Diese Angabe ist um (1/15) Lin. größer, als die von Huygens. Nun berichtet aber Hr. de la Lande(Astron. 2638),Mairan habe sich einer unrichtigen Toise bedient, und bringt die von ihm angegebne Pendellänge in seiner Tafel (52, XIII) auf 440,52 Lin. Bouguer fand, wie de la Lande in eben der Tafel angiebt, 440,67. Da diese Angaben von so geschickten Beobachtern, sorgfältig geprüft und berichtiget, dennoch um 0,15 Lin. unterschieden sind, so sieht man, welch ein hoher Grad von Genauigkeit erfordert wird, wenn solche Versuche etwas Sicheres lehren sollen.
Mairan beschreibt in der eben angeführten Abhandlung umständlich, wie solche Versuche anzustellen sind. Er hat sich dabey einer Pendeluhr und eines Gewichts an einem langen Faden bedient, wozu sehr häufig Fäden von einer Art amerikanischer Aloe (fils de pite) gebraucht werden, daher man die damit versehenen Pendel auch Pitt-Pendel zu nennen pflegt. Weil das Gewicht dabey nicht allemal in einer Vertikalfläche bleibt, sondern mit dem Faden konische Schwünge beschreibt, so hat Clairaut(Examen des differentes oscillations, qu'un corps suspendu par un fil peut faire, lorsqu'on lui donne une impulsion quelconque, in Mem. de l'acad. des sc. 1735. p. 382 der holl. Ausg.) solche Bewegungen untersucht. Darquier(Observ. astronomiques faites a Toulouse. Part. II. a Paris, 1782. 4. p. 219.) beschreibt die Methode, deren er sich bedient hat, die Pendellänge zu Toulouse zu bestimmen.
In den neusten Zeiten veranlaßte ein Preiß von 100 Guineen, den die Societät zu Aufmunterung der Künste, Manufacturen und Handlung in Adelphi's Buildings in London 1774 auf die Erfindung eines unveränderlichen Maaßes setzte, die Angabe eines neuen Apparats zu Bestimmung der Pendellängen, dessen Erfinder Thomas Hatton, Uhr- und Maaßstabmacher in London, eine Belohnung von 30 Guineen erhielt, wiewohl der Erfolg der Proben nicht ganz die Erwartung der Gesellschaft erfüllt hatte. Hatton hatte dabey die Idee gehabt, einen beweglichen Suspensionspunkt am Pendel anzubringen, und aus der Differenz zweyer Längen eben desselben Pendels, welches
Dieſe Angabe iſt um (1/15) Lin. groͤßer, als die von Huygens. Nun berichtet aber Hr. de la Lande(Aſtron. 2638),Mairan habe ſich einer unrichtigen Toiſe bedient, und bringt die von ihm angegebne Pendellaͤnge in ſeiner Tafel (52, XIII) auf 440,52 Lin. Bouguer fand, wie de la Lande in eben der Tafel angiebt, 440,67. Da dieſe Angaben von ſo geſchickten Beobachtern, ſorgfaͤltig gepruͤft und berichtiget, dennoch um 0,15 Lin. unterſchieden ſind, ſo ſieht man, welch ein hoher Grad von Genauigkeit erfordert wird, wenn ſolche Verſuche etwas Sicheres lehren ſollen.
Mairan beſchreibt in der eben angefuͤhrten Abhandlung umſtaͤndlich, wie ſolche Verſuche anzuſtellen ſind. Er hat ſich dabey einer Pendeluhr und eines Gewichts an einem langen Faden bedient, wozu ſehr haͤufig Faͤden von einer Art amerikaniſcher Aloe (fils de pite) gebraucht werden, daher man die damit verſehenen Pendel auch Pitt-Pendel zu nennen pflegt. Weil das Gewicht dabey nicht allemal in einer Vertikalflaͤche bleibt, ſondern mit dem Faden koniſche Schwuͤnge beſchreibt, ſo hat Clairaut(Examen des differentes oſcillations, qu'un corps ſuſpendu par un fil peut faire, lorsqu'on lui donne une impulſion quelconque, in Mém. de l'acad. des ſc. 1735. p. 382 der holl. Ausg.) ſolche Bewegungen unterſucht. Darquier(Obſerv. aſtronomiques faites à Toulouſe. Part. II. à Paris, 1782. 4. p. 219.) beſchreibt die Methode, deren er ſich bedient hat, die Pendellaͤnge zu Toulouſe zu beſtimmen.
