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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Körper in jeder gegebnen Luftart, besonders aber in dephlogistisirter Luft, sehr hohen Graden der Hitze auszusetzen, dergleichen zum Glühen, Schmelzen und Verkalken der Metalle nöthig sind. In einem solchen Apparate ward 1/2 Unze Bley, in kleine Täfelchen geschnitten, in einem gläsernen Gefäße mit dephlogistisirter Luft erhitzt. Das Bley verlohr den Glanz, änderte die Farbe, und glühte endlich roth; aber die Stücken behielten ihre Form, und schmolzen nicht, selbst als das Glas an dieser Stelle schon weiß glühte. Nach Zulassung von atmosphärischer Luft erfolgte die Schmelzung sogleich. Ward das Bley gleich von Anfang in atmosphärischer, fixer oder brennbarer Luft erhitzt, so schmolz es, wie gewöhnlich, in kurzer Zeit. Eben so verhielten sich auch andere Metalle; der Spießglanzkönig hingegen schmolz sehr bald in dephlogistisirter Luft. Zwo Drachmen von dem im Art. S. 860. erwähnten leichtflüßigen Metallgemisch, die schon flüßig geworden waren, erstarrten wieder, als man dephlogistisirte Luft zuließ, und wurden aufs neue flüßig, als man diese mit atmosphärischer Lust verwechselte. Selbst Eis schmolz in dephlogistisirter Luft merklich langsamer, als in atmosphärischer.

Nach diesen Versuchen scheint die dephlogistisirte Luft das Schmelzen zu hindern oder zu erschweren (wenigstens bey dieser Art der Behandlung, da sonst ein Eisendrath in Lebensluft durch die Hitze des Brennpunkts leicht geschmolzen wird, und man die Lebensluft sogar häufig zu Beförderung des Schmelzens gebraucht, und eigne Apparate|dazu vorgeschlagen hat, s. Gas, dephlogistisirtes Th. II. S. 382. 383.). Es gewinnt auch das Ansehen, als ob zum Flüßigwerden noch irgend etwas gehöre, das die Stoffe der atmosphärischen, fixen, brennbaren Luft u. s. w. erst hinzubringen. Man darf sich jedoch diesen Schluß nicht ohne vorgängige Wiederholung und Prüfung der Versuche verstatten, zumal, da bemerkt wird, der mit dem leichtflüßigen Metallgemisch sey das einemal ganz entgegengesetzt ausgefallen.

Einige Bemerkungen über diese Versuche (in Herrn Grens Neuem Journal der Phys. B. II. S. 108 u. f.) scheinen überhaupt wahrscheinlich zu machen, daß blos die


Koͤrper in jeder gegebnen Luftart, beſonders aber in dephlogiſtiſirter Luft, ſehr hohen Graden der Hitze auszuſetzen, dergleichen zum Gluͤhen, Schmelzen und Verkalken der Metalle noͤthig ſind. In einem ſolchen Apparate ward 1/2 Unze Bley, in kleine Taͤfelchen geſchnitten, in einem glaͤſernen Gefaͤße mit dephlogiſtiſirter Luft erhitzt. Das Bley verlohr den Glanz, aͤnderte die Farbe, und gluͤhte endlich roth; aber die Stuͤcken behielten ihre Form, und ſchmolzen nicht, ſelbſt als das Glas an dieſer Stelle ſchon weiß gluͤhte. Nach Zulaſſung von atmoſphaͤriſcher Luft erfolgte die Schmelzung ſogleich. Ward das Bley gleich von Anfang in atmoſphaͤriſcher, fixer oder brennbarer Luft erhitzt, ſo ſchmolz es, wie gewoͤhnlich, in kurzer Zeit. Eben ſo verhielten ſich auch andere Metalle; der Spießglanzkoͤnig hingegen ſchmolz ſehr bald in dephlogiſtiſirter Luft. Zwo Drachmen von dem im Art. S. 860. erwaͤhnten leichtfluͤßigen Metallgemiſch, die ſchon fluͤßig geworden waren, erſtarrten wieder, als man dephlogiſtiſirte Luft zuließ, und wurden aufs neue fluͤßig, als man dieſe mit atmoſphaͤriſcher Luſt verwechſelte. Selbſt Eis ſchmolz in dephlogiſtiſirter Luft merklich langſamer, als in atmoſphaͤriſcher.

