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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Gesetzen elastischer Materien. Die einzige bekannte Substanz, welche unsere Erdkugel verlassen könne, sey das Licht; nicht, als ob dasselbe nicht gravitire, oder sonst von andern expansibeln Flüßigkeiten verschieden sey; sondern blos wegen der Eigenschaft seiner Theilchen, sich in geraden Linien zu bewegen. Hätten die Theilchen der andern expansibeln Flüßigkeiten auch diese Eigenschaft, so würde die Erde keine Atmosphäre haben. So aber änderten sie ihre Richtung unaufhörlich, und da die Gravitation sie retardire, wenn sie aufstiegen, hingegen sie beschleunige, wenn sie hinabstiegen, so blieben sie solchergestalt bey der Erde zurück. Dieses alles hängt übrigens mit dem mechanischen System des Hrn. le Sage zusammen, dem Hr. de Luc auch hiebey nach seiner Gewohnheit einige auszeichnende Lobsprüche ertheilt. Ueber das Stralen der Wärme. Zu Th. IV. S. 552--554.

Hr. Prevost in Genf (Ueber das Gleichgewicht des Feuers, und die scheinbare Reflexion der Kälte, aus Rozier Journal de phys. Mars. 1791. übers. in Grens Journal der Phys. B. VI. S. 325. u. f.) sieht, nach der nurerwähnten Theorie des Hrn. le Sage, das Feuer als eine discrete Flüßigkeit an, deren Theilchen, wie das Licht, stralend und durch große Zwischenräume (in Vergleichung mit ihren Durchmessern) von einander getrennt sind. So wie also das Licht den Lauf des andern Lichts nicht aufhält (s. den Art. Licht, Th. II. S. 889. 895.), so wird auch das stralende Feuer von dem auf der Erde aller Orten verbreiteten Feuer keine Störung leiden, sondern es werden zwischen jeden zwey Theilchen des letztern hinlänglich weite Zwischenräume bleiben, um mehrere andere Ströme von Feuertheilchen ungestört hindurchzulassen.

Dieser Idee gemäß kan man nicht sagen, das Feuer sey durch sich selbst sperrbar (coercible), oder zwey an einander grenzende Antheile Feuer hielten sich wechselseitig zusammen, wie zwey gespannte Federn, oder zwey gegen einander drückende Polster, wenn ihre Temperaturen, oder nach


Geſetzen elaſtiſcher Materien. Die einzige bekannte Subſtanz, welche unſere Erdkugel verlaſſen koͤnne, ſey das Licht; nicht, als ob daſſelbe nicht gravitire, oder ſonſt von andern expanſibeln Fluͤßigkeiten verſchieden ſey; ſondern blos wegen der Eigenſchaft ſeiner Theilchen, ſich in geraden Linien zu bewegen. Haͤtten die Theilchen der andern expanſibeln Fluͤßigkeiten auch dieſe Eigenſchaft, ſo wuͤrde die Erde keine Atmoſphaͤre haben. So aber aͤnderten ſie ihre Richtung unaufhoͤrlich, und da die Gravitation ſie retardire, wenn ſie aufſtiegen, hingegen ſie beſchleunige, wenn ſie hinabſtiegen, ſo blieben ſie ſolchergeſtalt bey der Erde zuruͤck. Dieſes alles haͤngt uͤbrigens mit dem mechaniſchen Syſtem des Hrn. le Sage zuſammen, dem Hr. de Luc auch hiebey nach ſeiner Gewohnheit einige auszeichnende Lobſpruͤche ertheilt. Ueber das Stralen der Waͤrme. Zu Th. IV. S. 552—554.

