die Längen der Arme des Wagbalkens, mithin die statischen Momente, verändert werden, und überdieses bey kälterer Temperatur die Feuchtigkeit der Luft sich unausbleiblich an Gefäße, Wagschalen, Ketten, Arme des Wagbalkens u. s. w. anhängt, bey zunehmender Wärme aber wieder verdünstet und weggeführt wird, so daß man von solchen ins Feine gehenden Abwägungen sehr richtig mit Boerhaave sagen kan, undique dolosas circumstare insidias. Vergleicht man nun hiermit die äußerst geringe Größe der beobachteten Gewichtsunterschiede, welche meistens nur einen unerheblichen Theil des Grans ausmachen; nimmt man ferner einige Umstände hinzu, die Herr Eimbke mit rühmlicher Aufrichtigkeit anzeigt (z. B. daß der Glascylinder durch das Glühen (11/16) Gran am Gewicht verloren, dagegen aber 3 1/3 Gran Sand an sich genommen hatte; daß das Thermometer beym Wiegen des gelöschten Kalks um 10--16 Grad niedriger stand, als beym Wiegen des ungelöschten), so kan, wie mich däucht, das Resultat kein anderes seyn, als daß es Versuchen dieser Art gänzlich an dem Grade der Zuverläßigkeit fehle, den man von Erfahrungen, wenn sie allgemeine physikalische Lehrsätze begründen sollen, zu erfordern berechtiget ist. Fordyce selbst getraute sich nicht, aus seinen Versuchen ein Leichterwerden durch Beytritt des Wärmestoffs zu folgern; er sagt ausdrücklich, es würde widersinnig seyn, so etwas anzunehmen.
Ueber das Aufwärtssteigen der Wärme (s. den Art. S. 548.) hat seitdem auch Herr Achard(Mem. de l'Acad. roy. des sc. depuis l'avenement de Fred. Guillaume II. au trone. Ann. 1788 et 1789. Berlin, 1793. 4.) Versuche angestellt. Wenn er mehrere Thermometer über einander stellte, und zwischen dieselben heiße Kugeln oder verschloßne Gefäße mit heißem Wasser brachte, so fand er immer das obere Thermometer dadurch stärker erwärmt, als das untere. Er schließt daraus mit Lambert (Pyrometrie, §. 416. u. f.), daß der Wärmestoff specifisch leichter, als die Luft, nicht aber, daß er absolut leicht sey. Man hat jedoch dieses Aufsteigen der Wärme, wie schon im Art. angesührt wird, auch im luftleeren Raume wahrgenommen. Solche Versuche lehren,
die Laͤngen der Arme des Wagbalkens, mithin die ſtatiſchen Momente, veraͤndert werden, und uͤberdieſes bey kaͤlterer Temperatur die Feuchtigkeit der Luft ſich unausbleiblich an Gefaͤße, Wagſchalen, Ketten, Arme des Wagbalkens u. ſ. w. anhaͤngt, bey zunehmender Waͤrme aber wieder verduͤnſtet und weggefuͤhrt wird, ſo daß man von ſolchen ins Feine gehenden Abwaͤgungen ſehr richtig mit Boerhaave ſagen kan, undique doloſas circumſtare inſidias. Vergleicht man nun hiermit die aͤußerſt geringe Groͤße der beobachteten Gewichtsunterſchiede, welche meiſtens nur einen unerheblichen Theil des Grans ausmachen; nimmt man ferner einige Umſtaͤnde hinzu, die Herr Eimbke mit ruͤhmlicher Aufrichtigkeit anzeigt (z. B. daß der Glascylinder durch das Gluͤhen (11/16) Gran am Gewicht verloren, dagegen aber 3 1/3 Gran Sand an ſich genommen hatte; daß das Thermometer beym Wiegen des geloͤſchten Kalks um 10—16 Grad niedriger ſtand, als beym Wiegen des ungeloͤſchten), ſo kan, wie mich daͤucht, das Reſultat kein anderes ſeyn, als daß es Verſuchen dieſer Art gaͤnzlich an dem Grade der Zuverlaͤßigkeit fehle, den man von Erfahrungen, wenn ſie allgemeine phyſikaliſche Lehrſaͤtze begruͤnden ſollen, zu erfordern berechtiget iſt. Fordyce ſelbſt getraute ſich nicht, aus ſeinen Verſuchen ein Leichterwerden durch Beytritt des Waͤrmeſtoffs zu folgern; er ſagt ausdruͤcklich, es wuͤrde widerſinnig ſeyn, ſo etwas anzunehmen.