In den neuſten Zeiten veranlaßte ein Preiß von 100 Guineen, den die Societaͤt zu Aufmunterung der Kuͤnſte, Manufacturen und Handlung in Adelphi's Buildings in London 1774 auf die Erfindung eines unveraͤnderlichen Maaßes ſetzte, die Angabe eines neuen Apparats zu Beſtimmung der Pendellaͤngen, deſſen Erfinder Thomas Hatton, Uhr- und Maaßſtabmacher in London, eine Belohnung von 30 Guineen erhielt, wiewohl der Erfolg der Proben nicht ganz die Erwartung der Geſellſchaft erfuͤllt hatte. Hatton hatte dabey die Idee gehabt, einen beweglichen Suſpenſionspunkt am Pendel anzubringen, und aus der Differenz zweyer Laͤngen eben deſſelben Pendels, welches
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Dieſe Angabe iſt um (1/15) Lin. groͤßer, als die von Huygens. Nun berichtet aber Hr. de la Lande (Aſtron. 2638), Mairan habe ſich einer unrichtigen Toiſe bedient, und bringt die von ihm angegebne Pendellaͤnge in ſeiner Tafel (52, XIII) auf 440,52 Lin. Bouguer fand, wie de la Lande in eben der Tafel angiebt, 440,67. Da dieſe Angaben von ſo geſchickten Beobachtern, ſorgfaͤltig gepruͤft und berichtiget, dennoch um 0,15 Lin. unterſchieden ſind, ſo ſieht man, welch ein hoher Grad von Genauigkeit erfordert wird, wenn ſolche Verſuche etwas Sicheres lehren ſollen.
Mairan beſchreibt in der eben angefuͤhrten Abhandlung umſtaͤndlich, wie ſolche Verſuche anzuſtellen ſind. Er hat ſich dabey einer Pendeluhr und eines Gewichts an einem langen Faden bedient, wozu ſehr haͤufig Faͤden von einer Art amerikaniſcher Aloe (fils de pite) gebraucht werden, daher man die damit verſehenen Pendel auch Pitt-Pendel zu nennen pflegt. Weil das Gewicht dabey nicht allemal in einer Vertikalflaͤche bleibt, ſondern mit dem Faden koniſche Schwuͤnge beſchreibt, ſo hat Clairaut (Examen des differentes oſcillations, qu'un corps ſuſpendu par un fil peut faire, lorsqu'on lui donne une impulſion quelconque, in Mém. de l'acad. des ſc. 1735. p. 382 der holl. Ausg.) ſolche Bewegungen unterſucht. Darquier (Obſerv. aſtronomiques faites à Toulouſe. Part. II. à Paris, 1782. 4. p. 219.) beſchreibt die Methode, deren er ſich bedient hat, die Pendellaͤnge zu Toulouſe zu beſtimmen.
In den neuſten Zeiten veranlaßte ein Preiß von 100 Guineen, den die Societaͤt zu Aufmunterung der Kuͤnſte, Manufacturen und Handlung in Adelphi's Buildings in London 1774 auf die Erfindung eines unveraͤnderlichen Maaßes ſetzte, die Angabe eines neuen Apparats zu Beſtimmung der Pendellaͤngen, deſſen Erfinder Thomas Hatton, Uhr- und Maaßſtabmacher in London, eine Belohnung von 30 Guineen erhielt, wiewohl der Erfolg der Proben nicht ganz die Erwartung der Geſellſchaft erfuͤllt hatte. Hatton hatte dabey die Idee gehabt, einen beweglichen Suſpenſionspunkt am Pendel anzubringen, und aus der Differenz zweyer Laͤngen eben deſſelben Pendels, welches
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/688>, abgerufen am 22.11.2024.
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