Hr. Prevoſt in Genf (Ueber das Gleichgewicht des Feuers, und die ſcheinbare Reflexion der Kaͤlte, aus Rozier Journal de phyſ. Mars. 1791. uͤberſ. in Grens Journal der Phyſ. B. VI. S. 325. u. f.) ſieht, nach der nurerwaͤhnten Theorie des Hrn. le Sage, das Feuer als eine discrete Fluͤßigkeit an, deren Theilchen, wie das Licht, ſtralend und durch große Zwiſchenraͤume (in Vergleichung mit ihren Durchmeſſern) von einander getrennt ſind. So wie alſo das Licht den Lauf des andern Lichts nicht aufhaͤlt (ſ. den Art. Licht, Th. II. S. 889. 895.), ſo wird auch das ſtralende Feuer von dem auf der Erde aller Orten verbreiteten Feuer keine Stoͤrung leiden, ſondern es werden zwiſchen jeden zwey Theilchen des letztern hinlaͤnglich weite Zwiſchenraͤume bleiben, um mehrere andere Stroͤme von Feuertheilchen ungeſtoͤrt hindurchzulaſſen.

Dieſer Idee gemaͤß kan man nicht ſagen, das Feuer ſey durch ſich ſelbſt ſperrbar (coërcible), oder zwey an einander grenzende Antheile Feuer hielten ſich wechſelſeitig zuſammen, wie zwey geſpannte Federn, oder zwey gegen einander druͤckende Polſter, wenn ihre Temperaturen, oder nach

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[942/0954] Geſetzen elaſtiſcher Materien. Die einzige bekannte Subſtanz, welche unſere Erdkugel verlaſſen koͤnne, ſey das Licht; nicht, als ob daſſelbe nicht gravitire, oder ſonſt von andern expanſibeln Fluͤßigkeiten verſchieden ſey; ſondern blos wegen der Eigenſchaft ſeiner Theilchen, ſich in geraden Linien zu bewegen. Haͤtten die Theilchen der andern expanſibeln Fluͤßigkeiten auch dieſe Eigenſchaft, ſo wuͤrde die Erde keine Atmoſphaͤre haben. So aber aͤnderten ſie ihre Richtung unaufhoͤrlich, und da die Gravitation ſie retardire, wenn ſie aufſtiegen, hingegen ſie beſchleunige, wenn ſie hinabſtiegen, ſo blieben ſie ſolchergeſtalt bey der Erde zuruͤck. Dieſes alles haͤngt uͤbrigens mit dem mechaniſchen Syſtem des Hrn. le Sage zuſammen, dem Hr. de Luc auch hiebey nach ſeiner Gewohnheit einige auszeichnende Lobſpruͤche ertheilt. Ueber das Stralen der Waͤrme. Zu Th. IV. S. 552—554. Hr. Prevoſt in Genf (Ueber das Gleichgewicht des Feuers, und die ſcheinbare Reflexion der Kaͤlte, aus Rozier Journal de phyſ. Mars. 1791. uͤberſ. in Grens Journal der Phyſ. B. VI. S. 325. u. f.) ſieht, nach der nurerwaͤhnten Theorie des Hrn. le Sage, das Feuer als eine discrete Fluͤßigkeit an, deren Theilchen, wie das Licht, ſtralend und durch große Zwiſchenraͤume (in Vergleichung mit ihren Durchmeſſern) von einander getrennt ſind. So wie alſo das Licht den Lauf des andern Lichts nicht aufhaͤlt (ſ. den Art. Licht, Th. II. S. 889. 895.), ſo wird auch das ſtralende Feuer von dem auf der Erde aller Orten verbreiteten Feuer keine Stoͤrung leiden, ſondern es werden zwiſchen jeden zwey Theilchen des letztern hinlaͤnglich weite Zwiſchenraͤume bleiben, um mehrere andere Stroͤme von Feuertheilchen ungeſtoͤrt hindurchzulaſſen. Dieſer Idee gemaͤß kan man nicht ſagen, das Feuer ſey durch ſich ſelbſt ſperrbar (coërcible), oder zwey an einander grenzende Antheile Feuer hielten ſich wechſelſeitig zuſammen, wie zwey geſpannte Federn, oder zwey gegen einander druͤckende Polſter, wenn ihre Temperaturen, oder nach

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 942. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/954>, abgerufen am 23.11.2024.