Gebäude der alten Mechanik wiederherstellen, und die neu eingeführten Ideen von Grundkräften, von unterschiedenen Bewegungsgesetzen träger und widerstehender Materien, von Beschleunigung, die sich nicht nach der Masse richte u. s. w. hinweglassen -- Ideen, die er doch nur annahm, um ein nunmehr aufgegebnes System zu vertheidigen, und die es leider unmöglich machen, aus seinem sonst vortreflichen Buche einen richtigen und deutlichen Unterricht über die ersten Gründe der Mechanik zu schöpfen.
Hr. de Luc (Zehnter Brief an Hrn. de la Metherie, aus Rozier Journal de physique, Nov. 1790. p. 232. übersetzt in Grens Journal der Phys. B. V. S. 460. u. f.) hat bey Gelegenheit des Pictetschen im Art. S. 548. angeführten Versuchs, seine Gedanken über die dem Feuer beygelegte Leichtigkeit ausführlich geäußert. Er bemerkt anfänglich, man müsse solche Phänomene eines unerwarteten Aufsteigens der Stoffe ohne bekannte Ursache, nicht gleich für Anzeigen eines Emporstrebens(tendance anti-grave) annehmen, weil sich dergleichen in mehreren Fällen zeige, und allemal aus besondern Ursachen erklären lasse. So habe er z. B. an einer silbernen vergoldeten Spiralfeder seiner Hygrometer ein solches unerwartetes Aufsteigen des Wassers wahrgenommen, bey genauerer Untersuchung der Gesetze aber die Ursache davon gar bald in der Adhäsion der Wassertheilchen entdeckt. Er zweifelt nicht, daß sich auch die Ursache des von Hrn. Pictet wahrgenommenen Phänomens werde entdecken lassen; aber auch ohne diese Entdeckung hält er es für natürlicher, dabei eine eigenthümliche Ursache zu vermuthen, als eines Falles wegen, bey dem sich so viele Ursachen compliciren können, dem Feuer absolute Leichtigkeit zuzuschreiben. Da er die Sonnenstralen nicht als unmittelbare Ursache der Wärme ansieht, so glaubt er, die Erde würde keine Wärme behalten können, wenn das von diesen Stralen erregte Feuer seiner Natur nach die Erde zu verlassen strebte. Das Feuer strebe sich auszubreiten, als expansible Flüßigkeit; es sey aber auch, wie alle andere atmosphärische Fluida, gegen die Erde schwer, und folge daher bey seiner Verbreitung in der Atmosphäre den allgemeinen
Gebaͤude der alten Mechanik wiederherſtellen, und die neu eingefuͤhrten Ideen von Grundkraͤften, von unterſchiedenen Bewegungsgeſetzen traͤger und widerſtehender Materien, von Beſchleunigung, die ſich nicht nach der Maſſe richte u. ſ. w. hinweglaſſen — Ideen, die er doch nur annahm, um ein nunmehr aufgegebnes Syſtem zu vertheidigen, und die es leider unmoͤglich machen, aus ſeinem ſonſt vortreflichen Buche einen richtigen und deutlichen Unterricht uͤber die erſten Gruͤnde der Mechanik zu ſchoͤpfen.