Ueber das Aufwaͤrtsſteigen der Waͤrme (ſ. den Art. S. 548.) hat ſeitdem auch Herr Achard(Mém. de l'Acad. roy. des ſc. depuis l'avenement de Fred. Guillaume II. au trone. Ann. 1788 et 1789. Berlin, 1793. 4.) Verſuche angeſtellt. Wenn er mehrere Thermometer uͤber einander ſtellte, und zwiſchen dieſelben heiße Kugeln oder verſchloßne Gefaͤße mit heißem Waſſer brachte, ſo fand er immer das obere Thermometer dadurch ſtaͤrker erwaͤrmt, als das untere. Er ſchließt daraus mit Lambert (Pyrometrie, §. 416. u. f.), daß der Waͤrmeſtoff ſpecifiſch leichter, als die Luft, nicht aber, daß er abſolut leicht ſey. Man hat jedoch dieſes Aufſteigen der Waͤrme, wie ſchon im Art. angeſuͤhrt wird, auch im luftleeren Raume wahrgenommen. Solche Verſuche lehren,
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die Laͤngen der Arme des Wagbalkens, mithin die ſtatiſchen Momente, veraͤndert werden, und uͤberdieſes bey kaͤlterer Temperatur die Feuchtigkeit der Luft ſich unausbleiblich an Gefaͤße, Wagſchalen, Ketten, Arme des Wagbalkens u. ſ. w. anhaͤngt, bey zunehmender Waͤrme aber wieder verduͤnſtet und weggefuͤhrt wird, ſo daß man von ſolchen ins Feine gehenden Abwaͤgungen ſehr richtig mit Boerhaave ſagen kan, undique doloſas circumſtare inſidias. Vergleicht man nun hiermit die aͤußerſt geringe Groͤße der beobachteten Gewichtsunterſchiede, welche meiſtens nur einen unerheblichen Theil des Grans ausmachen; nimmt man ferner einige Umſtaͤnde hinzu, die Herr Eimbke mit ruͤhmlicher Aufrichtigkeit anzeigt (z. B. daß der Glascylinder durch das Gluͤhen (11/16) Gran am Gewicht verloren, dagegen aber 3 1/3 Gran Sand an ſich genommen hatte; daß das Thermometer beym Wiegen des geloͤſchten Kalks um 10—16 Grad niedriger ſtand, als beym Wiegen des ungeloͤſchten), ſo kan, wie mich daͤucht, das Reſultat kein anderes ſeyn, als daß es Verſuchen dieſer Art gaͤnzlich an dem Grade der Zuverlaͤßigkeit fehle, den man von Erfahrungen, wenn ſie allgemeine phyſikaliſche Lehrſaͤtze begruͤnden ſollen, zu erfordern berechtiget iſt. Fordyce ſelbſt getraute ſich nicht, aus ſeinen Verſuchen ein Leichterwerden durch Beytritt des Waͤrmeſtoffs zu folgern; er ſagt ausdruͤcklich, es wuͤrde widerſinnig ſeyn, ſo etwas anzunehmen.
Ueber das Aufwaͤrtsſteigen der Waͤrme (ſ. den Art. S. 548.) hat ſeitdem auch Herr Achard (Mém. de l'Acad. roy. des ſc. depuis l'avenement de Fred. Guillaume II. au trone. Ann. 1788 et 1789. Berlin, 1793. 4.) Verſuche angeſtellt. Wenn er mehrere Thermometer uͤber einander ſtellte, und zwiſchen dieſelben heiße Kugeln oder verſchloßne Gefaͤße mit heißem Waſſer brachte, ſo fand er immer das obere Thermometer dadurch ſtaͤrker erwaͤrmt, als das untere. Er ſchließt daraus mit Lambert (Pyrometrie, §. 416. u. f.), daß der Waͤrmeſtoff ſpecifiſch leichter, als die Luft, nicht aber, daß er abſolut leicht ſey. Man hat jedoch dieſes Aufſteigen der Waͤrme, wie ſchon im Art. angeſuͤhrt wird, auch im luftleeren Raume wahrgenommen. Solche Verſuche lehren,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 939. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/951>, abgerufen am 23.11.2024.
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