Expansivkraft begabt sind. Wenn nun diese Stoffe, sagt er, mit schweren Substanzen, in eine chemische Verbindung treten, so wird ihre Expansivkraft aufgehoben, dagegen wird aber auch in den schweren Bestandtheilen, mit denen diese nicht schweren Flüßigkeiten in Zusammensetzung treten, die Schwerkraft ruhend gemacht, und gewissermaßen aufgehoben, so daß das aus beyden zusammengesetzte Product nicht mehr als schwer, sondern blos als träg, anzusehen ist. Nach Abscheidung des Brennstoffs wirkt die Schwerkraft wieder frey, daher der dephlogistisirte Rückstand mehr wiegen muß, als er vor dem Verbrennen wog. Die Luft hingegen, die mit mehrerem Brennstoff beladen, endlich zum Stickgas wird, muß am Gewicht eben so viel vermindert werden, und da ihre Elasticität nicht vermehrt wird, so muß der Druck der äußern Luft sie in einen kleinern Raum bringen.
Diese Erklärung aber ist noch weit unwahrscheinlicher und unhaltbarer, als es die Hypothese der negativen Schwere war. Von der Luft habe ich bereits im Wörterbuche (Th. III. S. 474.) erinnert, daß durch bloße Gewichtsabnahme die Vermindernng ihres Umfangs nicht begreiflich wird. Es fällt dieses deutlich in die Augen, sobald man sich nur erinnert, daß das Volumen eingeschloßner elastischer Flüßigkeiten von ihrem Gewichte gar nicht abhängt. Ueberdieses ist nicht einzusehen, wie Expansivkraft nach allen Seiten, und Schwere nach einer einzigen Richtung, sich als entgegengesetzte Kräfte gänzlich aufheben sollen. Endlich bleibt auch hier die Schwierigkeit übrig, daß nach dieser Erklärung dephlogistisirte Köperr schneller, als phlogistisirte, fallen müßten, weil sie bey weniger Masse von einer stärkern Schwerkraft getrieben würden, und die Art, wie Hr. Gren dieser Schwierigkeit zu begegnen sucht, indem er träge Masse von widerstehender unterscheidet, und jener den Einfluß auf die Beschleunigung ganz abspricht, ist allen Grundsätzen einer richtigen Mechanik zuwider, s. die Zusätze zu den Artikeln Kraft, Masse, Trägheit, Widerstand. Hoffentlich wird dieser würdige Gelehrte, dem es jederzeit nur um Wahrheit, nicht um seine Meinungen,
Expanſivkraft begabt ſind. Wenn nun dieſe Stoffe, ſagt er, mit ſchweren Subſtanzen, in eine chemiſche Verbindung treten, ſo wird ihre Expanſivkraft aufgehoben, dagegen wird aber auch in den ſchweren Beſtandtheilen, mit denen dieſe nicht ſchweren Fluͤßigkeiten in Zuſammenſetzung treten, die Schwerkraft ruhend gemacht, und gewiſſermaßen aufgehoben, ſo daß das aus beyden zuſammengeſetzte Product nicht mehr als ſchwer, ſondern blos als traͤg, anzuſehen iſt. Nach Abſcheidung des Brennſtoffs wirkt die Schwerkraft wieder frey, daher der dephlogiſtiſirte Ruͤckſtand mehr wiegen muß, als er vor dem Verbrennen wog. Die Luft hingegen, die mit mehrerem Brennſtoff beladen, endlich zum Stickgas wird, muß am Gewicht eben ſo viel vermindert werden, und da ihre Elaſticitaͤt nicht vermehrt wird, ſo muß der Druck der aͤußern Luft ſie in einen kleinern Raum bringen.
Dieſe Erklaͤrung aber iſt noch weit unwahrſcheinlicher und unhaltbarer, als es die Hypotheſe der negativen Schwere war. Von der Luft habe ich bereits im Woͤrterbuche (Th. III. S. 474.) erinnert, daß durch bloße Gewichtsabnahme die Vermindernng ihres Umfangs nicht begreiflich wird. Es faͤllt dieſes deutlich in die Augen, ſobald man ſich nur erinnert, daß das Volumen eingeſchloßner elaſtiſcher Fluͤßigkeiten von ihrem Gewichte gar nicht abhaͤngt. Ueberdieſes iſt nicht einzuſehen, wie Expanſivkraft nach allen Seiten, und Schwere nach einer einzigen Richtung, ſich als entgegengeſetzte Kraͤfte gaͤnzlich aufheben ſollen. Endlich bleibt auch hier die Schwierigkeit uͤbrig, daß nach dieſer Erklaͤrung dephlogiſtiſirte Koͤperr ſchneller, als phlogiſtiſirte, fallen muͤßten, weil ſie bey weniger Maſſe von einer ſtaͤrkern Schwerkraft getrieben wuͤrden, und die Art, wie Hr. Gren dieſer Schwierigkeit zu begegnen ſucht, indem er traͤge Maſſe von widerſtehender unterſcheidet, und jener den Einfluß auf die Beſchleunigung ganz abſpricht, iſt allen Grundſaͤtzen einer richtigen Mechanik zuwider, ſ. die Zuſaͤtze zu den Artikeln Kraft, Maſſe, Traͤgheit, Widerſtand. Hoffentlich wird dieſer wuͤrdige Gelehrte, dem es jederzeit nur um Wahrheit, nicht um ſeine Meinungen,
