364;fte der zum Bey&#x017F;piele angenommenen Ko&#x0364;rper wu&#x0364;rden &#x017F;ich, wie die Logarithmen von 0,853 und 0,706, d. i. fa&#x017F;t wie 7:15, verhalten.</p>
              <p>Hiebey wird als Bedingung angenommen, daß das Mittel die ihm mitgetheilte Wa&#x0364;rme nicht aufhalte, und auf die erkaltende Sub&#x017F;tanz wieder zuru&#x0364;ckwirken la&#x017F;&#x017F;e, ingleichen, daß die Aenderung der Temperatur des Mittels gegen die Temperaturvera&#x0364;nderung der erkaltenden Sub&#x017F;tanz in jedem Augenblick &#x017F;o gering als mo&#x0364;glich &#x017F;ey. Die&#x017F;e Bedingungen erfu&#x0364;llt nach Herrn <hi rendition="#b">Mayer</hi> die Luft am be&#x017F;ten; daher es am &#x017F;chicklich&#x017F;ten i&#x017F;t, die Ko&#x0364;rper bey &#x017F;olchen Ver&#x017F;uchen an der Luft abku&#x0364;hlen zu la&#x017F;&#x017F;en, und dabey den Unter&#x017F;chied der Temperaturen der Ko&#x0364;rper und der Luft nicht zu groß zu nehmen, damit ein allzu&#x017F;chnelles Erkalten nicht Ungleichheiten und Abweichungen von den Ge&#x017F;etzen der geometri&#x017F;chen Progre&#x017F;&#x017F;ion veranla&#x017F;&#x017F;e. Unter die&#x017F;en Bedingungen giebt nun Herr <hi rendition="#b">Mayer</hi> das allgemeine Ge&#x017F;etz an: <hi rendition="#b">Die Leitungskra&#x0364;fte zweyer Sub&#x017F;tanzen</hi> (von gleicher Figur und Volumen) <hi rendition="#b">verhalten &#x017F;ich umgekehrt, wie die Producte aus ihren Ma&#x017F;&#x017F;en</hi> (oder &#x017F;pecifi&#x017F;chen Gewichten) in <hi rendition="#b">ihre &#x017F;pecifi&#x017F;chen Wa&#x0364;rmen,</hi> oder (weil das Product der &#x017F;pecifi&#x017F;chen Wa&#x0364;rme in das eigenthu&#x0364;mliche Gewicht nach Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 571. die relative Wa&#x0364;rme ausdru&#x0364;ckt) <hi rendition="#b">die Leitungskra&#x0364;fte verhalten &#x017F;ich umgekehrt, wie die relativen Wa&#x0364;rmen.</hi> Er zeigt, daß &#x017F;owohl <hi rendition="#b">Richmanns</hi> Ver&#x017F;uche u&#x0364;ber die Metalle, als auch &#x017F;eine eignen u&#x0364;ber Wa&#x017F;&#x017F;er, Queck&#x017F;ilber, Leino&#x0364;l und E&#x017F;&#x017F;ig, mit die&#x017F;em aus theoreti&#x017F;chen Betrachtungen gefundenen Ge&#x017F;etze &#x017F;ehr wohl u&#x0364;berein&#x017F;timmen. Die Leitungskraft des Wa&#x017F;&#x017F;ers = 10 ge&#x017F;etzt, i&#x017F;t die des Queck&#x017F;ilbers = 20, des Leino&#x0364;ls = 18,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[950/0962] Zeitraͤumen in einer geometriſchen Progreſſion geſchehen wird, deren Exponent fuͤr den erſten Koͤrper = 0,853, fuͤr den zweyten = 0,706 iſt Hieraus laͤßt ſich nun ganz leicht der Satz herleiten: Die Leitungskraͤfte verhalten ſich, wie die Logarithmen der Erkaltungsexponenten, oder was eben ſo viel iſt, ſie verhalten ſich umgekehrt, wie die Zeiten, in welchen die Koͤrper einerley Aenderung ihrer gemeinſchaftlichen Temperatur erfahren. Die Leitungskraͤfte der zum Beyſpiele angenommenen Koͤrper wuͤrden ſich, wie die Logarithmen von 0,853 und 0,706, d. i. faſt wie 7:15, verhalten. Hiebey wird als Bedingung angenommen, daß das Mittel die ihm mitgetheilte Waͤrme nicht aufhalte, und auf die erkaltende Subſtanz wieder zuruͤckwirken laſſe, ingleichen, daß die Aenderung der Temperatur des Mittels gegen die Temperaturveraͤnderung der erkaltenden Subſtanz in jedem Augenblick ſo gering als moͤglich ſey. Dieſe Bedingungen erfuͤllt nach Herrn Mayer die Luft am beſten; daher es am ſchicklichſten iſt, die Koͤrper bey ſolchen Verſuchen an der Luft abkuͤhlen zu laſſen, und dabey den Unterſchied der Temperaturen der Koͤrper und der Luft nicht zu groß zu nehmen, damit ein allzuſchnelles Erkalten nicht Ungleichheiten und Abweichungen von den Geſetzen der geometriſchen Progreſſion veranlaſſe. Unter dieſen Bedingungen giebt nun Herr Mayer das allgemeine Geſetz an: Die Leitungskraͤfte zweyer Subſtanzen (von gleicher Figur und Volumen) verhalten ſich umgekehrt, wie die Producte aus ihren Maſſen (oder ſpecifiſchen Gewichten) in ihre ſpecifiſchen Waͤrmen, oder (weil das Product der ſpecifiſchen Waͤrme in das eigenthuͤmliche Gewicht nach Th. IV. S. 571. die relative Waͤrme ausdruͤckt) die Leitungskraͤfte verhalten ſich umgekehrt, wie die relativen Waͤrmen. Er zeigt, daß ſowohl Richmanns Verſuche uͤber die Metalle, als auch ſeine eignen uͤber Waſſer, Queckſilber, Leinoͤl und Eſſig, mit dieſem aus theoretiſchen Betrachtungen gefundenen Geſetze ſehr wohl uͤbereinſtimmen. Die Leitungskraft des Waſſers = 10 geſetzt, iſt die des Queckſilbers = 20, des Leinoͤls = 18,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/962
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 950. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/962>, abgerufen am 23.11.2024.