Hr. de Luc (Zehnter Brief an Hrn. de la Metherie, aus Rozier Journal de phyſique, Nov. 1790. p. 232. uͤberſetzt in Grens Journal der Phyſ. B. V. S. 460. u. f.) hat bey Gelegenheit des Pictetſchen im Art. S. 548. angefuͤhrten Verſuchs, ſeine Gedanken uͤber die dem Feuer beygelegte Leichtigkeit ausfuͤhrlich geaͤußert. Er bemerkt anfaͤnglich, man muͤſſe ſolche Phaͤnomene eines unerwarteten Aufſteigens der Stoffe ohne bekannte Urſache, nicht gleich fuͤr Anzeigen eines Emporſtrebens(tendance anti-grave) annehmen, weil ſich dergleichen in mehreren Faͤllen zeige, und allemal aus beſondern Urſachen erklaͤren laſſe. So habe er z. B. an einer ſilbernen vergoldeten Spiralfeder ſeiner Hygrometer ein ſolches unerwartetes Aufſteigen des Waſſers wahrgenommen, bey genauerer Unterſuchung der Geſetze aber die Urſache davon gar bald in der Adhaͤſion der Waſſertheilchen entdeckt. Er zweifelt nicht, daß ſich auch die Urſache des von Hrn. Pictet wahrgenommenen Phaͤnomens werde entdecken laſſen; aber auch ohne dieſe Entdeckung haͤlt er es fuͤr natuͤrlicher, dabei eine eigenthuͤmliche Urſache zu vermuthen, als eines Falles wegen, bey dem ſich ſo viele Urſachen compliciren koͤnnen, dem Feuer abſolute Leichtigkeit zuzuſchreiben. Da er die Sonnenſtralen nicht als unmittelbare Urſache der Waͤrme anſieht, ſo glaubt er, die Erde wuͤrde keine Waͤrme behalten koͤnnen, wenn das von dieſen Stralen erregte Feuer ſeiner Natur nach die Erde zu verlaſſen ſtrebte. Das Feuer ſtrebe ſich auszubreiten, als expanſible Fluͤßigkeit; es ſey aber auch, wie alle andere atmoſphaͤriſche Fluida, gegen die Erde ſchwer, und folge daher bey ſeiner Verbreitung in der Atmoſphaͤre den allgemeinen
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Gebaͤude der alten Mechanik wiederherſtellen, und die neu eingefuͤhrten Ideen von Grundkraͤften, von unterſchiedenen Bewegungsgeſetzen traͤger und widerſtehender Materien, von Beſchleunigung, die ſich nicht nach der Maſſe richte u. ſ. w. hinweglaſſen — Ideen, die er doch nur annahm, um ein nunmehr aufgegebnes Syſtem zu vertheidigen, und die es leider unmoͤglich machen, aus ſeinem ſonſt vortreflichen Buche einen richtigen und deutlichen Unterricht uͤber die erſten Gruͤnde der Mechanik zu ſchoͤpfen.
Hr. de Luc (Zehnter Brief an Hrn. de la Metherie, aus Rozier Journal de phyſique, Nov. 1790. p. 232. uͤberſetzt in Grens Journal der Phyſ. B. V. S. 460. u. f.) hat bey Gelegenheit des Pictetſchen im Art. S. 548. angefuͤhrten Verſuchs, ſeine Gedanken uͤber die dem Feuer beygelegte Leichtigkeit ausfuͤhrlich geaͤußert. Er bemerkt anfaͤnglich, man muͤſſe ſolche Phaͤnomene eines unerwarteten Aufſteigens der Stoffe ohne bekannte Urſache, nicht gleich fuͤr Anzeigen eines Emporſtrebens (tendance anti-grave) annehmen, weil ſich dergleichen in mehreren Faͤllen zeige, und allemal aus beſondern Urſachen erklaͤren laſſe. So habe er z. B. an einer ſilbernen vergoldeten Spiralfeder ſeiner Hygrometer ein ſolches unerwartetes Aufſteigen des Waſſers wahrgenommen, bey genauerer Unterſuchung der Geſetze aber die Urſache davon gar bald in der Adhaͤſion der Waſſertheilchen entdeckt. Er zweifelt nicht, daß ſich auch die Urſache des von Hrn. Pictet wahrgenommenen Phaͤnomens werde entdecken laſſen; aber auch ohne dieſe Entdeckung haͤlt er es fuͤr natuͤrlicher, dabei eine eigenthuͤmliche Urſache zu vermuthen, als eines Falles wegen, bey dem ſich ſo viele Urſachen compliciren koͤnnen, dem Feuer abſolute Leichtigkeit zuzuſchreiben. Da er die Sonnenſtralen nicht als unmittelbare Urſache der Waͤrme anſieht, ſo glaubt er, die Erde wuͤrde keine Waͤrme behalten koͤnnen, wenn das von dieſen Stralen erregte Feuer ſeiner Natur nach die Erde zu verlaſſen ſtrebte. Das Feuer ſtrebe ſich auszubreiten, als expanſible Fluͤßigkeit; es ſey aber auch, wie alle andere atmoſphaͤriſche Fluida, gegen die Erde ſchwer, und folge daher bey ſeiner Verbreitung in der Atmoſphaͤre den allgemeinen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 941. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/953>, abgerufen am 23.11.2024.
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