Nach dieſen Verſuchen ſcheint die dephlogiſtiſirte Luft das Schmelzen zu hindern oder zu erſchweren (wenigſtens bey dieſer Art der Behandlung, da ſonſt ein Eiſendrath in Lebensluft durch die Hitze des Brennpunkts leicht geſchmolzen wird, und man die Lebensluft ſogar haͤufig zu Befoͤrderung des Schmelzens gebraucht, und eigne Apparate|dazu vorgeſchlagen hat, ſ. Gas, dephlogiſtiſirtes Th. II. S. 382. 383.). Es gewinnt auch das Anſehen, als ob zum Fluͤßigwerden noch irgend etwas gehoͤre, das die Stoffe der atmoſphaͤriſchen, fixen, brennbaren Luft u. ſ. w. erſt hinzubringen. Man darf ſich jedoch dieſen Schluß nicht ohne vorgaͤngige Wiederholung und Pruͤfung der Verſuche verſtatten, zumal, da bemerkt wird, der mit dem leichtfluͤßigen Metallgemiſch ſey das einemal ganz entgegengeſetzt ausgefallen.

Einige Bemerkungen uͤber dieſe Verſuche (in Herrn Grens Neuem Journal der Phyſ. B. II. S. 108 u. f.) ſcheinen uͤberhaupt wahrſcheinlich zu machen, daß blos die

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[824/0836] Koͤrper in jeder gegebnen Luftart, beſonders aber in dephlogiſtiſirter Luft, ſehr hohen Graden der Hitze auszuſetzen, dergleichen zum Gluͤhen, Schmelzen und Verkalken der Metalle noͤthig ſind. In einem ſolchen Apparate ward 1/2 Unze Bley, in kleine Taͤfelchen geſchnitten, in einem glaͤſernen Gefaͤße mit dephlogiſtiſirter Luft erhitzt. Das Bley verlohr den Glanz, aͤnderte die Farbe, und gluͤhte endlich roth; aber die Stuͤcken behielten ihre Form, und ſchmolzen nicht, ſelbſt als das Glas an dieſer Stelle ſchon weiß gluͤhte. Nach Zulaſſung von atmoſphaͤriſcher Luft erfolgte die Schmelzung ſogleich. Ward das Bley gleich von Anfang in atmoſphaͤriſcher, fixer oder brennbarer Luft erhitzt, ſo ſchmolz es, wie gewoͤhnlich, in kurzer Zeit. Eben ſo verhielten ſich auch andere Metalle; der Spießglanzkoͤnig hingegen ſchmolz ſehr bald in dephlogiſtiſirter Luft. Zwo Drachmen von dem im Art. S. 860. erwaͤhnten leichtfluͤßigen Metallgemiſch, die ſchon fluͤßig geworden waren, erſtarrten wieder, als man dephlogiſtiſirte Luft zuließ, und wurden aufs neue fluͤßig, als man dieſe mit atmoſphaͤriſcher Luſt verwechſelte. Selbſt Eis ſchmolz in dephlogiſtiſirter Luft merklich langſamer, als in atmoſphaͤriſcher. Nach dieſen Verſuchen ſcheint die dephlogiſtiſirte Luft das Schmelzen zu hindern oder zu erſchweren (wenigſtens bey dieſer Art der Behandlung, da ſonſt ein Eiſendrath in Lebensluft durch die Hitze des Brennpunkts leicht geſchmolzen wird, und man die Lebensluft ſogar haͤufig zu Befoͤrderung des Schmelzens gebraucht, und eigne Apparate|dazu vorgeſchlagen hat, ſ. Gas, dephlogiſtiſirtes Th. II. S. 382. 383.). Es gewinnt auch das Anſehen, als ob zum Fluͤßigwerden noch irgend etwas gehoͤre, das die Stoffe der atmoſphaͤriſchen, fixen, brennbaren Luft u. ſ. w. erſt hinzubringen. Man darf ſich jedoch dieſen Schluß nicht ohne vorgaͤngige Wiederholung und Pruͤfung der Verſuche verſtatten, zumal, da bemerkt wird, der mit dem leichtfluͤßigen Metallgemiſch ſey das einemal ganz entgegengeſetzt ausgefallen. Einige Bemerkungen uͤber dieſe Verſuche (in Herrn Grens Neuem Journal der Phyſ. B. II. S. 108 u. f.) ſcheinen uͤberhaupt wahrſcheinlich zu machen, daß blos die

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/836>, abgerufen am 22.11.2024.