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Expanſivkraft begabt ſind. Wenn nun dieſe Stoffe, ſagt er, mit ſchweren Subſtanzen, in eine chemiſche Verbindung treten, ſo wird ihre Expanſivkraft aufgehoben, dagegen wird aber auch in den ſchweren Beſtandtheilen, mit denen dieſe nicht ſchweren Fluͤßigkeiten in Zuſammenſetzung treten, die Schwerkraft ruhend gemacht, und gewiſſermaßen aufgehoben, ſo daß das aus beyden zuſammengeſetzte Product nicht mehr als ſchwer, ſondern blos als traͤg, anzuſehen iſt. Nach Abſcheidung des Brennſtoffs wirkt die Schwerkraft wieder frey, daher der dephlogiſtiſirte Ruͤckſtand mehr wiegen muß, als er vor dem Verbrennen wog. Die Luft hingegen, die mit mehrerem Brennſtoff beladen, endlich zum Stickgas wird, muß am Gewicht eben ſo viel vermindert werden, und da ihre Elaſticitaͤt nicht vermehrt wird, ſo muß der Druck der aͤußern Luft ſie in einen kleinern Raum bringen.</p><p>Dieſe Erklaͤrung aber iſt noch weit unwahrſcheinlicher und unhaltbarer, als es die Hypotheſe der negativen Schwere war. Von der Luft habe ich bereits im Woͤrterbuche (Th. <hirendition="#aq">III.</hi> S. 474.) erinnert, daß durch bloße Gewichtsabnahme die Vermindernng ihres Umfangs nicht begreiflich wird. Es faͤllt dieſes deutlich in die Augen, ſobald man ſich nur erinnert, daß das Volumen eingeſchloßner elaſtiſcher Fluͤßigkeiten von ihrem Gewichte gar nicht abhaͤngt. Ueberdieſes iſt nicht einzuſehen, wie Expanſivkraft nach allen Seiten, und Schwere nach einer einzigen Richtung, ſich als entgegengeſetzte Kraͤfte gaͤnzlich aufheben ſollen. Endlich bleibt auch hier die Schwierigkeit uͤbrig, daß nach dieſer Erklaͤrung dephlogiſtiſirte Koͤperr ſchneller, als phlogiſtiſirte, fallen muͤßten, weil ſie bey weniger Maſſe von einer ſtaͤrkern Schwerkraft getrieben wuͤrden, und die Art, wie Hr. <hirendition="#b">Gren</hi> dieſer Schwierigkeit zu begegnen ſucht, indem er <hirendition="#b">traͤge</hi> Maſſe von <hirendition="#b">widerſtehender</hi> unterſcheidet, und jener den Einfluß auf die Beſchleunigung ganz abſpricht, iſt allen Grundſaͤtzen einer richtigen Mechanik zuwider, ſ. die Zuſaͤtze zu den Artikeln <hirendition="#b">Kraft, Maſſe, Traͤgheit, Widerſtand.</hi> Hoffentlich wird dieſer wuͤrdige Gelehrte, dem es jederzeit nur um Wahrheit, nicht um ſeine Meinungen,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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Expanſivkraft begabt ſind. Wenn nun dieſe Stoffe, ſagt er, mit ſchweren Subſtanzen, in eine chemiſche Verbindung treten, ſo wird ihre Expanſivkraft aufgehoben, dagegen wird aber auch in den ſchweren Beſtandtheilen, mit denen dieſe nicht ſchweren Fluͤßigkeiten in Zuſammenſetzung treten, die Schwerkraft ruhend gemacht, und gewiſſermaßen aufgehoben, ſo daß das aus beyden zuſammengeſetzte Product nicht mehr als ſchwer, ſondern blos als traͤg, anzuſehen iſt. Nach Abſcheidung des Brennſtoffs wirkt die Schwerkraft wieder frey, daher der dephlogiſtiſirte Ruͤckſtand mehr wiegen muß, als er vor dem Verbrennen wog. Die Luft hingegen, die mit mehrerem Brennſtoff beladen, endlich zum Stickgas wird, muß am Gewicht eben ſo viel vermindert werden, und da ihre Elaſticitaͤt nicht vermehrt wird, ſo muß der Druck der aͤußern Luft ſie in einen kleinern Raum bringen.
Dieſe Erklaͤrung aber iſt noch weit unwahrſcheinlicher und unhaltbarer, als es die Hypotheſe der negativen Schwere war. Von der Luft habe ich bereits im Woͤrterbuche (Th. III. S. 474.) erinnert, daß durch bloße Gewichtsabnahme die Vermindernng ihres Umfangs nicht begreiflich wird. Es faͤllt dieſes deutlich in die Augen, ſobald man ſich nur erinnert, daß das Volumen eingeſchloßner elaſtiſcher Fluͤßigkeiten von ihrem Gewichte gar nicht abhaͤngt. Ueberdieſes iſt nicht einzuſehen, wie Expanſivkraft nach allen Seiten, und Schwere nach einer einzigen Richtung, ſich als entgegengeſetzte Kraͤfte gaͤnzlich aufheben ſollen. Endlich bleibt auch hier die Schwierigkeit uͤbrig, daß nach dieſer Erklaͤrung dephlogiſtiſirte Koͤperr ſchneller, als phlogiſtiſirte, fallen muͤßten, weil ſie bey weniger Maſſe von einer ſtaͤrkern Schwerkraft getrieben wuͤrden, und die Art, wie Hr. Gren dieſer Schwierigkeit zu begegnen ſucht, indem er traͤge Maſſe von widerſtehender unterſcheidet, und jener den Einfluß auf die Beſchleunigung ganz abſpricht, iſt allen Grundſaͤtzen einer richtigen Mechanik zuwider, ſ. die Zuſaͤtze zu den Artikeln Kraft, Maſſe, Traͤgheit, Widerſtand. Hoffentlich wird dieſer wuͤrdige Gelehrte, dem es jederzeit nur um Wahrheit, nicht um ſeine Meinungen,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/714>, abgerufen am 22.11.2024.
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